Ein Kammerspiel des modernen Blues
Man kann die Idee des Audiophilen als Resultat von Messwerten verstehen. Unter diesem Aspekt fällt „The Garden Of Eve“nicht mehr aus dem Rahmen als andere Produkte im Umfeld umsichtig produzierter Aufnahmen dieser Tage. Man kann es aber auch als Attribut einer möglichst perfekten Übereinstimmung zwischen musikalischer Absicht und studiotechnisch gestalterischer Umsetzung deuten. Und dann ist das neue Album der britischen Sängerin mit Wurzeln in Malawi ein grandios gewichtetes Schmuckstück der musikalischen Balance. Denn Malia ist dem Blues auf der Spur. Sie will eine der Urformen der einst afroamerikanischen, inzwischen globalen Songkultur zu ihrer eigenen machen und hat sich dafür mit einem Kernteam deutscher Musiker rund um den Schlagzeuger Tommy Baldu zusammengetan, zu dem sich der Gitarrist und Bassist Lars Cölln und der Organist und Keyboarder Nils Kötting gesellen. Aufgenommen wurde im Hamburger Tonhotel, stellenweise auch im eigenen Studio von Baldu. Der Fokus der Klanggestaltung lag auf minimalistisch folkigen, oft kleinräumig intimen Arrangements, die die Botschaft der
Leidenschaft, der Menschlichkeit oder auch der enttäuschten Liebe kammerspielartig verdichten. Dabei gelingt Malia mit soulig rauchiger, in der Basis kräftiger Stimme, die Waage zwischen dem genretypischen Übermaß an Emotion und einer zeittypisch pointierten Lakonik zu halten. „Egal, wie schlecht Familie, Freunde, Politik, Partner, Liebhaber, Regierungen oder Eliten manchmal auch sind, sie können niemals die Kräfte des Guten in der Welt zerstören“, kommentiert die Sängerin die Idee hinter ihren Liedern. „Im Lauf der Zeit finde ich immer mehr zu dieser Wahrheit, die in meiner Seele tief verwurzelt ist, und ich fühle mich reif genug, um diese wunderbare Musiktradition zu verstehen. Denn Blues ist das Leben“. Und erstaunlich, wie präzise der Sound eines Albums diese Haltung abzubilden vermag.