CD + Labelstory
Den hat sich das deutsche Jazz-label ACT auf die Fahnen geschrieben. Wie sich der Klang Europas anhört, lässt sich auf dieser stereoplay CD nachhören.
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Das deutsche Jazz-label ACT steht für den „Sound Of Europe“. Auf unserer stereoplay-cd hören Sie, wie das klingt.
Natürlich geht es dabei nicht um Grenzziehungen etwa gegenüber den Musikkulturen anderer Kontinente – dem steht ja schon der weltumspannende „Spirit of Jazz“entgegen, den sich das 1992 gegründete Label ACT Music von Beginn an gleichfalls auf die Fahnen geschrieben hat.
Der Label-gründer Siegfried E. „Siggi“Loch, ehemaliger Popmanager beim Warnerkonzern, feierte inzwischen seinen 80. Geburtstag und hat sich aus dem operativen Geschäft verabschiedet. Doch sein Statement besteht: „Die Zeiten ändern sich, aber eines bleibt: Mehr als jede andere Kunstform berührt Musik die Menschen unmittelbar. Aufnahmen zu veröffentlichen, die das Herz und die Seele genauso bewegen wie den Geist, war, ist und bleibt Anspruch von ACT.“
Exquisite Klänge
Diesen einst und jetzt geltenden Anspruch erfüllt auch die Auswahl auf der stereoplay CD, die Act-produktmanager Marco Ostrowski kenntnisreich kuratierte. Lange schon hatte der Autor bei dem Münchener Label „gebohrt“, denn neben der herausragenden musikalischen Qualität der Produktionen begeistert auch regelmäßig die audiophile Klangqualität.
Auch diesem Anspruch genügen die zwölf herausgesuchten Titel, die zeitlich und stilistisch sehr weit spannen. Dabei dominiert tatsächlich deutlich ein europäischer Akzent, denn die meisten Künstler stammen vom Alten Kontinent, oder wurzeln doch hier wie die Frankoalgerierin Nesrine Belmokh.
Erklärtermaßen liegt ein Schwerpunkt von ACT in der Förderung des europäischen Jazz. Michael Gibbs, Komponist und Arrangeur der „Jazzphony No. 1“, stammt zwar aus Salisbury (Harare), dem ehemaligen Rhodesien und heutigen Simbabwe, zog aber schon früh nach Großbritannien.
Jazz ohne Grenzen
Die Jazzphony erschien 1995, 2006 erschien eine Surroundabmischung auf SACD, unter dem Namen des mitwirkenden Pianisten Joachim Kühn als „Europeana“. Als Produzent fungierte Siggi Loch, nicht nur ein Jazz-überzeugungstäter, sondern auch ein erklärter
Freund von Grenzüberschreitungen musikalischer Art.
So geht auch die Reihe „Jazz at Berlin Philharmonic“auf seine Initiative zurück – die europäische Antwort auf die legendären „Jazz At The Philharmonic“in den USA. Auch diese von Loch kuratierte Reihe soll dem Sound of Europe eine Büh
ne geben, denn, so ACT, „die reichhaltige europäische Musik hat viele Spuren im zeitgenössischen Jazz hinterlassen.“Die prestigeträchtige Reihe ist hier mit Folge 8 vertreten: „Mediterraneo“von Stefano Bollani.
Im übrigen vereinte schon die erste von inzwischen etwa 550 Act-scheiben zwei vermeintlich getrennte Welten: Jazz und Flamenco. Diese Tradition vertritt hier die zweite Folge von „Jazzpana“. Überhaupt überschreiten viele ACTKünstler souverän stilistische Grenzen. Besagter Flamenco, aber auch Tango, orientalische, arabische, asiatische Klänge und Folk finden ihren Raum.