Zwischen Tod und Höhen ug
Als hätte er einen Stern verschluckt, klingt seine Stimme nicht: kein astrales Strahlen, sondern zarte Zurückhaltung, charakteristischer Schall mit Hauch. Und im „Lied eines Schiffers an die Dioskuren“eben auch dieses feine Tremolieren, das etwas vom pulsierenden Licht der freundlichen Zwillingssterne ins vokale Espressivo bannt. Als Sternsinger (es folgen zwei weitere einschlägige Gesänge) startet der amerikanisch-libanesische Tenor Karim Sulayman sein aus Allbekanntem und eher Rarem klug kompiliertes Schubert-album, dessen Titel („Where only stars can here us“) trotz Kitsch-touch Ernstes meint: Es
geht um Intimität ohne Einsamkeit, um ein kosmisches Geborgensein, das Tragik und Tod nicht ausschließt, sie aber im Gleichgewicht der Natur aufhebt. Zu diesem schön unzynischen Höhenflug erhebt sich Sulayman auf den Flügeln eines Gesangs, der manchmal umso mehr berührt, je absturzgefährdeter er scheint. Nicht alles ist hier Rachengold: Zurückhaltung kann ins Verdruckste umschlagen, Charakteristisches in ein belegtes Timbre. Aber: Welche Einfühlung, welche Expressivität tönt aus dem scheinbar Anfechtbaren! Zumal in der Kombination mit den unverbraucht juvenilen Tönen, einer Art Authentizitätssiegel. Packend realisiert Sulayman den Unterton furchtsamer Beklemmung in „Alinde“; und in „Des Fischers Liebesglück“(von Schubert gerade nicht als lockere Galanterie vertont) den gleichsam hypnotische Bann, der sich erst mit dem letzten der markanten Oktavsprünge instranszendente löst. In der „Forelle“vereint der Sänger Witz und protestierendes Mitgefühl, der „Erlkönig“hat hier – ganz ohne Rollengesäusel und Inszenierungsgehabe – wahrhaft elementare Gewalt (das gleichnamige Wort selbst: wie ein Stromschlag). Mit Prägnanz und Spannung trägt die Hammerklavier-spielerinyi-hengyang entscheidend zur Intensität bei – und zu den wunderbar gelösten Momenten wie am Ende im empfindsamen „Rosenband“.