Stereoplay-musik
Neues und neu Aufgelegtes aus Rock, Pop, Jazz und Klassik von Dream Syndicate, Lucinda Williams, Tower Of Power, Marillion uv.a.
Steve Wynn ist nie müde geworden, sein Dream Syndicate als Rock-äquivalent zum Ornette Coleman Quartet zu bezeichnen. Fast 40 Jahre nach Gründung und acht Jahre nach Wiedervereinigung der Band macht er nun deutlich, was er damit meint. Allerdings erinnern seine Improvisationen eher an John Coltrane als an Ornette Coleman. Gerade der 20-minütige Opener ist eine mantraartige Modal-improvisation mit zwei E-gitarristen à la „East West“von der Paul Butterfield Blues Band. Allerdings verlieren Wynn und Co. niemals den Bezug zu La Monte Young aus den Augen, von dem sie ja einst den Bandnamen übernommen haben. Diese Kreuzung aus modalem Free Jazz, Minimal Music und Psychedelic Rock hat man so noch nie gehört. Ebenso wenig vergisst Wynn aber, dass er ein passionierter Songwriter ist. Die Tracks können noch so ausufernd sein, sie bleiben doch immer Lieder, deren
zentrales Motiv zu jeder Zeit klar erkennbar bleibt. In dieser Hinsicht erinnert die Band an die großen Momente von Neil Young & Crazy Horse oder an Sonic Youth auf „A Thousand Leaves“. Verstärkt wird das Gitarren-doppel von Wynn und Jason Victor in einigen Tracks durch die leidenschaftlichen Soli eines Saxophonisten, der die ganze Soundästhetik noch näher an den Electric Jazz der frühen 1970er-jahre rückt. Da die fünf Songs ineinander übergehen, wirkt „The Universe Inside“wie ein Koloss aus Sound oder wie ein massiver Bewusstseinsstrom, der den Hörer festhält und nicht mehr freigibt.the Dream Syndicate zelebrieren einen ausgestorben geglaubten Typus von Album, der nicht zuletzt mit großartigem Cover-artwork alle Regeln des aktuellen Musikbetriebs und vor allem die Beliebigkeit von Spotify außer Kraft setzt.
Anti / indigo (58:27)