Moon 390 + Moon 330A
Moon spickt seine Vorstufe 390 mit seinem Mind-2-streamingmodul. Für 10.000 Euro gibt es damit eine komplette Musikkette, an die man nur noch zwei Boxen anschließen muss.
Wenn man bedenkt, dass inzwischen zwei AktivBoxen mit der nötigen Konnektivität genügen, um standesgemäß Musik zu hören, dann betreibt jemand, der sich trotzdem eine Vor-/end-kombi gönnt, einen ziemlichen Aufwand und opfert seiner Leidenschaft einiges an Raum und Geld. So gesehen wählt Moon einen Mittelweg. In die Vorstufe Moon 390 wurde die derzeit beliebteste Programmquelle gleich integriert. Mit ihrem eingebauten Streaming Client erschließt sie sowohl High-resAudio aus dem lokalen Netzwerk als auch Musikdienste von Tidal, Deezer und Qobuz.
Zusammen mit der Endstufe Moon 330A repräsentiert die Vorstufe immerhin einen Gegenwert von 10.000 Euro, bleibt für diese Geräteklasse aber immerhin optisch zurückhaltend.
Kompakt und komplex
Der Nutzen der Zwei-in-einsstrategie äußert sich nicht nur im verminderten Platzbedarf und im gesteigerten Preis-leistunsgverhältnis. Auch der Bedienungskomfort pro tiert ebenfalls. Wenn man die beiden Komponenten mir ihren massiven Alu-gehäusen anschaut und anfasst, wundert man sich, dass nicht viel mehr High Ender mondsüchtig sind. Die kanadischen Komponenten überzeugen durch ein dezent edles Design und tadellose Verarbeitung. Sie werden in dem nordamerikanischen Land von Simaudio hergestellt und sind in zwei
Farbausführungen zu haben: Schwarz-silber verleiht ihnen einen eher kühlen, technischen Look, während sie in Braun besonders gediegen und unaufdringlich wirken.
Diese Wertigkeit beschränkt sich keineswegs auf Äußerlichkeiten. Besonders die Endstufe ist im Innern eine Augenweide. Ihr speziell für Moon gefertigter Ringkerntransformator wurde augenscheinlich großzügig dimensioniert und zwischen den beiden spiegelsymmetrisch aufgebauten Endstufen positioniert. Mit dem ebenfalls üppig ausgelegten, dahinter angeordneten Kondensator-reservoir füllt er das mittlere Gehäusedrittel aus. Die beiden bipolaren Transistorpaare für jeden Kanal sitzen entlang der aus dem Vollen gefrästen Aluminium-seitenwangen. Das optimiert die Wärmeableitung aus dem Gehäuse.
Um Verzerrungen zu beseitigen, greifen die meisten Hersteller zur Gegenkopplung, treiben also aus dem Blickwinkel von Puristen den Teufel mit dem Belzebub aus. Der 1997 gegründete, in Boucherville nahe Montreal beheimatete Ableger des Mutterkonzernes Simaudio, verzichtet auf die große Gegenkopplungskeule für Phasenlinearität und Band
breite. Außerdem entstammen die ersten 5 Watt reinem KlasseA-betrieb. Wird mehr Leistung abgerufen, schaltet der Amp automatisch auf Class A/B um.
Auf der Rückseite des Moon 330A nden sich neben sehr massiven Cinch-buchsen auch symmetrische Xlr-eingänge. Es gibt nur ein Paar Lautsprecherklemmen, allerdings ein sehr solides. Vielmehr zu entdecken gibt es auf der Rückseite der Vorstufe. Dort nden sich nicht nur XLR- und Cinch-anschlüsse. Mit gleich vier Hdmi-eingängen und einem Ausgang (4K, HDCP 2.3, Deep Color) gibt sich die nicht mehr ganz taufrische Moon 390 als Vorreiter. Denn die großen japanischen Ue-konzerne entdecken diese Av-anschlüsse gerade erst für Stereo-verstärker-komponenten. Die restliche Digital-sektion bietet eine bunte Mischung: Koaxial- und Lichtleiter-eingänge für S/ Pdif-signale und ein AES/ Ebu-eingang mit XLR-BUCHse plus eine Usb-b-buchse zum Anschluss eines Rechners, der die Moon-vorstufe als externe High-end-soundkarte mit bis zu 32 Bit / 384 khz verwenden kann.
Zum Anschluss ans Netzwerk darf der Benutzer zwischen LAN und WLAN wählen. Darüber hinaus verfügt der Moon 390 über eine BluetoothSchnittstelle (mit Aptx für
Android-geräte) zum Streamen von Smartphones, Tablets oder Laptops.
Großer Aufwand
Die mit hochwertigen Bauteilen bestückte Vorstufenplatine platzierten die Entwickler für kurze Signalwege gleich hinter den Cinch- und Xlr-ausgängen. Der DAC vom Typ ESS Sabre ES9026PRO sitzt deshalb auch direkt vor der Ausgangssektion. Er kann nicht nur wie bereits erwähnt, via USB seine maximale Au ösung nutzen.
Das von Mind gelieferte Streaming Modul verarbeitet Pcm-audio-signale bis zu 384 khz und DSD256 über Ethernet. Mit manchen Routern soll es unter günstigsten Bedingungen sogar via WLAN klappen. Der Hersteller warnt allerdings vor Dropout-gefahren und emp ehlt drahtloses Streaming nur bis maximal 192 khz bei Pcm-signalen beziehungsweise DSD64. Ein Schmankerl für Besitzer bestimmter SACDPlayer: Dsd-streams mit 2,8 MHZ lassen sich auch über HDMI an den Moon schicken.
Dieser bemerkenswerten digitalen Vielfalt steht eine nicht minder vielseitige analoge Konnektivität gegenüber. Das Phono-modul gestattet die Verwendung von MM- oder MCTonabnehmern und lässt sich im Menü nicht nur in puncto Impedanz, Kapazität und Gain anpassen. Die Entzerrung kann der Benutzer zwischen RIAA und ICE umschalten. Die Mind2-streaming-plattform, eine für Moon maßgeschneiderte Gemeinschaftsentwicklung mit
Stream Unlimited, gibt Audiodateien von Upnp-servern im Netzwerk wieder und ermöglicht die Nutzung von OnlineMusikdiensten wie Qobuz, Tidal oder Deezer. Das nötige Abo vorausgesetzt, kann die Moon 390 die hochau ösenden Tidal-master-streams abspielen. Die zur Steuerung des Streaming-vergnügens benötigte Moon Mind Controller App ist kostenlos für IOS und Android verfügbar. Doch der wegen der hilfreichen Nutzung von Metadaten immer belieb
tere Roon-player kann ebenfalls mit der Moon 390 verwendet werden. Das erscheint unserer Erfahrung nach für ios-user noch aus einem anderen Grund sinnvoll: Während die Mind App auf unserem AndroidSmartphone stabil ihren Dienst verrichtete, machte die IOSVersion auf dem iphone 11 Pro immer wieder Probleme, auch nach dem Update der beiden separaten Firmwares von Preamp und Streamer. Ansonsten gibt es nur einen wahrlich winzigen Kritikpunkt an der Vorstufe, der sich allerdings mit der Zeit in Wohlgefallen au öst. Die ausgesprochen kleine Standby-taste der Moon 390 versteckt sich links oben im unübersichtlichen Tastenfeld links neben dem Farbdisplay.
Wer diesen Punkt gemeistert hat, den erwartet eine blitzsaubere Vorstellung beider Komponenten. Mit der Magico M3 erzeugten die Kanadier eine auffallend breite, hohe Bühne und begeisterten durch Detailreichtum und Transparenz. Wie gut der Amp die Magicos im Griff hatte, offenbarte der rabenschwarze, kontrollierte
Bass, der sich gerade bei klassischer Musik mit Kesselpauken äußerte. Mit anspruchsvoller Kost äußerte sich auch die mustergültige Homogenität bei Stimmen, Violinen oder Holzbläsern. Allerdings bewies das kanadische Duo sein ganzes Potenzial als wir vom integrierten Streaming-modul auf den, analog an den Xlr-vorstufenEingang angeschlossenen Stateof-the-art-streamer Ayre QX-5 Twenty (Test auf Seite 62) umschalteten. Dann schien jemand regelrecht bei Tiefton-impulsen wie Drums oder scharf angerissenen Bass-saiten von hinten gegen die Membran zu treten.
Das verlieh Klassik, aber auch Rock, Jazz und Pop gehörigen Drive. Der integrierte Streamer ist also eher ein nettes Add-on an einer herausragenden Vorend-kombi, die mit passender Musik für Gänsehaut sorgen kann, wie man es in diesen Preisregionen nur selten erlebt.
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Moon macht Mond-süchtig: Die Kombi aus 390 und 330A spielt wie aus einem Guss. Der Punch kickt richtiggehend.