Valve Audio Whisper
Südafrika – nicht unbedingt die erste Assoziation bei Hifi. Doch Valve Audio bringt vom Kap einen der aufwendigsten und konsequentesten Phonoamps mit Modular-bauweise und Röhren.
Bereits seit 1994 gibt es die Firma Valve Audio. In Deutschland dürfte noch niemand von ihr gehört haben, hat sich doch mit Gerhard Stiglmayrs Proworld erst 2018 ein Vertrieb für die südafrikanische Marke gefunden.
Der Kopf hinter den Produkten der Marke Valve Audio heißt Schalk Havenga. Bereits als kleiner Junge entdeckte er sein Interesse am väterlichen Radio. Heimlich öffnete er das Gehäuse, um die Röhren zu bewundern und ihr Tun zu hinterfragen. Nach einem Umweg als Reparaturtechniker gründete Havenga 1994 Valve Audio. Aufgewachsen mit Röhren und Transistoren stand für ihn fest, diese beiden Welten in seiner Elektronik zu vereinen.
Unter dem Namen „Whisper“findet sich im Portfolio des Südafrikaners auch eine Phono-vorstufe,
die das Ziel verfolgt, hohe Verstärkung mit sehr gutem Rauschabstand zu vermählen. Zu Recht weist Valve Audio darauf hin, dass insbesondere die zarten Signale von Mc-tonabnehmern eben diese hohe Verstärkung benötigen. Selbst „leise“MCS bekommen hier, was sie brauchen: um 66 db werden ihre Signale verstärkt. Auch die Mm-signale, die ja von Haus aus nicht so ganz zart sind, werden stärker als üblich angehoben, hier um satte 50 db, eine Art Standard sind 40 db. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Rauschabstand gerade bei Mm-tonabnehmern mit nur 66 db etwas bescheiden ausfällt... Sinnvoll zu erwähnen, dass hier auch spezielle Kundenwünsche bezüglich der Verstärkung erfüllt werden können.
Untadelig hingegen sieht das bei MCS aus: 76 db sind hier
Die Whisper wird in Südafrika per Hand gebaut. Materialien und Gehäuse sind ausgezeichnet.
ein sehr guter Wert für den Rauschabstand.
Die Verstärkerzüge kommen als Mono-einschübe, also Paarweise für MC und MM, und werden in die Rückseite der Whisper eingesteckt. Vier solcher Einschübe finden hier Platz. Man ordert die Whisper folglich so, wie man sie braucht.
Stufenweise verstärkt
Durch diesen modularen Aufbau haben die Verstärkerzüge eigene Gehäuse, was die Sache teurer, aber eben auch elektronisch unempfindlicher macht und beispielsweise auch das Übersprechen verringern soll.
Besonderen Wert legt Havenga auf die Stromversorgung, was, wie die Erfahrung zeigt, bei Phonoverstärkern immer eine gute Idee ist. Hier setzt der Entwickler auf hohe Sekundärspannungen.
Die Mc-eingangsstufe arbeitet mit zehn ausgesuchten Low-noise-transistoren, die als Differenzverstärker fungieren und etwa 25 db Verstärkung liefern. In der zweiten Stufe sitzen die genannten Doppeltrioden, die ebenfalls als Differenzverstärker arbeiten. Auch hier werden 25 db Verstärkung erreicht. Anschließend folgt eine rein passive Riaa-entzerrung, bei der einiges an Gain verloren geht. Den restlichen Gain bringt die dritte Stufe: Wieder eine Doppeltriode als Differenzverstärker. Die Mm-verstärker arbeiten sehr ähnlich, von der ersten Verstärkerstufe mal abgesehen: Hier sitzt ein rauscharmer Operationsverstärker. In der zweiten Verstärkerstufe, der mit Triode, wird der Verstärker ebenfalls zum Differenzverstärker.
Werksseitig ist die Whisper mit folgenden Werten für die Eingangsimpedanz bei Mc-betrieb ausgestattet: 23, 30, 100, 330, 500 und 1000 Ohm. Für MM gibt es 47 kω und etwas hohe 1890 Pikofarad Kapazität. Auch hier gilt: Wunschwerte sind optional lieferbar. Umgeschaltet werden die Widerstände über Mikro-relays und rauscharme Smd-widerstände.
Tori Amos’ Liveauftritt in Montreux hält viele Perlen bereit, insbesondere jedoch über die Whisper-vorstufe! Etwa „Silent All These Years“(1992). Plötzlich gleitet die Nadel geschmeidiger, plötzlich scheint man den feinen Schliff des Vanden-hul-mcs „The Black Crimson“, eine Empfehlung des Vertriebs, zu hören. Details ohne Ende, aber charmant und unaufdringlich! Alles ist da, Töne strahlen sanft, der Raum ist schön ausgeleuchtet, nie zu groß, um glaubwürdig zu sein, auch mit unseren Ortofon- und Denon-mcs begeistert die Whisper voll und ganz.
Ach ja, Dynamik, Klangfarben, Abbildung, das macht sie auch alles. Und scheinbar mit links. Großes Kino für die Ohren!