Magnat signature 905
Ein Hochtöner? Das ist langweilig. Magnat vertraut einem Doppel – und einem Aufkleber, der „Hi-res“verspricht. Wird unser Hörgefühl auf eine neue Wolke gehoben?
Je mehr Wege, desto besser? Eine schwierige Frage. Die Fans der Breitbänder würden jetzt auf die Barrikaden gehen und laut „Nein!“rufen. Die Fans der frühen 80er-jahre hingegen würden sich nochmals jung fühlen. Ein kritisches Thema, das Magnat wie kein anderer Hersteller nochmals anfacht.
Erstaunlich, wie die Signature 905 einen Multikanaleffekt entstehen ließ
Die Signature 905 protzt regelrecht mit vier Chassis. Das Grundkonzept folgt einem 3,5-Wege-aufbau.
Schauen wir genauer hin. Das sieht auf den ersten Blick und ganz naiv nach einem D’appolito-konzept aus. Ist es aber nicht. Obwohl hier zwei identische Tief/mitteltöner mit 17-Zentimetern parallel laufen, so blendet sich die untere Membran bei 320 Hertz aus. Macht 1,5-Wege. Wo kommen die anderen beiden Wege her? Hier verbaut Magnat sein bekanntes Hochtondoppel. Eine große Kalotte mit drei Zentimetern springt bei 2400 Hertz an, ab 17.500 Hertz wird die Superkalotte mit zwei Zentimetern angeworfen – die nominell und blitzsauber bis 55 Kilohertz hinauf spielen soll. Diese Hochton-konstruktion hat sich Magnat nicht nur patentieren lassen. Sie wurde sogar bei der Japan Audio Society eingereicht. Die subito das Siegel „Hi-res“attestierte, mit dem Magnat nun mächtig Werbung macht.
Doch nicht täuschen lassen: Das Siegel ist zwar schön, aber käuflich. Man muss Mitglied in der Japan Audio Society sein und eben einige technische Standards erfüllen. Der Rest ist und bleibt ein kritisches Geschäftsmodell unter Brüdern und unter Geldfluss.
Aber noch kein Grund für böse Worte gegenüber der Signature 905. Das ist ein erwachsener Standlautsprecher, mit rund einem Meter aber nicht
wirklich hoch. Das Finish hat uns als Erstes überzeugt. Unser Testmodell wurde in Makassar geliefert. Bildschön, man möchte die Oberfläche streicheln. Optisch elegant fügen sich auch die matt schimmernden Mitten/ Bassmembranen aus einem Keramik-aluminium-sandwich ein. Die Hochtöner wurden aus Gewebe gestrickt. Im Rücken liegt ein Bi-wiring-terminal mit wirklich guten Kontakten. Dazu eine wuchtige Bodenplatte mit sehr stabilen, höhenverstellbaren Spikes. Da gibt es nicht den Hauch einer Beschwerde. Jetzt ist unser Wertegefühl gefragt. Was mag wohl ein Pärchen kosten? Unsere Erfahrung sagt – deutlich über 3000 Euro. Daneben. Magnat ruft hier bescheidene 2400 Euro auf.
Alles schwebt
Wie harmoniert in diesem schönen Missverständnis der Klangeindruck? Anna Calvi wird von den Kritikern hofiert. Ihr neues Album „Hunted“wird zum Wunderwerk erklärt. Es ist richtig gut. Schon der erste Track „Swimming Pool“trifft in das Zentrum unseres Klangbewusstseins. Alles schwebt. Die Magnat sonnt sich in diesem Edelklang – alles wirkt leicht. Mehr noch: Alles hebt ab. Die Chöre im Hintergrund, das Psychedelische. Ein guter Joint für die Ohren. Erstaunlich, wie die Signature 905 einen Multikanal-effekt entstehen ließ. Als ob es 5.1-Lautsprecher wären. Wir schwimmen im warmen Wasser und lassen uns besäuseln. Genau an dieser Stelle kann man auch kritisch werden. So schön der Raumeffekt ist, er kann sensible Gemüter auch nerven. Da ist immer ein Hauch über allem. Als ob ein feiner Wind in der Höhe wehen würde. Der Superhochtöner mag klasse sein, er birgt aber auch die Gefahr von Irritationen. Das ist nicht komplett nerv-frei.
Klassik, geerdet. Super klingt ein Duo-album von BIS: Sonaten für Violine und Klavier von Edvard Grieg. Eldbjørg Hemsing geigt, Simon Trpceski begleitet am Flügel. Das ist Kammermusik von der ganz feinen, hochdynamischen Art. Hier hatte die Luftigkeit der Magnat ein wunderbares Spielfeld. Da war jeder Atem, jede Phrase präsent. Alles in allem ein ehrenwerter, tendenziell auf Auflösung bedachter Lautsprecher. ■