Ratgeber: Vinyl reinigen
Blitzblanke Platten sind des Sammlers ganzer Stolz – da knistert und knackst im besten Fall nichts mehr, selbst wenn die Scheibe Jahrzehnte auf dem Buckel hat.
Blitzblanke Platten sind des Sammlers Stolz – da knistert und knackst im besten Fall nichts mehr.
Erfahrene Plattensammler wissen, dass selbst kaum gespielte Scheiben, die Jahrzehnte in ihrer Hülle im Regal ruhten, seltsamerweise starke Verschmutzungen aufweisen können. Tatsächlich dringt Staub bis tief in die Plattenhüllen vor und setzt sich in den Rillen fest. Da hilft bekanntermaßen keine Bürste mehr, sondern nur noch eine gründliche Nasswäsche. Profis lassen die Scheiben übrigens trotz Absaugung noch einige Zeit an der Luft trocknen, damit auch kleinste Flüssigkeitsrückstände Zeit zum Verdunsten haben und nicht die Innenhüllen beschädigen. Apropos Flüssigkeit: Geheimnisvolle Wässerchen werden derer viele angepriesen. Im Prinzip handelt es sich um demineralisiertes Wasser, 20 bis 25 Volumenprozente Isopropylalkohol (nicht mehr!) und eine Oberflächen-entspannungshilfe, vulgo: zwei Tropfen Spülmittel pro Liter.
Vollprofis benutzen statt Spülmittel antistatische Netzmittel, etwa Tetenal Mirasol oder Amaloco H10. Übrigens: Den Tipp, die Scheibe mit aufgetragener Reinigungsflüssigkeit einmal nass abzuspielen, vergessen wir ganz schnell wieder, denn der Alkohol kann die Verklebung des Abtastdiamanten schädigen. Und überhaupt ist Nassabspielen schon immer eine ganz schlechte Idee gewesen. Wer seine Platten liebt, verwendet auch keine obskuren chemischen Abspiel-hilfsmittel jeder Art. Wichtig: Für Schellacks gelten eigene Regeln, sie sollten nicht mit alkoholhaltigen Flüssigkeiten gereinigt werden.
Bei jeder Art von Plattenwäsche sollte man darauf achten, dass das Label nicht nass wird; die Platte also bitte nicht
„baden“. Aufgequollene Label mit Flecken sind nicht nur unschön, sondern bringen den Wert eines Sammlerstücks ganz schnell auf null.
Dass man auch brandneue Schallplatten einmal durch die Waschmaschine jagen sollte, ist bekannt; Trennmittel und Pressrückstände werden so entfernt. Die aufwendige, große Maschinenwäsche ist normalerweise eine einmalige Angelegenheit, wie Besitzer von sehr großen Sammlungen bestätigen werden. Abgesehen von extrem verschmutzten Platten, die dann normalerweise auch zerkratzt
sind und mit defekten Nadeln gespielt wurden (und manchmal nicht zu retten sind), langt in Zukunft ein Mikrofaser-tuch zur Reinigung vor dem Abspielen. Solche Tücher sind in der Regel besser als jede Art von Plattenbürste und reichen tief in die mikroskopisch kleinen Rillen. Bei den bekannten Discountern werden solche Tücher ein- bis zweimal im Jahr angeboten, Profis decken sich dann ein, weil die Dinger auch beim Abstauben der Geräte echte Wunder wirken.
Nach der Pflichtwäsche kommt die Kür: Eine neue, saubere Innenhülle spendieren, die alte Hülle natürlich aufheben und daneben in die Außenhülle stecken. Ernsthafte Plattenfreaks besitzen einen kleinen Akkusauger und saugen die Außenhülle vorher noch aus! Ein schwach angefeuchteter Lappen und darauffolgendes Trockenwischen mit saugenden Küchentüchern tut der Außenhülle gut, die dann wieder in den alten schönen Farben erstrahlt und optimalerweise in einer durchsichtigen Plastikhülle steckt.
Es macht freilich wenig Sinn, blitzblank saubere Platten auf einen schmutzigen Plattenteller zu legen. Unsere Plattenspieler-„altare“scheinen Staub ja magisch anzuziehen (was sie während des Abspielvorgangs tatsächlich auch tun) und sollten daher öfters gereinigt werden, ein Pinsel und der erwähnte Mini-staubsauger leisten dabei gute Dienste. Als gerne übersehener Spezialfall müssen die Platten-„matten“gelten: Vor allem Exemplare aus Filz und Stoff sind nach einiger Zeit echte Schmutzfänger. Absaugen und Ausschütteln helfen da nur bedingt, in der Praxis ist ein Austausch oft die bessere Lösung.
Knistern und Knacksen sind nicht immer schmutzigen Platten zuzuschreiben, sondern können auch von statischer Aufladung durch den Abspielvorgang herrühren. Die korrekte Erdung des Laufwerks ist also auch wichtig, um elektrische Ladungen abzuleiten.