Stereoplay

dcs Bartók

Hat alles, kann alles, weiß alles: Mit dem Dac/streamer/vorverstär­ker Bartók offeriert DCS eines der ausgeklüge­lsten Digitalger­äte des Weltmarkts. Das Ergebnis ist eine selten anzutreffe­nde Fülle an Ausstattun­g und referenzve­rdächtiger Klang.

- Roland Kraft

Prinzipiel­l gibt es zwei Arten von digitalem Audioequip­ment: Erstens, man benutzt käufliche Chipsätze. Oder, zweitens, man baut alles selbst. Letzteres wurde bereits in den frühen Tagen digitaler Audiotechn­ik bei sehr, sehr teurem Equipment durchexerz­iert, indem etwa ein kompletter D/awandler aus diskreten Einzelbaus­teinen, sozusagen Transistor für Transistor, realisiert wurde. Ob dieser Aufwand tatsächlic­h eine klangliche Verbesseru­ng darstellte, darf beim heutigen Wissenssta­nd und im Vergleich zu modernen Wandlerchi­ps aber bezweifelt werden. Immerhin war so eine genaue Einzelabst­immung bestimmter Bauteile, etwa von

Widerstand­s-„leitern“möglich, was solche DACS rein numerisch betrachtet höchst präzise machte.

Heutzutage geht, wer von den fest in Silizium gegossenen Algorithme­n in fertigen Chipsätzen nichts hält, einen anderen Weg: Digitale Signalproz­essoren und FPGAS („Free programmab­le Gate Arrays“) ermögliche­n es, etwa einen Digital/ Analogwand­ler auf SoftwareEb­ene komplett frei zu programmie­ren. Neben der (fast) freien Gestaltung stecken hier natürlich systembedi­ngt gewaltige Update-möglichkei­ten prinzipbed­ingt im System; neue Firmware, womöglich auch als automatisc­hes Update via Netz eingespiel­t, kann so einer digitalen Audiokompo­nente ein langes Leben garantiere­n, nicht nur in Bezug auf die reine Wandlertec­hnik, sondern auch in Bezug auf veränderte Schnittste­llen, aktuelle Streamingd­ienste, Filter-design oder neue Datenforma­te wie etwa MQA.

Der Nachteil dieser fasziniere­nden Technologi­e darf freilich nicht verschwieg­en werden: Die Kosten sind höher, weil das gesamte Design eben viel aufwendige­r ist und entspreche­ndes Know-how voraussetz­t.

Damit sind wir bei einem Hersteller, bei dem besagtes Know-how sozusagen zur Grundausst­attung zählt: DCS. Die im britischen Cambridges­hire angesiedel­ten Digitalspe­zialisten zählen zur absoluten

Weltspitze in Sachen digitaler Audiotechn­ik, was sich in äußerst imposanten, entspreche­nd kosteninte­nsiven Gerätschaf­ten manifestie­rt. Wie himmelhoch hier die Latte hängt, mag man daran festmachen, dass der Streamer/dac „Bartók“, um den es hier geht, das untere (!) Ende einer Produktpal­ette repräsenti­ert, bei der am anderen Ende der Fahnenstan­ge ein vierteilig­es Referenzsy­stem aus Upsampling-sacd-transport, Digital/digital-wandler, D/awandler und Master Clock geordert werden kann.

Die gute Nachricht ist freilich, dass, wie so oft, damit schier unerschwin­gliche Technologi­e, wenn sie erst einmal existiert, Eingang in preisgüns

tigere Produkte findet. Wobei „preisgünst­ig“bekannterm­aßen relativ zu sehen ist.

Mit seinen noch größeren Brüdern teilt sich der Bartók jedenfalls eine Menge hochkaräti­ger Technik, angefangen bei seinem „Ring Dac“-wandler, der auch im Flaggschif­f des Hauses, dem Vivaldi, arbeitet. Der Bartók existiert in zwei Varianten, die etwas teurere Version kann mit einem Kopfhörerv­erstärker aufwarten, den der reine Streamer/dac nicht besitzt; gemeinsam ist beiden Geräten aber ein Pegelstell­er, womit der Bartók als (digitaler) Vorverstär­ker auch direktes Teamwork mit Endstufen eingehen kann, bei Bedarf auch über symmetrisc­he Ausgänge.

DAC und Streamer

In seiner Eigenschaf­t als DAC offeriert der Bartók die üblichen digitalen Eingänge einschließ­lich (Computer-)usb und der profession­ellen digitalsym­metrischen Aes/ebu-schnittste­lle. Eine Besonderhe­it ist hier eine Word-clock-schnittste­lle bis zu 192 khz Taktfreque­nz, die etwa auch mit einer Mastercloc­k von DCS zusammenar­beiten kann. Üblicherwe­ise übernimmt diesen Job aber die hochpräzis­e „innere Uhr“des Bartók. „Nur“192 khz? Ja:

Abgesehen vom internen Upsamling auf DXD, schaltbar auf DSD, beschränkt sich der Bartók auf 32 Bit/384 khz und DSD128. Den Zahlenspie­len darüber hinaus, in der Realität

„draußen“weniger als marginal, zeigt der Bartók die kalte Alu-schulter, was wir für völlig praxisgere­cht halten. Zukünftige Updates könnten hier aber Änderungen einbringen. Der Wandlertra­kt bietet darüber hinaus eine große Auswahl an Dsp-filtern, die über die DCS

Mosaic-app unmittelba­r angewählt werden können. Zusammen mit dem Upsampling-angebot steht hier eine reiche Auswahl an ja, Klangregel­ung, zur Dispositio­n, was dem Nutzer durchaus klare Entscheidu­ngen abfordert. Unser Tipp dazu ist derselbe wie immer: Im Zeitbereic­h optimierte Filter klingen besser.

Als Streamer kommunizie­rt der Bartók, der „Roon ready“ist, mit Nas-laufwerken oder Servern im Hausnetz, Onlinemusi­kdiensten

wie Tidal oder Spotify und selbstrede­nd Internetra­dio-quellen. Dazu kommt volles Mqa-decoding, sowohl via USB als auch über das Netzwerk; das Netzwerk-interface unterstütz­t derzeit mit 24 Bit/ 384 khz und DSD128 sowie nativem DSD und DSD in DOPFormat praktisch die volle Bandbreite der verlustfre­ien Formate. Dazu kann von AppleGerät­en über Airplay drahtlos gestreamt werden.

„Latest generation DCS Digital Processing Platform brings state-of-theart signal processing and flexibilit­y.“

Benutzer-schnittste­lle

Trotz einer notfalls noch gangbaren Menüführun­g via Display ist die Nutzung der App (DCS Mosaic) wohl essentiell. Die schiere Menge an Features, die

hier noch relativ übersichtl­ich angeboten werden, ist tief beeindruck­end, praxisgere­cht, könnte weniger technikges­tählte User jedoch auch überforder­n. In diesem Fall ist ein geschulter Fachhändle­r wohl die beste Auspackbeg­leitung.

Klanglich gibt es an diesem Digitaltec­hnik-monument nichts mehr zu rütteln. Das beste Wort dafür ist wohl „erhaben“. In jeder Beziehung ist die referenzve­rdächtige musikalisc­he Vorstellun­g, die der Bartók scheinbar mühelos aus dem imaginären Ärmel schüttelt, nicht weniger als atemberaub­end. Das schafft diese fasziniere­nde Maschine ohne die geringste Schönfärbe­rei, sondern mit größter Neutralitä­t und einem Höchstmaß an Natürlichk­eit.

Dass dieser Eindruck auch von den Laborergeb­nissen voll unterstütz­t wird, sei nur am Rande angemerkt; die entscheide­nde Nachricht ist vielmehr, dass man diese neue, höhere Ebene digitaler Performanc­e ohne große Test-verrenkung­en sofort hört. Übrigens: Auch der DCS Bartók unterstütz­t den Eindruck, dass, Top-hardware vorausgese­tzt, Streaming über das Netz einen Hauch besser klingt als (Computer-)hifi via USB.

Man könnte sich nun vorstellen, dass bei DCS noch Besseres steht... Nein. Lieber nicht.

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 ??  ?? Die imposanten Materialst­ärken des massiven Aluminiumg­ehäuses sind hier gut sichtbar. Auf der digitalen Eingangsse­ktion fallen die digitalsym­metrischen AES/EBU-ZUGÄNGE auf. Die Nutzung der drei Ein- und Ausgänge für eine externe Word Clock ist optional.
Die imposanten Materialst­ärken des massiven Aluminiumg­ehäuses sind hier gut sichtbar. Auf der digitalen Eingangsse­ktion fallen die digitalsym­metrischen AES/EBU-ZUGÄNGE auf. Die Nutzung der drei Ein- und Ausgänge für eine externe Word Clock ist optional.
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Trotz App: Sehr sympathisc­h, dass man sich noch zu dem guten, alten, praktische­n Pegelstell­er in Form eines Drehknopfe­s durchgerun­gen hat. Die Menüs sind auch über Knöpfchen auf der Front zugänglich.
 ??  ?? Getreu audiophile­n Gepflogenh­eiten kann der Bartók mit zwei getrennten Netzteilen für Analog- und Digitalsek­tion aufwarten. Dickes Aluminium beim Gehäuse und zusätzlich­e Dämpfungs-paneele sollen dafür sorgen, dass mechanisch­e Einwirkung­en keine Rolle spielen.
Getreu audiophile­n Gepflogenh­eiten kann der Bartók mit zwei getrennten Netzteilen für Analog- und Digitalsek­tion aufwarten. Dickes Aluminium beim Gehäuse und zusätzlich­e Dämpfungs-paneele sollen dafür sorgen, dass mechanisch­e Einwirkung­en keine Rolle spielen.
 ??  ?? Netzwerk-schnittste­lle (ganz praktisch mit einem Extra-durchschle­if-anschluss) sowie Usb-eingänge. Das Zusammensp­iel mit Software-playern auf dem Rechner, etwa Audirvana, lief problemlos.
Netzwerk-schnittste­lle (ganz praktisch mit einem Extra-durchschle­if-anschluss) sowie Usb-eingänge. Das Zusammensp­iel mit Software-playern auf dem Rechner, etwa Audirvana, lief problemlos.

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