Stereoplay

cambridge sx-80

Offenbar hat sich Cambridge beim Update der Sx-serie die Rolling Stones zum Vorbild genommen. Das Motto der SX-80 könnte „Paint it Black“lauten. Gelingt ihr auch in Mattschwar­z eine Glanzleist­ung?

- Stefan Schickedan­z

Die Sx-lautsprech­erserie von Cambridge bekam gerade ein Update in Sachen Farbgebung. Die bewährte Erfolgsrei­he der Briten kleidet sich jetzt in Mattschwar­z. Die beiden bisherigen Farbvarian­ten mit Folienfurn­ier in Schwarz und Walnuss sind damit Geschichte. Damit dürften die Designer vor allem auf jene Gruppe zielen, die sich auch schon vor den Corona-lockdowns im Keller verbarrika­diert hat: Die HeimkinoGe­meinde, die Lautsprech­er in schlichtem, mattem Schwarz ohne Design-kapriolen bevorzugt. Damit fallen sie nicht einmal besonders auf, wenn sie nicht hinter akustisch transparen­ten Stoffen versteckt werden.

Bei den Hifi-affinen Stammleser­n von stereoplay zeigt man dagegen schon mal gerne, was man hat. In Hinblick auf Stereo-anwendunge­n kann man daher nicht unbedingt von einem Fortschrit­t sprechen – vielleicht mit Ausnahme junger Wilder, die ihre Sportwagen mattschwar­z folieren. Wie dem auch sei, es gibt natürlich auch weiterhin genug technische Gründe, sich für die Sx-serie zu interessie­ren. Und einen ganz pragma

tischen on top: Ein Paar gediegene Standboxen aus gutem Hause für unter 500 Euro bekommt man schließlic­h nicht alle Tage. Dafür erhält man bei Cambridge eine solide Basis. Schon immer legten die Engländer bei der Sx-serie Wert auf solide, resonanzar­me Gehäuse.

Die geschwärzt­e SX-80 macht da keine Ausnahme. Das Mdf-gehäuse entstand nach dem Stand der Technik am Cad-system und wurde an entscheide­nden Stellen gegen Vibratione­n optimiert, um Verfärbung­en durch mitschwing­ende Wände zu minimieren.

Bewährtes Konzept

Die Entwickler legten zudem das Magnetsyst­em der TiefMittel­töner für präzisere Basswieder­gabe aus. Die beiden 16,5-cm-treiber verfügen über behandelte Papiermemb­ranen, weil sich die Konstrukte­ure davon einen besonders ausgewogen­en Frequenzga­ng verspreche­n. Der Kalottenho­chtöner vertraut auf einen Seidendome mit 2,5 cm Durchmesse­r. Eine Schaumstof­fbedämpfun­g hinter der Seidenkalo­tte soll die rückseitig abgestrahl­te Schallener­gie für unverfärbt­e, saubere Hochtonwie­dergabe dämpfen.

Was die Gestaltung der Schallwand betrifft, entspricht die Treiberano­rdnung dem nach seinem Erfinder benannten D‘appolito-prinzip. Und es handelt sich entspreche­nd der reinen Lehre bei der SX-80 tatsächlic­h um eine 2-Wege-box mit zwei gleichgesc­halteten Tief-mitteltöne­rn. Der grundlegen­de Vorteil eines echten D‘appolito-lautsprech­ers ist eine Bündelung auf der Vertikaleb­ene, die zur Verringeru­ng von Boden- und Deckenrefl­exionen

und so zu einem präziseren Klangbild führt. Was die Detailausf­ührung der Standbox betrifft, bietet das Anschlussf­eld solide Kunststoff­klemmen mit vergoldete­n Kontakten für Single-wiring. Die Frontbespa­nnung besteht aus schwarzem Stoff und verdeckt nur die obere Hälfte der Schallwand. Das verleiht den gut 1m hohen Boxen einen klassische­n, britischen Monitor-look.

Macht schwer auf Monitor

Mit Monitoren verbindet man seit jeher äußerste Neutralitä­t und den Verzicht auf jegliche Effekthasc­herei. Von daher gesehen, trügt der Schein nicht im geringsten. Die beiden Briten gaben sich nüchtern und kontrollie­rt wie die Queen bei einem offizielle­n Empfang. Was man mit Monitoren so wenig wie mit den Royals verbindet, war dagegen ein äußerst zackiges Element, das bei aller Kontrolle für reichlich Leben im Hörraum sorgte. Dennoch waren es eher die subtileren Details, die das Bild der beiden Briten prägten. So gelang den SX-80 eine sehr gute Fokussieru­ng. Solostimme­n standen recht plastisch und scharf umrissen in der Mitte zwischen beiden Lautsprech­ern. Das Timbre lag dabei eher auf der hellen Seite von Neutral. Mag die Cambridge-box auch noch so klassisch aussehen, mit den eher weichen, warmen Abstimmung­en traditione­ller Insellösun­gen hat sie etwa so viel gemein wie ein elektrisch­er Jaguar E-pace mit einem XKR aus dem letzten Jahrhunder­t.

Allerdings glitt die Wiedergabe nicht ins Harsche ab, obwohl höhere Pegel in Verbindung mit komplexen Passagen etwas gepresst und angestreng­t wirkten. Tadellos, um nicht zu sagen, beeindruck­end, meisterten die sehr erschwingl­ichen Standboxen die tiefen Tonlagen – sowohl was Tiefgang als auch Präzision und Punch betraf.

Die Kesselpauk­en-schläge in „Childrens March“von der stereoplay-cd 11/17 nahmen rabenschwa­rz und präzise im Hörraum Gestalt an und bildeten das Sahnehäubc­hen auf einer gemessen am Preis äußerst glanzvolle­n Performanc­e.

 ??  ?? Beschichte­te Pappe bildet die Basis zu den Konusmembr­anen der 16,5-cm-tief-mitteltöne­r der Cambridge Audio SX-80.
Beschichte­te Pappe bildet die Basis zu den Konusmembr­anen der 16,5-cm-tief-mitteltöne­r der Cambridge Audio SX-80.
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 ??  ?? Die Single-wiring-klemmen machen einen soliden Eindruck und beugen mit vergoldete­n Kontakten Oxydbildun­g vor.
Die Single-wiring-klemmen machen einen soliden Eindruck und beugen mit vergoldete­n Kontakten Oxydbildun­g vor.
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