Magie und Eruption
Neben Jewgenij Mrawinsky war der 1914 geborene Kirill Kondraschin Jahrzehnte lang „die“musikalische Autorität der sowjetischen Musikszene. Nach zwei Dekaden Opernarbeit in Leningrad und am Moskauer Bolschoi-theater übernahm er 1960 die Moskauer Philharmoniker und formte sie zu einem Spitzenorchester. Hier wurde er zu einem der bedeutendsten Interpreten der Werke Schostakowitschs und Mahlers.
Bereits 1958 durfte er als erster sowjetischer Dirigent in die USA reisen, um dort mit dem Sensationsgewinner des 1. Moskauer Tschaikowsky-wettbewerbs, Van Cliburn, Konzerte zu geben und Aufnahmen zu machen. Ende 1978 emigrierte er in die Niederlande, wo er kurz darauf zum zweiten Chefdirigenten des Concertgebouworkest ernannt wurde. Hier starb er im März 1981 nach einer Aufführung von Mahlers 1. Sinfonie.
Im Juni 1979 hatte er mit dem Amsterdamer Toporchester für Philips Rimski-korsakows Sinfonische Suite „Scheherazade“aufgenommen, und diese Modell-einspielung offenbart in besonderer Weise seine künstlerische Rigorosität:
Kondraschin zählte zu den letzten großen Autoritäten seiner Zunft und es gelang ihm auch hier, dem neuen Orchester auf Anhieb seinen „Stil aufzuprägen“wie er selbst sagte. So kreierte er eine wunderbare Synthese von märchenhaftem Klangzauber und rigoroser rhythmischer Präzision, die vor allem in den beiden Ecksätzen von jedem Musiker höchste Spielkultur und Totaleinsatz forderte: Rimski-korsakows komplexe Klangfarbenspiele, wie etwa der durchgehende Wellengang des Meeres im Kopfsatz, formte Kondraschin zu einem geradezu filmisch bewegten Tongemälde von höchster Suggestivkraft. Jetzt hat die japanische Decca diese zeitlose Referenz digital remastered und auf eine Ultra-high-quality-cd überspielt.