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Iso Tek EVO3 Mosaic Genesis

Die meisten Stromaufbe­reiter bringen nette Filter in unser Heim. Isotek begnügt sich damit nicht. Der Strom wird komplett gefiltert, geteilt, neu getaktet. Ein Kraftwerk bei uns daheim. Das bringt viel, aber es kostet auch viel.

- Andreas Günther ■

Kann Strom wirklich sauber sein? Oder gar schmutzig? Kann es zu viel geben, zu wenig? Bei diesen Fragen schlägt der freundlich­e Herr vom Kraftwerk um die Ecke die Hände über dem Kopf zusammen. Denn wir hier in Mitteleuro­pa leben im Himmelreic­h. Wir werden mit Feinkost beliefert. Unser Hörraum beispielsw­eise, der liegt nicht am allgemeine­n Netz der Redaktion, sondern direkt am Verteilerk­asten. Stringente­r geht es nicht. In der Folge haben wir hier auch erlebt, dass jede Form des StromTunin­gs nichts bringt. Nichts. Gar nichts. Wir haben Drive, wir haben Harmonie, wir

Das ist kein nettes Kästlein, sondern eine veritable Kanone. Ein Machtwort sondermaße­n.

haben Ruhe – und wir wollen nichts mehr.

Und an unserem rechten Ohr üstert uns ein Engel oder ein Teufel zu: Es geht besser, ihr täuscht euch, wir haben da ein wunderbare­s Kästlein. Das im Falle Isotek eher kein Kästlein ist, sondern eine Kanone. 20 Kilogramm schwer. Ultimativ, ja geradezu brutal in seinem Aufbau. Es ist ein Mix aus einem klassische­n Strom lter und einem Generator. In beiden Meriten hat Isotek Großes erreicht. Groß ist auch der Preis: 9000 Euro.

Nach klassische­m journalist­ischem Maßstab haben wir jetzt in den ersten Zeilen alle harten Fakten zusammenge­führt. Wir sind keinem Leser gram, der an dieser Stelle aussteigt. Denn 9000 Euro für eine eigentlich nicht klingende Komponente in der Kette – das ist schwer vermittelb­ar. Als wir sie aus dem Karton holten, hatten wir das Gefühl eines Loriot-films. Sie erinnern sich doch sicherlich an die Episode der Familie Hoppensted­t bei der Weihnachts­bescherung. Da gibt es für den Kleinsten ein Atomkraftw­erk en miniature. Genau so fühlt sich der Isotek EVO3 Mosaic Genesis an. Wie durch Zauberkraf­t entsteht neue Energie. Es ist ein schlauer Mix. Isotek hat einerseits echte Strom lter im Angebot. In der Kür gibt es aber auch Stromgener­atoren. Die nicht einfach nur schönfärbe­n, sondern den Strom uss komplett neu aufbauen. In der höchsten Stufe bringt Isotek den Super Titan in den Markt und erwartet vom Endkunden eine Zahlung von 30 000 Euro. Herrschaft­szeiten – da ist der EVO3 Mosaic Genesis ja noch fast günstig.

Gefahr: Weichspüle­r

Nicht wirklich. Wir sind sehr kritisch gegenüber den Versprechu­ngen der High-end-strombranc­he. Denn zu oft sind wir Produkten begegnet, die ein bestehende­s System mitunter sogar verschlech­tert haben. Plötzlich fehlte der Drive, der Zugriff, die Dynamik. Alles klang eine Spur sanfter, wie ein Weichspüle­r, aber auch verfremdet. Das brauchen wir nicht. Was also könnte der EVO3 Mosaic Genesis aus dem Hut zaubern? Schauen wir dem Fluss des Stromes ab der Steckdose zu. Wir haben bewusst die Isotek-kiste in den Haushalt

unseres Autoren gebracht. Hier gibt es in der unmittelba­ren Nähe eine Arztpraxis mit Röntgenstr­ahlen, dazu allerlei DECTTelefo­ne und Internet-perStromle­itungen. „Schmutzige­r“könnte der Strom in einem realen Abbild nicht sein. Aber: Unser Autor hat darunter nie gelitten. Es klang bei ihm wie erträumt. Was also sollte ein Stromoptim­ierer hier vollenden?

Ungehemmt

Dem Quader packt Isotek ein hauseigene­s Edelkabel bei. Von der Buchse an wird der Strom geteilt. Zwei Stränge sind für die Kraftberei­ter reserviert. Hier liegen einige Filter an, aber kein großes Aufgebot. Isotek will beispielsw­eise einer Endstufe oder einem Vollverstä­rker das komplette, ungehemmte Kraftaufge­bot überantwor­ten. Drei weitere Stränge hingegen werden maximal runderneue­rt. Aus dem Wechselstr­om wird Gleichstro­m generiert, dann liegt ein klassische­r Class-a/bVerstärke­r an, anschließe­nd wird wieder ein Wechselstr­om daraus – aber viel besser in der Hertz-frequenz, viel besser in der 230-Volt-qualität. Das hat mit dem Ursprung nichts mehr zu tun. Halt wie bei den Hoppensted­ts – ein Kraftwerk in den eigenen vier Wänden. Gefährlich gut. Ja, es gibt tatsächlic­h eine gefährlich­e Komponente in diesem Spiel. Durch die Class-a/b-verstärkun­g entsteht Wärme. Die wird zwar durch eine stattliche Kühlrippe abgeführt. Aber es gilt die Empfehlung des Hersteller­s: Bitte diese Box mit der nötigen Luftzufuhr in das Rack stellen. Wer den EVO3 Mosaic Genesis auf einem Hoch or-teppich residieren lässt, der riskiert zwar keine Brandgefah­r, aber die Schutzscha­ltung könnte ungewollt häu g anspringen.

Mächtige Kraft

Das macht Angst, aber vor allem zeigt es die Ernsthafti­gkeit von Isotek. Wir haben tatsächlic­h etwas Ultimative­s in unseren Hörraum geholt. Es ist mächtig. Und es ist gut. Klar nahm in unserem Test die Struktur des Klangs zu. Das war alles feiner getrennt, ehrlicher, schwärzer. Vor allem der Bass legte zu. Wir spürten mehr Kantigkeit an den Tieftönern. Darüber schlich sich eine samtige Eleganz ein. Alles wirkte im besten Sinne analoger, selbstvers­tändlicher. Wirkliche Gewinne in allen audiophile­n Dimensione­n, klar nachvollzi­ehbar. Das Produktver­sprechen wird von Isotek eingehalte­n Aber ist das 9000 Euro wert? Da sagen wir klar: nun ja. Das muss jeder für sich entscheide­n. Ist meine komplette High-endKombi „nur“10 000 Euro schwer, dann stellt sich die Sinnfrage. Wer aber den Push des Absoluten haben will – hier wird mehr erreicht, als mit so manchem Kabel. Kritik und Empfehlung zugleich.

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Hier wird Wärme produziert, eine Class-a/b-schaltung generiert den Stromfluss komplett neu.
Die Kühlrippen zeigen es an: Hier wird Wärme produziert, eine Class-a/b-schaltung generiert den Stromfluss komplett neu.
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Geteilte Zufuhr: Die beiden rot markierten Buchsen sind für die großen Stromnutze­r reserviert, die oberen drei für die feinen Quellen.
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