Triptychon entfesselter Emotionen
Noch immer umgibt Mozarts drei letzte Sinfonien eine Aura des Mysteriösen, die selbst die Reproduktionskultur der letzten Jahrzehnte nicht verscheuchen konnte.warum hat er bereits drei Jahre vor seinem frühen Tod mit dieser genialischen
Trilogie seinen sinfonischen
Schlusspunkt gesetzt, ganz aus eigenen Stücken, ohne Anlass?
Verbindet diese drei so unterschiedlichen Werke nicht doch ein geheimes inneres Band?
Und hat er sie überhaupt zu hören bekommen? Viele Fragen und noch mehr Rätsel, die sich wie eine Schutzhülle des Unantastbaren um diese drei Gipfelwerke legen.
Auch wenn die „Historisten“in den vergangenen Jahren die verklärende Sicht der Romantiker durch Konturenschärfe,transparenz und flüssigetempi neu fokussiert haben, gibt es etwa bei der g-moll-sinfonie noch immer eine (auf Schumann basierende) Tendenz zu beschönigendem Wohlklang.
Das in Hamburg residierende Ensemble Resonanz und der italienische Barockspezialist Riccardo Minasi haben jetzt allen alten Mozart-klischees eine radikale Absage erteilt. Auf modernen Instrumenten und mit geschärftem historischen Blick deuten sie Mozarts Triptychon als dramatischen Ausbruch elementarer Kräfte und existenzieller seelischer Konflikte – eben als sein sinfonischestestament.wir erleben in rabiater Schärfe die sinfonische Essenz des dramatischen Wesens von Mozarts Musik, und ihrer Fähigkeit, die Fülle der menschlichen Existenz in ihrer Diskontinuität auszuformen. So reißt uns die g-moll-sinfonie endlich in den Strudel einer aria agitata, eines echten weiblichen Bedrohungsszenarios, während er in der Jupiter-symphonie den denkbar schärfsten Kontrast von Gewalt und Zärtlichkeit zusammenzwingt: Es sind revolutionäre Sprengsätze stärkster Gefühle.