Bauer Studio Konzert Highlights Vol. 2
Die Mitschnitte der Konzerte in den Bauer Studios gibt es nur auf Vinyl. Exklusiv präsentieren stereoplay und AUDIO Highlights auf CD – direkt vom Master-tape.
Die Mitschnitte der Konzerte in den Bauer Studios gibt es nur auf Vinyl. Exklusiv präsentieren stereoplay und AUDIO Highlights auf CD – direkt vom Master-tape.
Mit direkten Wegen kennen sie sich aus, die Bauer Studios. Seit man 1979 noch als Tonstudio Bauer mit „Knock Out“von Charly Antolini den ersten Direktschnitt wagte. Ohne Umweg über Tonband, Schnitt, Overdubs oder Fehlerkorrektur vom Mischpult direkt in den Stichel der Schneidemaschine – das gab der aufblühenden Hifiszene in Deutschland einen gehörigen Kick.
Back to the roots
Inzwischen flossen viele digitale Zahlenströme die Studiotechnik hinunter – und die Bauer Studios im schwäbischen Ludwigsburg nördlich von Stuttgart blieben immer direkt am Puls der Zeit, fuhren bahnbrechende und preisgekrönte Digitalaufnahmen en masse. Doch das analoge Knowhow und auch die Hardware wurde nicht eingemottet, sondern 2013 wiederbelebt. Mit den Studio Konzerten, beziehungsweise mit deren Mitschnitten. Die gingen wieder den direkten Weg: „direct to two track“.
Denn im abgedichteten Regieraum hinter dem etwa 200 Zuhörer fassenden Konzertsaal – das Studio 1 ist ein ehemaliges Kino – läuft eine Studer A 820 Zweispurmastertonbandmaschine mit. Die nimmt analog auf, was ihr von der rie
sigen, gleichfalls analogen 60-Kanal-konsole AMS Neve VXS auf Stereo zugemischt wird. Ein röhrenbestückter Kompressor/limiter von Manley sorgt dafür, dass die Dynamik nicht die Kapazitäten des mit 38 Zentimetern pro Sekunde einlaufenden Bandes Pyral Studio Master 900 sprengt.
Diese Angaben und noch viel mehr Informationen etwa zur Aufstellung der benutzten Mikrofone findet man in jeder der limitierten, handnummerierten Lp-ausgaben, die dann ohne irgendwelche digitale Kosmetik von den Tapes gezogen werden. Da bleibt wirklich alles pur analog. Und das ist dann eben doch deutlich direkter als nur „direkt vom Master“.
Klar, das hört sich erst mal gut an: „direct from the masters“klingt natürlich wie ein Qualitätssiegel für den naturbelassenen Weg vom Künstlerwillen zur Konserve. Sei es auf CD, im womöglich sogar hochauflösenden Stream oder auf LP.
Wahrhaft naturbelassen
Nur: Was passiert eigentlich alles mit der Musik, bis sie auf dem Original-master oder dem Re-master landet? Wer einmal in die randvoll mit Tools und Plugins gefüllte Trickkiste moderner Studiotechnik geschaut hat, verliert schnell den Glauben an highfidele Ideale. Zumindest bei Pop, Rock, meist bei Jazz und auch Klassik wird manipuliert, was das Zeug hält.
Das ist per se nichts Schlimmes, schließlich gehört für be
stimmte Stilrichtungen, Bands oder Produzenten ein wiedererkennbarer Sound zum Selbstverständnis wie die Sonnenbrille in geschlossenen Räumen oder die dicke Hose zur großen Klappe. Es hat nur eben nichts mit „live“zu tun. Da sind die Bauer Studios mit ihrem direkten Weg aufs Zweispur-master und von dort direkt ins Schallplatten-presswerk doch erheblich näher dran am aufrichtigen, naturbelassenen Klang.
Natürlich kann kein Tonträger dieser Welt das Live-erlebnis ersetzen – auch die Bauers müssen zum Beispiel mehrere bis viele Mikrofone, auch welche für den Raumeindruck, zusammenmischen, das Mischpult und die Bandmaschine geben ihren elektronischen Senf dazu, und so weiter. Aber: Die LPS mit den „Studio Konzerten“sind an diesen fast so nah dran wie dereinst das Ohr der Zuhörer im Saal.
Apropos Ohr: Für Kopfhörer erstellt Michael Thumm, neben Bettina Bertók und Philipp Heck einer der drei seit 2017 amtierenden Geschäftsführer
der Bauer Studios, von einigen der Studio Konzerte Abmischungen in immersiver, binauraler Stereophonie. Das ergibt beim Hören mit Kopfhörer ein unglaublich räumlich-intensives, vom Kopf fast gänzlich losgelöstes Klangerlebnis. In Ausgabe 5/20 stellte stereoplay das faszinierende Verfahren mit einer eigenen CD vor. Zwei der hier auf der aktuellen stereoplay-cd vertretene Künstler: Maria João sogar mit dem gleichen Titel „Fiona“sowie Gall & Schimpelsberger, dort mit „Inner Perspectives“, gibt es diesmal auf „normaler“StereoCD – zum Vergleich und für Lautsprecher-hörer.
Vom Meister gemastert
Dafür stellte Philipp Heck, der als Tonmeister sehr viele der Studio Konzerte betreut hat und mit ihnen bestens vertraut ist, in Zusammenarbeit mit dem Autor zwei mal zehn repräsentative Titel zusammen. Volume 1 der Highlights können Sie mit der AUDIO 2/21 genießen, Vol. 2 hier. Natürlich ist das nur eine numerische, keinesfalls eine qualitative Reihenfolge. Heck masterte beide Scheiben in der von Bauer gewohnten Qualität, er und seine Tonmeister-kolle
gen haben schon viele stereoplay-cds betreut. Nur dass es hier von den „direct to two track“aufgenommenen analogen Bändern „direct from the masters“in das digitale CDFormat zu wandeln galt. stereoplay und AUDIO saßen sozusagen direkt an der Quelle – die vorliegenden CDS bilden ein wahrhaft exklusives Vergnügen.
Der natürlich auch mit allen digitalen Wassern gewaschene Studio-profi Heck hat eine leidenschaftliche Liebe zu den „old school“-analog-aufnahmen der Studio Konzerte entwickelt: „In einer Zeit, wo alles mehr oder weniger gleich und austauschbar klingt, ist es so interessant wie wichtig, etwas Spezielles und Einmaliges zu schaffen. Ein Live-konzert mit analogem Equipment aufzunehmen erlaubt es uns, die Magie des Augenblicks einzufangen.
Nicht nur die Musiker, auch der erste Hörer – der AufnahmeIngenieur – verliert sich nicht in einer Serie unterschiedlicher ‚takes‘. Es gibt keine zweite Chance – weder für die Künstler noch für den Ingenieur.“
Und der Mischpult-virtuose gießt noch ein wenig Wasser auf die Mühlen vieler Audiophiler: „Unser Ohr arbeitet analog. Bestmöglich analog aufzunehmen ist also eine ganz natürliche Angelegenheit“, lächelt er in dem Bewusstsein, im Studio über entsprechend beste Möglichkeiten zu verfügen.
Einige Ergebnisse dieser Hingabe können stereoplayLeser hier erleben. Die dazugehörigen, beim Bauer-label Neuklang erschienenen und von in-akustik vertriebenen LPS mit Studio Konzerten setzen dann noch einen drauf. Direkt vom Masterband.