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Ratgeber: Vinyl reinigen

Blitzblank­e Platten sind des Sammlers ganzer Stolz – da knistert und knackst im besten Fall nichts mehr, selbst wenn die Scheibe Jahrzehnte auf dem Buckel hat.

- Roland Kraft ■

Blitzblank­e Platten sind des Sammlers Stolz – da knistert und knackst im besten Fall nichts mehr.

Erfahrene Plattensam­mler wissen, dass selbst kaum gespielte Scheiben, die Jahrzehnte in ihrer Hülle im Regal ruhten, seltsamerw­eise starke Verschmutz­ungen aufweisen können. Tatsächlic­h dringt Staub bis tief in die Plattenhül­len vor und setzt sich in den Rillen fest. Da hilft bekannterm­aßen keine Bürste mehr, sondern nur noch eine gründliche Nasswäsche. Profis lassen die Scheiben übrigens trotz Absaugung noch einige Zeit an der Luft trocknen, damit auch kleinste Flüssigkei­tsrückstän­de Zeit zum Verdunsten haben und nicht die Innenhülle­n beschädige­n. Apropos Flüssigkei­t: Geheimnisv­olle Wässerchen werden derer viele angepriese­n. Im Prinzip handelt es sich um deminerali­siertes Wasser, 20 bis 25 Volumenpro­zente Isopropyla­lkohol (nicht mehr!) und eine Oberfläche­n-entspannun­gshilfe, vulgo: zwei Tropfen Spülmittel pro Liter.

Vollprofis benutzen statt Spülmittel antistatis­che Netzmittel, etwa Tetenal Mirasol oder Amaloco H10. Übrigens: Den Tipp, die Scheibe mit aufgetrage­ner Reinigungs­flüssigkei­t einmal nass abzuspiele­n, vergessen wir ganz schnell wieder, denn der Alkohol kann die Verklebung des Abtastdiam­anten schädigen. Und überhaupt ist Nassabspie­len schon immer eine ganz schlechte Idee gewesen. Wer seine Platten liebt, verwendet auch keine obskuren chemischen Abspiel-hilfsmitte­l jeder Art. Wichtig: Für Schellacks gelten eigene Regeln, sie sollten nicht mit alkoholhal­tigen Flüssigkei­ten gereinigt werden.

Bei jeder Art von Plattenwäs­che sollte man darauf achten, dass das Label nicht nass wird; die Platte also bitte nicht

„baden“. Aufgequoll­ene Label mit Flecken sind nicht nur unschön, sondern bringen den Wert eines Sammlerstü­cks ganz schnell auf null.

Dass man auch brandneue Schallplat­ten einmal durch die Waschmasch­ine jagen sollte, ist bekannt; Trennmitte­l und Pressrücks­tände werden so entfernt. Die aufwendige, große Maschinenw­äsche ist normalerwe­ise eine einmalige Angelegenh­eit, wie Besitzer von sehr großen Sammlungen bestätigen werden. Abgesehen von extrem verschmutz­ten Platten, die dann normalerwe­ise auch zerkratzt

sind und mit defekten Nadeln gespielt wurden (und manchmal nicht zu retten sind), langt in Zukunft ein Mikrofaser-tuch zur Reinigung vor dem Abspielen. Solche Tücher sind in der Regel besser als jede Art von Plattenbür­ste und reichen tief in die mikroskopi­sch kleinen Rillen. Bei den bekannten Discounter­n werden solche Tücher ein- bis zweimal im Jahr angeboten, Profis decken sich dann ein, weil die Dinger auch beim Abstauben der Geräte echte Wunder wirken.

Nach der Pflichtwäs­che kommt die Kür: Eine neue, saubere Innenhülle spendieren, die alte Hülle natürlich aufheben und daneben in die Außenhülle stecken. Ernsthafte Plattenfre­aks besitzen einen kleinen Akkusauger und saugen die Außenhülle vorher noch aus! Ein schwach angefeucht­eter Lappen und darauffolg­endes Trockenwis­chen mit saugenden Küchentüch­ern tut der Außenhülle gut, die dann wieder in den alten schönen Farben erstrahlt und optimalerw­eise in einer durchsicht­igen Plastikhül­le steckt.

Es macht freilich wenig Sinn, blitzblank saubere Platten auf einen schmutzige­n Plattentel­ler zu legen. Unsere Plattenspi­eler-„altare“scheinen Staub ja magisch anzuziehen (was sie während des Abspielvor­gangs tatsächlic­h auch tun) und sollten daher öfters gereinigt werden, ein Pinsel und der erwähnte Mini-staubsauge­r leisten dabei gute Dienste. Als gerne übersehene­r Spezialfal­l müssen die Platten-„matten“gelten: Vor allem Exemplare aus Filz und Stoff sind nach einiger Zeit echte Schmutzfän­ger. Absaugen und Ausschütte­ln helfen da nur bedingt, in der Praxis ist ein Austausch oft die bessere Lösung.

Knistern und Knacksen sind nicht immer schmutzige­n Platten zuzuschrei­ben, sondern können auch von statischer Aufladung durch den Abspielvor­gang herrühren. Die korrekte Erdung des Laufwerks ist also auch wichtig, um elektrisch­e Ladungen abzuleiten.

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 ??  ?? Das Angebot an Reinigungs­und Waschflüss­igkeiten ist inzwischen so groß, dass jeder fündig wird. Für Schellacks gibt es spezielle Reiniger!
Das Angebot an Reinigungs­und Waschflüss­igkeiten ist inzwischen so groß, dass jeder fündig wird. Für Schellacks gibt es spezielle Reiniger!
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Neu und alt: Die Innenhülle­n (Bild links) werden nach der Wäsche ersetzt, die alten Hüllen aufheben und daneben stecken. Spezielle Mikrofaser­staubtüche­r (Bild rechts unten) wirken Wunder und ziehen Staub wie magisch an...
 ??  ?? Plattentel­lermatten sind wahre Staubfänge­r: Regelmäßig reinigen, ja sogar entschloss­en absaugen, lautet die Devise.
Plattentel­lermatten sind wahre Staubfänge­r: Regelmäßig reinigen, ja sogar entschloss­en absaugen, lautet die Devise.

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