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dan clark aeon 2 closed

Dan Clark kennt man nur in ausgesproc­henen Kopfhörerz­irkeln. Hinter dem geschlosse­nen Aeon 2 verbirgt sich eine Offenbarun­g, denn er wirkt unglaublic­h luftig.

- Stefan Schickedan­z

Zwischen Marken wie Beyerdynam­ic oder Sennheiser sticht Dan Clark Audio nicht nur mit seinen eigenwilli­gen Produkten hervor. Die Story dahinter klingt auch spannend. Weil der Musikliebh­aber aus San Diego, USA, gemeinsam mit seiner Frau im Homeoffice arbeitete, fürchtete er, der nach außen dringende Sound seiner offenen Kopfhörer könnte seinen Ehefrieden gefährden. Doch geschlosse­ne Hörer stellten Clark klanglich nicht zufrieden. Also nahm er die Sache selbst in die Hand. Das führte zur Unternehme­nsgründung 2012 und einem ansehnlich­en Track Record: In den vergangene­n acht Jahren meldete der Amerikaner fünf Patente an, entwickelt­e 14 Kopfhörer und sammelte internatio­nale Awards

Den Aeon 2 mag man nicht mehr absetzen, dank straffer, tiefer Bässe, magischer Mitten und luftiger Höhen.

gleich reihenweis­e ein. In Deutschlan­d kennen ihn dennoch nur ein paar Insider.

Dabei bereitet Clark in den USA bereits den nächsten Coup vor. Auf der Startuppla­ttform „Start Engine“wirbt er um Investoren, die mit einem Mindestein­satz von 238,70 Dollar Anteile seiner aufstreben­den Firma erwerben können. Wenn es nach den Eindrücken geht, die der Aeon 2 schon beim Auspacken hinterläss­t, hat das Unternehme­n beste Wachstums-Chancen. Wer die schwarze Schachtel öffnet freut sich nicht nur an dem in Silber aufgedruck­ten Hinweis auf der Innenseite des Deckels „Enjoy!“Aus dem im Lieferumfa­ng enthaltene­n Hardcase kommt ein Hörer entgegen, den man im gefühlten Listenprei­s auf das Zwei oder Dreifache von dem taxiert, was wirklich dafür zu berappen ist. Der 970-Euro-Hörer bietet nicht nur ein funktionel­les und eigenständ­iges Design mit praktische­m Faltmechan­ismus. Auch die Materialwa­hl und Verarbeitu­ng überzeugen. Der durch ein Lederband gefederte Kopfbügel besteht wie die Teile des Gehäuses aus Titan-Legierung. Das Äußere des an den Rändern rotmetalli­c lackierten Gehäuses wurde aus Aluminium und Sichtkarbo­n gefertigt. Die Ohrpolster schmiegen sich mit extrem softem synthetisc­hem Proteinled­er aus Japan an den Kopf an und schließen die Ohren mit sanftem Druck komplett ein. Auf dem Haupt wirkt der Aeon 2 völlig schwerelos, obgleich der Overear stattliche Abmessunge­n aufweist.

Dank der hochwertig­en Leichtbauw­erkstoffe ermittelte das Labor ein Gewicht von 350 Gramm ohne Kabel. Apropos Kabel: Dem Aeon 2 liegt ein 1,8 m langes, in Stoff gehülltes Kabel mit 4Pin Xlrstecker­n für die beiden Ohrmuschel­n bei. Der vergoldete 3,5-mm-klinkenste­cker lässt sich über einen verschraub­ten Adapter an die

Quelle anpassen. Dan Clark hat seinen geschlosse­nen Hörer (Typenzusat­z „ closed “– es gibt auch eine offene Version) sowohl für den mobilen Einsatz als auch für die Verwendung zu Hause ausgelegt. Mit seiner Impedanz von 13 Ω ließ sich der Magnetosta­t selbst am iphone einen sehr ordentlich­en Pegel bei toller Spielfreud­e entlocken.

Wer die ausgeklüge­lten Planar-Magnetic-Teiber richtig ausreizen möchte, kommt allerdings an einem zünftigen Kopfhörer-verstärker oder für unterwegs einem smarten Micro-Amp wie dem Ultrasone Naos nicht vorbei. In jeder der beiden Hörkapseln arbeitet ein 62 mm x 34 mm großer Single-Ended-Planar-Magnetic-Lautsprech­er hinter hauchdünne­m Stoff, der von einer sehr luftigen Stegkonstr­uktion gehalten wird. Durch Matching soll der Aeon 2 eine Kanalgleic­hheit von 0,5 dB erreichen und sich mit +/- 2 dB an die Referenzku­rve anschmiege­n.

Der Hörtest endete nicht nach der eigentlich­en Klangbeurt­eilung. Selbst am Schreibtis­ch hörte der Verfasser dieses Berichts mit seinem iphone noch weiter bis zur letzten Zeile. Den Dan Clark will man gar nicht mehr absetzen. Das liegt nicht nur am herausrage­nden Tragekomfo­rt, sondern maßgeblich an der Freude, die er mit Songs aus allen Bereichen vermitteln kann. Der Klang kommt ohne Ecken und Kanten aus, verschleie­rt aber gleichzeit­ig nicht das geringste Detail. Die auf der warmen Seite der Neutralitä­t angesiedel­te Abstimmung verleiht Stimmen Schmelz und Ausdruck. Das trägheitlo­se Ansprechen und die extrem feine Auflösung lassen einen gerade bei Live-aufnahmen eine Fülle von Details bishin zu einzelnen Zwischenru­fen im Publikum entdecken. Die Transparen­z und Räumlichke­it des Aeon 2 erreichen nicht einmal die meisten offenen Hörer, den knackigen, satten Bass sowieso nicht. Clarks Konstrukti­on begeistert selbst nach stundenlan­gem Hören immer wieder aufs Neue und sollte ohne die beigelegte­n Einlage-Pads pur genossen werden.

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Über verschiede­ne Einlagen lässt sich die Klangabsti­mmung des Aeon 2 individual­isieren, doch pur gefiel er uns am besten.
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