stereoplay-musik
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Neues und neu Aufgelegtes von Elvis Costello, Lambchop, Bruce Springsteen, Extrabreit, Fish, Public Enemy, Sade, Stevie Nicks u.v.m.
Elvis Costello war schon immer ein Chamäleon, das sich mit jedem Album diebisch darüber amüsieren konnte, wenn jeweils etwas Anderes von ihm erwartet worden war. Dabei sprang er kühn zwischen Punk, New Wave, altem und neuem Jazz, Soul, Hiphop, Folk und Kammermusik hin und her. Irgendwann ist mal gut, mag er sich gesagt haben und überträgt dieses Lebens- und Arbeitsprinzip nun auf ein einziges Album. „Hey Clockface“umfasst alle Facetten, die man mit Costello verbindet. Es beginn mit einem von Ambient-jazz untermalten Spoken-word-stück, gefolgt von einem wütenden Rock-kracher. Kammermusikalisches reibt sich an schmachtenden Pop-balladen, simple Folk-songs rahmen opulente Produktionen ein. Costello produzierte die Musik über drei Stationen mit unterschiedlichen Konstellationen in Helsinki, Paris und dann – dem Lockdown geschuldet – in Newyork. An den dor
tigen Sessions waren Bill Frisell und Nels Cline beteiligt. Nachdem Costello schon zahlreiche Aufnahmen mit rockaffinen Jazzgitarristen wie Frisell und Marc Ribot gemacht hatte, lag eine Zusammenarbeit mit Cline geradezu auf der Hand. Das Element, das all die Perspektiven miteinander verbindet, ist Costellos näselnde und schnoddernde Stimme, die immer noch das Herz des Rock-rabauken von 1977 verrät. Auch wenn es nach vollendetem Perfektionismus klingt, ist vieles auf dem Album komplett improvisiert. Mit seinen Texten nimmt Costello durchaus Bezug auf die seltsamen Zeiten, in denen wir gerade feststecken und von denen letztlich auch die Produktion betroffen war.viel entscheidender ist jedoch einmal mehr seine Fähigkeit, einander scheinbar Ausschließendes kraft seiner Persönlichkeit zu einem gemeinsamen Ganzen zu fügen.
concord / universal (49:52)