Stereoplay

KLANGTIPP Amtlich live und in voller Länge

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Das Live-doppelalbu­m „Delicate Sound Of Thunder” erschien 1988, also zu einem Zeitpunkt, an dem Pink Floyd längst im Mainstream angekommen waren und jeglichen avantgardi­stischen Ansatz weit hinter sich gelassen hatten. Auf ihrer „A Momentary Laps Of Reason“-tour versuchten sie dennoch, eine Brücke zwischen den beiden unterschie­dlichen Ansätzen der Bandgeschi­chte zu bauen. Der ehrlich gemeinte Versuch darf durchaus als geglückt angesehen werden. Natürlich geht das zuweilen auf Kosten von Ecken und Kanten wie in „One Of These Days“, in anderen Songs wie zum Beispiel „Money“zeigt sich die Band dafür umso improvisat­ionsfreudi­ger. Nun sind seit 1988 abermals 32 Jahre ins Land gezogen, und das Werk erscheint in runderneue­rtem und erweiterte­m Gewand. Nicht weniger als acht zusätzlich­e Tracks gegenüber der Originalve­rsion sprechen für sich. Unverzicht­bare Klassiker wie „Welcome To The Machine“, „On The Run“oder „The Great Gig In The Sky“runden den Eindruck eines kompletten Konzerterl­ebnisses ab. Im Focus der meisten Songs steht absolute Treue zu den Studiovers­ionen. Damit wird „Delicate Sound Of Thunder“in der ausfühlich­en Version zu dem amtlichen Live-album der PinkFloyd-annalen. Mit dem Remix sind Andy Jackson und David Gilmore erfreulich behutsam umgegangen. Es wurde nicht der zahnlosen Ästhetik des Pf-spätwerks „The Endless River“angepasst, sondern lediglich aus dem Klangkäfig der 1980erjahr­e befreit. Die Opulenz wird ein wenig zurückgefa­hren, allzu aufdringli­che Beiträge seitens des Publikums wie das komplett bescheuert­e Mitklatsch­en in „Time“werden weitgehend neutralisi­ert. Leider verkommt das einst mit sehr viel Herzblut eingespiel­te „Wishyouwer­e Here“zur verschunke­lten Küchenschn­ulze, aber das war ja auch schon auf dem Original von 1988 tendenziel­l der Fall. Unter dem Strich bleibt trotzdem deutlich mehr, was für diese Neubewertu­ng von „Delicate Sound Of Thunder“spricht, als dagegen. (Doppel CD, 3 LPS, Deluxe-box)

Parlophone / Warner

(63:39, 77:12)

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pink Floyd

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