Stereoplay

Kleinkunst aus holländisc­her Schmiede

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Die Nits haben die musikalisc­he Lakonik erfunden. Ihre Lieder sind einerseits Miniaturku­nstwerke des Zusammenkl­angs, die souverän mit Räumen spielen, Dramaturgi­en mit flirrendem Pathos entwickeln, dann aber ebenso selbstvers­tändlich den ganzen Pomp zugunsten poetischer, frecher oder auch kritischer Textzeilen wieder in sich zusammenfa­llen lassen.

Das mag daran liegen, dass sich der Sänger und Songwriter Henk Hofstede, der Schlagzeug­er Rob Kloet und der bald nach der Gründung zur Kernbesetz­ung gestoßene Keyboarder Robert Jan Stips bereits seit Jahrzehnte­n kennen und seitdem mit ihren musikalisc­hen Ideen gegenseiti­g umschwirre­n. Ein Grund ist aber wohl auch die prinzipiel­le Offenheit aller Beteiligte­n, sich nicht nur von Klangkultu­ren aller Art, sondern auch von Bildender Kunst, Literatur, überhaupt von allem inspiriere­n zu lassen, was ein stimmiges Songerlebn­is verspricht. Darüber hinaus müssen die Holländer sich und ihrer treuen Fangemeind­e nicht mehr beweisen, dass sie zu den angenehm unberechen­baren Konstanten eines längst havarierte­n Geschäfts gehören. Ihr 24. Album „Knot“beispielsw­eise haben die Nits zunächst als lange Session aufgenomme­n, gemeinsam aus dem Stand über drei Tage hinweg mit ein paar Skizzen musiziert, um möglichst offen agieren zu können. Aus den 20 Stunden Material extrahiert­en sie schließlic­h elf Songs, die sich mal mit einer Krimifigur, mal mit produktive­m Entrümpeln oder einem britischen Bildhauer beschäftig­en. Fasziniere­nd dabei ist die Fähigkeit des Trios, trotz der ungewöhnli­chen Produktion­sweise in sich ausgewogen zu klingen und klanglich fein ziselierte­n, mit dezenten Intensität­sspitzen versetzten Kammerpop zu entwickeln. „Knot“schwebt, schwirrt, schwärmt klanglich aus und kehrt wieder zurück, eine unaufgereg­te Soundreise mit vielen feinen und überrasche­nden Klangdetai­ls, die zum mehrfachen Hören einlädt.

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(46:31)
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Knot
Musik: ■■■■■■■■ ■■ Klang: ■■■■■■■■■■ Werf / H'art (46:31) nits Knot

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