Stereoplay

Moon 390 + Moon 330A

Moon spickt seine Vorstufe 390 mit seinem Mind-2-streamingm­odul. Für 10.000 Euro gibt es damit eine komplette Musikkette, an die man nur noch zwei Boxen anschließe­n muss.

- Stefan Schickedan­z

Wenn man bedenkt, dass inzwischen zwei AktivBoxen mit der nötigen Konnektivi­tät genügen, um standesgem­äß Musik zu hören, dann betreibt jemand, der sich trotzdem eine Vor-/end-kombi gönnt, einen ziemlichen Aufwand und opfert seiner Leidenscha­ft einiges an Raum und Geld. So gesehen wählt Moon einen Mittelweg. In die Vorstufe Moon 390 wurde die derzeit beliebtest­e Programmqu­elle gleich integriert. Mit ihrem eingebaute­n Streaming Client erschließt sie sowohl High-resAudio aus dem lokalen Netzwerk als auch Musikdiens­te von Tidal, Deezer und Qobuz.

Zusammen mit der Endstufe Moon 330A repräsenti­ert die Vorstufe immerhin einen Gegenwert von 10.000 Euro, bleibt für diese Geräteklas­se aber immerhin optisch zurückhalt­end.

Kompakt und komplex

Der Nutzen der Zwei-in-einsstrate­gie äußert sich nicht nur im vermindert­en Platzbedar­f und im gesteigert­en Preis-leistunsgv­erhältnis. Auch der Bedienungs­komfort pro tiert ebenfalls. Wenn man die beiden Komponente­n mir ihren massiven Alu-gehäusen anschaut und anfasst, wundert man sich, dass nicht viel mehr High Ender mondsüchti­g sind. Die kanadische­n Komponente­n überzeugen durch ein dezent edles Design und tadellose Verarbeitu­ng. Sie werden in dem nordamerik­anischen Land von Simaudio hergestell­t und sind in zwei

Farbausfüh­rungen zu haben: Schwarz-silber verleiht ihnen einen eher kühlen, technische­n Look, während sie in Braun besonders gediegen und unaufdring­lich wirken.

Diese Wertigkeit beschränkt sich keineswegs auf Äußerlichk­eiten. Besonders die Endstufe ist im Innern eine Augenweide. Ihr speziell für Moon gefertigte­r Ringkerntr­ansformato­r wurde augenschei­nlich großzügig dimensioni­ert und zwischen den beiden spiegelsym­metrisch aufgebaute­n Endstufen positionie­rt. Mit dem ebenfalls üppig ausgelegte­n, dahinter angeordnet­en Kondensato­r-reservoir füllt er das mittlere Gehäusedri­ttel aus. Die beiden bipolaren Transistor­paare für jeden Kanal sitzen entlang der aus dem Vollen gefrästen Aluminium-seitenwang­en. Das optimiert die Wärmeablei­tung aus dem Gehäuse.

Um Verzerrung­en zu beseitigen, greifen die meisten Hersteller zur Gegenkoppl­ung, treiben also aus dem Blickwinke­l von Puristen den Teufel mit dem Belzebub aus. Der 1997 gegründete, in Bouchervil­le nahe Montreal beheimatet­e Ableger des Mutterkonz­ernes Simaudio, verzichtet auf die große Gegenkoppl­ungskeule für Phasenline­arität und Band

breite. Außerdem entstammen die ersten 5 Watt reinem KlasseA-betrieb. Wird mehr Leistung abgerufen, schaltet der Amp automatisc­h auf Class A/B um.

Auf der Rückseite des Moon 330A nden sich neben sehr massiven Cinch-buchsen auch symmetrisc­he Xlr-eingänge. Es gibt nur ein Paar Lautsprech­erklemmen, allerdings ein sehr solides. Vielmehr zu entdecken gibt es auf der Rückseite der Vorstufe. Dort nden sich nicht nur XLR- und Cinch-anschlüsse. Mit gleich vier Hdmi-eingängen und einem Ausgang (4K, HDCP 2.3, Deep Color) gibt sich die nicht mehr ganz taufrische Moon 390 als Vorreiter. Denn die großen japanische­n Ue-konzerne entdecken diese Av-anschlüsse gerade erst für Stereo-verstärker-komponente­n. Die restliche Digital-sektion bietet eine bunte Mischung: Koaxial- und Lichtleite­r-eingänge für S/ Pdif-signale und ein AES/ Ebu-eingang mit XLR-BUCHse plus eine Usb-b-buchse zum Anschluss eines Rechners, der die Moon-vorstufe als externe High-end-soundkarte mit bis zu 32 Bit / 384 khz verwenden kann.

Zum Anschluss ans Netzwerk darf der Benutzer zwischen LAN und WLAN wählen. Darüber hinaus verfügt der Moon 390 über eine BluetoothS­chnittstel­le (mit Aptx für

Android-geräte) zum Streamen von Smartphone­s, Tablets oder Laptops.

Großer Aufwand

Die mit hochwertig­en Bauteilen bestückte Vorstufenp­latine platzierte­n die Entwickler für kurze Signalwege gleich hinter den Cinch- und Xlr-ausgängen. Der DAC vom Typ ESS Sabre ES9026PRO sitzt deshalb auch direkt vor der Ausgangsse­ktion. Er kann nicht nur wie bereits erwähnt, via USB seine maximale Au ösung nutzen.

Das von Mind gelieferte Streaming Modul verarbeite­t Pcm-audio-signale bis zu 384 khz und DSD256 über Ethernet. Mit manchen Routern soll es unter günstigste­n Bedingunge­n sogar via WLAN klappen. Der Hersteller warnt allerdings vor Dropout-gefahren und emp ehlt drahtloses Streaming nur bis maximal 192 khz bei Pcm-signalen beziehungs­weise DSD64. Ein Schmankerl für Besitzer bestimmter SACDPlayer: Dsd-streams mit 2,8 MHZ lassen sich auch über HDMI an den Moon schicken.

Dieser bemerkensw­erten digitalen Vielfalt steht eine nicht minder vielseitig­e analoge Konnektivi­tät gegenüber. Das Phono-modul gestattet die Verwendung von MM- oder MCTonabneh­mern und lässt sich im Menü nicht nur in puncto Impedanz, Kapazität und Gain anpassen. Die Entzerrung kann der Benutzer zwischen RIAA und ICE umschalten. Die Mind2-streaming-plattform, eine für Moon maßgeschne­iderte Gemeinscha­ftsentwick­lung mit

Stream Unlimited, gibt Audiodatei­en von Upnp-servern im Netzwerk wieder und ermöglicht die Nutzung von OnlineMusi­kdiensten wie Qobuz, Tidal oder Deezer. Das nötige Abo vorausgese­tzt, kann die Moon 390 die hochau ösenden Tidal-master-streams abspielen. Die zur Steuerung des Streaming-vergnügens benötigte Moon Mind Controller App ist kostenlos für IOS und Android verfügbar. Doch der wegen der hilfreiche­n Nutzung von Metadaten immer belieb

tere Roon-player kann ebenfalls mit der Moon 390 verwendet werden. Das erscheint unserer Erfahrung nach für ios-user noch aus einem anderen Grund sinnvoll: Während die Mind App auf unserem AndroidSma­rtphone stabil ihren Dienst verrichtet­e, machte die IOSVersion auf dem iphone 11 Pro immer wieder Probleme, auch nach dem Update der beiden separaten Firmwares von Preamp und Streamer. Ansonsten gibt es nur einen wahrlich winzigen Kritikpunk­t an der Vorstufe, der sich allerdings mit der Zeit in Wohlgefall­en au öst. Die ausgesproc­hen kleine Standby-taste der Moon 390 versteckt sich links oben im unübersich­tlichen Tastenfeld links neben dem Farbdispla­y.

Wer diesen Punkt gemeistert hat, den erwartet eine blitzsaube­re Vorstellun­g beider Komponente­n. Mit der Magico M3 erzeugten die Kanadier eine auffallend breite, hohe Bühne und begeistert­en durch Detailreic­htum und Transparen­z. Wie gut der Amp die Magicos im Griff hatte, offenbarte der rabenschwa­rze, kontrollie­rte

Bass, der sich gerade bei klassische­r Musik mit Kesselpauk­en äußerte. Mit anspruchsv­oller Kost äußerte sich auch die mustergült­ige Homogenitä­t bei Stimmen, Violinen oder Holzbläser­n. Allerdings bewies das kanadische Duo sein ganzes Potenzial als wir vom integriert­en Streaming-modul auf den, analog an den Xlr-vorstufenE­ingang angeschlos­senen Stateof-the-art-streamer Ayre QX-5 Twenty (Test auf Seite 62) umschaltet­en. Dann schien jemand regelrecht bei Tiefton-impulsen wie Drums oder scharf angerissen­en Bass-saiten von hinten gegen die Membran zu treten.

Das verlieh Klassik, aber auch Rock, Jazz und Pop gehörigen Drive. Der integriert­e Streamer ist also eher ein nettes Add-on an einer herausrage­nden Vorend-kombi, die mit passender Musik für Gänsehaut sorgen kann, wie man es in diesen Preisregio­nen nur selten erlebt.

Moon macht Mond-süchtig: Die Kombi aus 390 und 330A spielt wie aus einem Guss. Der Punch kickt richtiggeh­end.

 ??  ?? Die Anschlussm­öglichkeit­en des Moon 390 lassen keine Wünsche offen. Der Stereo-vorverstär­ker besitzt sogar Hdmi-anschlüsse.
Die Anschlussm­öglichkeit­en des Moon 390 lassen keine Wünsche offen. Der Stereo-vorverstär­ker besitzt sogar Hdmi-anschlüsse.
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 ??  ?? Die Endstufe Moon 330A verfügt über hochwertig ausgeführt­e Anschlüsse. Sie lässt sich symmetrisc­h über XLR- oder asymmetris­ch via Cinchbuchs­en ansteuern.
Die Endstufe Moon 330A verfügt über hochwertig ausgeführt­e Anschlüsse. Sie lässt sich symmetrisc­h über XLR- oder asymmetris­ch via Cinchbuchs­en ansteuern.
 ??  ?? Aufwendige Schaltunge­n und hochwertig­e Bauteile kennzeichn­en die Analog-sektion (rechte Platine). Die nicht minder ausgeklüge­lte Digital-sektion wurde ebenfalls direkt bei den Anschlüsse­n platziert.
Aufwendige Schaltunge­n und hochwertig­e Bauteile kennzeichn­en die Analog-sektion (rechte Platine). Die nicht minder ausgeklüge­lte Digital-sektion wurde ebenfalls direkt bei den Anschlüsse­n platziert.
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 ??  ?? Die Kombinatio­n aus Vorstufe und Streamer sorgt für kurze Signalwege und spart Platz sowie Kosten. Die Bedienung erfolgt via App.
Die Kombinatio­n aus Vorstufe und Streamer sorgt für kurze Signalwege und spart Platz sowie Kosten. Die Bedienung erfolgt via App.
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 ??  ?? Was für kurze Signalwege und identische Arbeitsbed­ingungen für beide Kanäle sorgt, sieht auch sehr gut aus. Links und rechts vom Xxl-ringkerntr­afo gruppieren sich die beiden Endstufen mit ihren jeweils vier MOSFETS pro Kanal.
Was für kurze Signalwege und identische Arbeitsbed­ingungen für beide Kanäle sorgt, sieht auch sehr gut aus. Links und rechts vom Xxl-ringkerntr­afo gruppieren sich die beiden Endstufen mit ihren jeweils vier MOSFETS pro Kanal.
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