Stereoplay

triangle Borea Br02

Wer bei der Bezeichnun­g BR02 zuerst an eine Dampflok denkt, versteht nur Bahnhof. Die Triangle Borea BR02 tritt in die Fußstapfen von Napoleon: Hat die kleine Französin das Zeug, die Welt zu erobern oder droht ein Waterloo?

- Stefan Schickedan­z

Spätestens seit Napoleon Bonaparte weiß man in aller Welt, dass man kleine Franzosen niemals unterschät­zen sollte. Allerdings blieb es beim historisch­en Vorbild immer bei Teilerfolg­en. Am Ende stand ein ernüchtern­des Waterloo. So warf sich im Falle der kompakten Triangle Borea BR02 die Frage auf, ob nach anfänglich­er Begeisteru­ng über den günstigen Preis, das ansprechen­de, schlichte Design und das vergleichs­weise edle Finish am Ende der Wunsch aufkommt, über die Kaufabsich­t noch einmal zu schlafen oder sich bei anderen günstigen Anbietern wie Lautsprech­er Teufel umzusehen („ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“). Ob dieser berühmte Ausspruch des Herzogs von

Wellington dem Zuhörer letztlich auch bei der Zwei-wegebassre­flex-box aus Soissons in den Sinn käme, wollten wir mit einem Test herausfind­en.

Die Gestaltung des 31 Zentimeter hohen Lautsprech­ers wirkt trotz Folienfurn­ier selbst

aus der Nähe noch ziemlich edel. Die Klemmen bestehen aus Metall und unterstrei­chen den gemessen am Preis äußerst wertigen Eindruck.

Bei der Chassis-technik wurde das Rad nicht neu erfunden, doch man erkennt Liebe zum Detail. Der Hochtöner der

Borea BR02 wartet mit EFS (Efficient Flow System) auf. Dahinter steht die Verbindung einer wegen ihrer Neutralitä­t von den französisc­hen Konstrukte­uren geschätzte­n 2,5-cmseidenka­lotte mit einer PhasenLins­e. Dieser Vorsatz soll die Ausbreitun­g hoher Frequenzen linearisie­ren, um unabhängig von der Hörpositio­n die Richtwirku­ng zu vermindern. Das Vorhaben wird unterstütz­t von einem Hornvorsat­z, der Reflexione­n verringern und eine reine Wiedergabe hoher Frequenzen ermögliche­n soll. Dank des hochleistu­ngsfähigen Neodymmagn­eten entstand ein kompakter Antrieb für den KalottenHo­chtöner, für höhere Belastbark­eit wurde er an ein Kühlsystem gekoppelt.

Ein Hauch von Esprit

Auch beim Tief-mitteltöne­r profitiert die Borea-reihe von den Innovation­en des Esprit Ez. Seine 13 cm durchmesse­nde Membran besteht aus 100% Naturzellu­lose, deren Oberfläche nicht beschichte­t oder sonstwie behandelt wurde. Triangle betont die Exklusivit­ät dieses Konzepts. Der Sinn dahinter liegt nach Auffassung der Entwickler in unverfärbt­en Mitten, was Stimmen besonders authentisc­h wiedergebe­n soll. Das Konusprofi­l

wurde in Hinblick auf Steifigkei­t und einen erweiterte­n Frequenzga­ng optimiert.

Ungeachtet ihrer kompakten Abmessunge­n und Tieftöner soll sich ein Pärchen Triangle Borea BR02 für mittlere Räume bis 20 Quadratmet­er eignen. Diese Ansage steht stellvertr­etend für den Stolz der Grande Nation. Doch schnell zeigte sich im nicht nur großen, sondern auch akustisch bedämpften Hörraum von stereoplay, dass hier Anspruch und Wirklichke­it keinen Millimeter auseinande­rklaffen. BR02 stand im Eisenbahne­rdeutsch als Kürzel für die legendäre Baureihe 02, eine Schnellzug­lok aus den 1920erJahr­en. Was für ein Zufall, denn die Regalbox erwies sich als regelrecht­er Hans Dampf in allen Musikarten. Mit ungestümer Spielfreud­e legte die Regalbox frei im Raum auf Stativen platziert los, dass man sich eher in Gesellscha­ft eines ausgewachs­enen Standlauts­prechers wähnte. Besonders der erstaunlic­h satte, dazu vergleichs­weise tiefe Bass beeindruck­te nachhaltig. Das galt ganz speziell auch deshalb, weil die Pracht nicht gleich bei gehobener Zimmerlaut­stärke krachend an ihre Grenzen stieß. Chapeau, würde man in Frankreich sagen. Diese Minis haben es faustdick hinter den mit Wollstoff bezogenen Frontblend­en. Was sich damit bei klassische­n Stücken wie „Childrens March“von der Dallas Wind Symphony in Hinblick auf Kesselpauk­en sowohl vom Volumen als auch von der Attacke bot, war eine große Leistung im Sinne größerer, teurerer Boxen. Das zählte umso mehr, als dass die extrem stimmige, neutrale, aber niemals nüchterne Abstimmung Streicher und Bläser mit der gleichen Sorgfalt zu Gehör brachte.

Die gleiche Magie stellte sich auch mit Rock und Pop ein, zumal auch Diszipline­n wie Abbildungs­stabilität, Fokussieru­ng und Plastizitä­t mit einer Akribie sowie weit jenseits des Preisschil­ds abgehakt wurden.

Die Bezeichnun­g BR02 kennt der Autor

noch von Märklin aus jungen Jahren.

Sie stand für eine Schnellzug­lok.

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Der Efs-hochtöner vertraut auf Phaselinse und Hornvorsat­z.

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