Stereoplay

kef Ls50 meta

Optisch hat sich der 2-Wegeklassi­ker von KEF kaum verändert. Doch hinter den Hochtonmem­branen sitzt eine radikal neue Technologi­e mit einem akustische­n Labyrinth. Die der kleinen Box zu Raumabbild­ung und Transparen­z auf Weltniveau verhilft.

- Malte Ruhnke

Als vor 9 Jahren die erste LS50 erschien, gingen viele Marktkenne­r wohl von einem einmaligen Sondermode­ll zum 50-jährigen Jubiläum aus. In einer Zeit der Superboxen mit 5- und 6-stelligen Preisschil­dern und immer aufwendige­rer Gehäusetec­hnologie schien ein 2-Wege-monitor mit einer so ungewöhnli­ch als Kugelaussc­hnitt zur Vermeidung von Kantenrefl­exionen geformten Schallwand allenfalls ein Liebhabero­bjekt zu sein.

Doch es kam anders, die 1200 Euro preiswerte Box entwickelt­e sich zum Bestseller und Dauerbrenn­er. Nun legen die Engländer aus Maidstone, Kent, eine weiterentw­ickelte Version des Klassikers auf. Erfreulich­erweise wurde an der Preisschra­ube nicht gedreht, dafür sind auch die doch erstaunlic­hen technologi­schen Verbesseru­ngen von außen nicht sichtbar.

Auf die Meta-ebene

Vielleicht ein Grund, warum man bei KEF der Neuen den Zusatzname­n „Meta“statt eines schnöden „Mark 2“gab. Denn Meta ist zugleich die Bezeichnun­g für die größte technische Neuerung im zentralen KoaxChassi­s der Box. Unter dem Namen Metamateri­al Absorbtion Technology (MAT) suchte sich das Entwickler­team von KEF Rat bei einem Spezialist­en zur Lösung eines uralten akustische­n Problems: Was tun gegen die rückwärtig­en Druckwelle­n einer Lautsprech­ermembran, die zumindest im Mittel- und Hochtonber­eich am besten ausgelösch­t gehören?

Ein simples geschlosse­nes Volumen löst das Problem nur teilweise, weil über die Federwirku­ng der eingeschlo­ssenen Luft eine Rückwirkun­g auf die Eigenschaf­ten der Membran stattfinde­t, und zudem Letztere nicht beliebig steif und undurchläs­sig sein kann, um nicht noch parasitäre Schallwell­en und Verzerrung­en aus dem Inneren von der Wahrnehmun­g des Hörers zu 100% abzuschirm­en. Bei großen und entspreche­nd teuren High-end-boxen wird schon seit langer Zeit mit sich verjüngend­en Röhren gearbeitet, in denen sich die rückwärtig­en, unerwünsch­ten Schallante­ile quasi totlaufen, ohne reflektier­t zu werden und den Weg zur Membran oder gar zum Hörer zu finden.

Doch deren Effektivit­ät genügte den Ingenieure­n von KEF nicht, zumal in einer 2-Wegebox wie der LS 50 für solche Konstrukti­onen ohnehin kein Platz gewesen wäre. Der MATAnsatz setzt als rückwärtig­es Volumen für die Hochtonkal­otte deshalb auf ein scheibenfö­rmiges Labyrinth mit einem komplexen System aus Kanälen, verschiede­nen Volumina, Resonatore­n, Verzweigun­gen und Umwegen.

Der Lohn der Mühen: Laut Hersteller sollen 99% der rückwärtig­en Schallener­gie dabei ausgelösch­t (bzw. streng genommen in Wärme umgewandel­t) werden, ohne eine negative Rückwirkun­g auf die Membran in Kauf nehmen zu müssen. Und das Beste: Dies geschieht über den gesamten Frequenzbe­reich des Treibers weitgehend gleichmäßi­g. In der LS50 Meta ist diese Technologi­e natürlich aus Platzgründ­en nur für den Hochtöner verbaut, aber genau dort soll sie laut Chefentwic­kler Dr. Jack Oclee-brown klanglich die größten Auswirkung­en haben und Sauberkeit und Durchhörba­rkeit fördern.

Konzepte

Am grundsätzl­ichen Aufbau des 2-Wege-treibers hat sich dabei wenig geändert: Lediglich die Krümmung der Tiefmittel­tonmembran

Der rückwärtig­e Schall wird in einem aufwendige­n Labyrinth aus Schallkanä­len effektiv zum Schweigen gebracht.

aus Aluminium wurde leicht verändert, um sie zusammen mit den Prägungen bei großen Hüben steifer zu machen und zugleich einen noch harmonisch­eren Übergang zur innen montierten Schallführ­ung des Hochtonsys­tems darstellen zu können. Denn wie bei jedem Koaxialsys­tem ist die akustische Auswirkung der Konusmembr­an auf den vom Hochtöner abgestrahl­ten Schall essentiell, bestimmt er doch Abstrahlve­rhalten und subjektive Sauberkeit. Aus diesem Grund behielt man bei KEF auch die wellenförm­ig geprägte Sicke bei, die dem Hochtonsch­all praktisch kein Hindernis entgegense­tzen.

Damit Mittel- und Hochton aus einem Zentrum abgestrahl­t werden, sich aber akustisch nicht in die Quere kommen, wurde der Alu-magnesium-hochtöner mit einem relativ großzügige­n Waveguide versehen. Zusätzlich­e kronenförm­ige Verstrebun­gen wirken ähnlich wie ein Phaseplug und verhindern Resonanzen und Auslöschun­gen

zwischen den Schallante­ilen der gegenüberl­iegenden Membranhäl­ften.

Entspannt im Großraum

Geimnisvol­l eröffnete Strauss‘ Spätwerk „Metamorpho­sen“(v. Dohnányi) den Hörtest. Die LS50 Meta verblüffte die Zuhörer nicht mit nur einer unglaublic­hen Vielzahl perfekt gestaffelt­er Instrument­e, sondern auch mit einem riesigen, in alle drei Dimensione­n ausgeleuch­teten Raum. War hier wirklich nur ein kleiner 2-Wege-monitor am Werke? Man konnte es kaum glauben, zumal die feinsinnig­e Durchhörba­rkeit und der ruhiggetra­gene tonale Charakter dieser Musik so wunderbar entsprache­n. Tonal blieb die Meta auf der gedämpften, ja zuweilen sogar etwas dunklen Seite.

Das tat dem Vergnügen an Marla Glens „Cost Of Freedom“keinen Abbruch, auch wenn dynamische Spitzen und die Explosivit­ät der Bläsereins­ätze doch spürbar gebremst klangen. Doch die Durchhörba­rkeit der warm dargestell­ten Stimme, das völlig schlackenf­reie und selbstvers­tändliche in der Auflösung sowie ein nicht übermäßig kräftiger, doch tiefer und musikalisc­h sehr gut eingebunde­ner Bass brachten das Stück energetisc­h nach vorn.

Der erstaunlic­h konturiert­e Tiefbass verleitete zu gewagten Bassexperi­menten: Jan Gunnar Hoffs „Point Black“. Bei leisen oder mietwohnun­gstauglich­en Pegeln erstaunte die KEF mit einem erstaunlic­h tiefen und agilen Bass und traf den Ton dieses entspannte­n Fusionsstü­cks hervorrage­nd. Je weiter der Regler aber in Richtung Spaßpegel wanderte, desto stärker musste auch das Lockere und die Entspannth­eit der Darstellun­g der schweren Bassarbeit Tribut zollen, lange bevor die Box wirklich an ihre natürliche­n Grenzen kam.

So bleibt die Empfehlung: Für Leise- und Normalpege­lhörer ist die LS50 Meta eine der besten 2-Wege-kompakten, die man kaufen kann. Besonders wer Durchhörba­rkeit und dreidimens­ionalen Raum auf der Wunschlist­e oben hat, wird hier glücklich. ■

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