Hochamt komödiantischen Gesangs
Zum Offenbach-kanon zählt „Maïtre Péronilla“nicht, eine späte Opéra-bouffe fürs Théâtre des Bouffes-parisiens, mit der der Meister 1878 dringend zu reüssieren hoffte. Doch der ganz große Erfolg war der Geschichte um einen Schokoladenhersteller in Madrid, sein Töchterlein Manoëla und ihre beiden Ehemänner nicht beschieden. Dabei zieht Offenbach, diesmal auch sein eigener Librettist, seine bewährten Register, vor allem jenes des spanischen Kolorits. Die Chose hat Pepp, Gefühl und Esprit – auch wenn die Inspiration nicht vom allerprickelndsten Champagner ist. Der Grundkonflikt – Zwangsverkuppelung an
ungeliebten älteren Mann, trickreiche Rettung – erinnert an Rossinis „Barbier“(auf den „alten Bartolo“wird denn auch angespielt), trotzdem hat das Textbuch Originalität. Und originelle Rollen, die hier als wahres Hochamt komödiantischen Gesangs gefeiert werden. So ist gleich Anaïs Constans‘ Manoëla ein Sopran-ausbund an Temperament, Eigensinn und stimmlich glänzender Verve, und dem steht Éric Huchet als Papa Péronilla mit echtem Schokoladenseiten-tenor nicht nach.
Die grandiose Véronique Gens gibt, der Reife ihrer Stimme gemäß, die Frustschraube und Intrigantin Léona, eine Frau in reiferen Jahren und doch unreif im Gemüt – aber Gens singt das nicht ältlich, sondern mit Feuer und groteskem Witz. Empfindsam und voller Elan, nicht nur in ihrer Malagueña, die Sopranistin Chantal SantonJeffery als Musiker und wahrer Geliebter Alvarès, eine Hosenrolle à la Nicklausse in Offenbachs „Hoffmann“. Ebenso glorreich die im Heiratsschlamassel hilfreichen Freunde Ripardos (Bariton Tassis Christoyannis) und Frimouskino (brillant in Strahlkraft und Melos: Mezzo Antoinette Dennefeld). Markus Poschner dirigiert wunderbar federnd und leicht, manchmal etwas auf Kosten robuster Konturen – und leider mit der Unsitte, Stretta-schlusstakte kasperhaft zu beschleunigen.
Bru Zane BZ 1039 (100:40, 2 CDS + Buch)