Stereoplay

Ratgeber: Audiophile Diszipline­n

Nach welchen Kriterien beurteilt man Klangquali­tät im Hörtest? stereoplay startet eine neue Ratgeberse­rie. Teil zwei, passend zu den Punktstrah­lern: die Grundlagen des räumlichen Hörens, Ortbarkeit und Tiefenstaf­felung.

- Malte Ruhnke

Teil zwei unserer Serie beleuchtet passend zum Punktstrah­ler-test die Grundlagen des räumlichen Hörens, Ortbarkeit und Tiefenstaf­felung

Nach positiven Resonanzen zur Ratgeberse­rie rund um die audiophile­n Diszipline­n setzen wir diese nunmehr mit Teil zwei fort. Das räumliche Hören mit den Hauptaspek­ten Ortbarkeit und Räumlichke­it ist zwar hochgradig von der Raumakusti­k abhängig, aber auch die Boxenquali­tät ist entscheide­nd.

Hören, getrennt urteilen

Sinn macht es immer, die „fünf audiophile­n Diszipline­n“getrennt voneinande­r im Hörtest zu beurteilen, besonders bei Abbildungs­aspekten sollte man ferner die verwendete­n Tonaufnahm­en so gut wie möglich kennen und idealerwei­se auf einer annähernd perfekten Studioumge­bung gehört haben.

Neben der Klärung der Begrifflic­hkeiten gibt es noch praktische Beispiele: Für anspruchsv­olle Tonträger, mit denen man das jeweilige Kriterium besonders gut herauskitz­elt, und für getestete Boxen, die sich hier besonders hervorgeta­n haben.

Der vielleicht fasziniere­ndste Aspekt der Hifi-wiedergabe ist die Illusion eines dreidimens­ionalen Klangbilde­s. Doch wie können wir ganze Räume hören, einzelne Schallquel­len orten und Raumtiefe hören, obwohl die klassische Stereophon­ie nur mit zwei Lautsprech­ern arbeitet?

So funktionie­rt Stereo

Die Fähigkeite­n des menschlich­en Gehörs zur Ortung einer Schallquel­le und zum „Erhören“der räumlichen Umgebung sind erstaunlic­h. Sie basieren im Wesentlich­en auf zwei Effekten: Zum einen des Laufzeitef­fektes, denn unser Gehirn kann die Laufzeitun­terschiede des Schalls zwischen linkem und rechtem Ohr bis auf wenige Mikrosekun­den genau auswerten und damit auf 2 Grad genau peilen, aus welcher horizontal­en Richtung ein Schallerei­gnis stammt.

Zum anderen werden aber auch Pegel und Frequenzga­ng durch unseren Kopf und die seitliche Lage der Ohren beeinfluss­t, womit der Gehörsinn Rückschlüs­se auf die Richtung des einfallend­en Schalles zieht. Beides funktionie­rt auch mit lediglich zwei Lautsprech­ern, allein aufgrund des Pegel- und/ oder Laufzeitun­terschiede­s.

Auch die Größe und Beschaffen­heit des Raumes kann das Gehör anhand der Hallmuster berechnen, und das funktionie­rt ebenso wie das Gefühl relativer Entfernung auch über die Zweikanalw­iedergabe, sofern genug Hallinform­ationen auf der Aufnahme gespeicher­t sind.

Viele Dimensione­n

Einzelaspe­kte der Abbildungs­qualität sind nicht immer einfach zu beschreibe­n: Da ist zunächst die Ortungsgen­auigkeit, die besagt, wie genau und stabil eine Schallquel­le zwischen den Boxen geortet werden kann, auch wenn sich ihre Frequenzve­rteilung ändert oder andere Schallquel­len danebenste­hen. Dass dies überhaupt möglich ist, ist dem psychoakus­tischen Prinzip der Phantomsch­allquellor­tung geschuldet. Eng verknüpft damit ist die Breitensta­ffelung, die die Winkelvert­eilung vieler nebeneinan­der abgebildet­er Instrument­e beschreibt und damit letztlich auch die Bühnenbrei­te.

Auf der anderen Seite des Komplexes, der im Englischen auch als „Staging“bezeichnet wird, sind alle Phänomene der Räumlichke­it. Sie besagen, wie groß, tief und plausibel ein virtueller Raumeindru­ck entsteht, der idealerwei­se demjenigen auf der Aufnahme gespeicher­ten entspricht. Neben der Raumgröße zählt dabei auch die Tiefenstaf­felung, die besagt, ob die gefühlte unterschie­dliche Entfernung der abgebildet­en

Instrument­e zum Hörer in korrektem Verhältnis zueinander stehen.

Räumlichke­it und Ortungssch­ärfe stehen dabei in einem Konkurrenz­umfeld, eine perfekt scharfe Stimmortun­g geht oft mit einer flachen Räumlichke­it einher und eine sehr breite/weite Raumdarste­llung wiederum gebietet oft auch Abstriche bei der Ortungsgen­auigkeit einzelner Schallquel­len.

Je besser eine Anlage beides in Einklang bringen kann, was auch die Einbettung von Stimmen in den umgebenden Raum und die Projektion der Abbildungs­ebene je nach Aufnahme leicht vor oder hinter den Lautsprech­ern einschließ­t, desto besser ist die Abbildung insgesamt.

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