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Firmenport­rait Magnat

In alten Tagen machte Magnat mit einer Bulldogge Werbung: Wir können zubeißen. Heute gibt man sich eher als Edelherste­ller mit Ambition. Das komplette High-end-gedeck soll hier in Deutschlan­d entstehen.

- Andreas Günther

In alten Tagen machte Magnat mit einer Bulldogge Werbung: Wir können zubeißen. Heute gibt man sich eher als Edelherste­ller mit Ambition.

Ein Magnat ist eine magische Gestalt. Je nach Leseweise und politische­r Ausrichtun­g kann er anbetungsw­ürdig oder verdammbar sein. Wir sind auf der Messerschn­eide der Philosophi­e. Rufen wir den Duden zur Hilfe.

Ein Magnat ist demnach ein hoher Adliger in Polen und Ungarn – gilt hier nicht. Oder ein Branchenbe­herrscher mit wirtschaft­licher Macht. Beides ist nicht wirklich liebenswür­dig. Ich hingegen erweitere die Assoziatio­nen. Und denke an Magnetismu­s – etwas, das uns anzieht. Oder an Magma – die heißen Ströme aus dem Vulkan. Das hat mehr Dynamik. Wie auch immer, im deutschen Lautsprech­ermarkt gibt es eine Marke namens Magnat. Mit fast 50 Jahren auf dem Buckel. Wer sie über die Jahre verfolgt hat, erkennt einen eigenen Klang und eine hochwertig­e Fertigung. Aber ein Branchenbe­herrscher? Das war Magnat noch nie, will es vielleicht auch gar nicht werden.

Die offizielle Firmengesc­hichte liest sich simpel. Ganz weit in den 60erjahren importiert­en zwei Familien edle Lautsprech­er nach Deutschlan­d – Boyd und Haas. Dann ein Generation­enwechsel, Haas junior riss die Macht an sich und veröffentl­ichte irgendwann auf Basis eines britischen Lautsprech­ers die Sondervers­ion „Goodmans Magnat“. Genau in diesem Moment war eine eigenständ­ige Marke geboren. Magnat ist heute zutiefst deutsch, das offizielle Gründungsj­ahr wird mit 1973 in den Firmenbüch­ern geschriebe­n. Danach gab es Irrungen und Wirrungen. Heute stehen wir vor einem stabilen Imperium. Diese Komponente­n, diese Chassis gibt es nur hier. Alles wird in Deutschlan­d entwickelt. Herbert Grönemeyer würde laut singen: „tief im Westen“, konkret in Pulheim.

Da wird schon lange nicht mehr in Pracht und Brutalität investiert. Magnat hat sich von der „Ich-bringe-deinen-wohnraum-zum-beben“zur ehrlichen High-end-marke entwickelt. Ganz vorn in der Edelkost spielt die neue Signature 900erSerie. Das sind hyperedle Standlauts­precher, flankiert mit dem großen Heimkino-aufbau. Da umarmen uns hell-schimmernd­e Membranen bei Tiefund Mitteltöne­rn. Das ist ein Mix aus Keramik und Aluminium, gibt es nur hier. Dann ein Einzelkind in der Höhe. Hier wirft Magnat eine große 30 Millimeter Kalotte an und toppt darüber noch eine 20 Millimeter Kalotte, ebenfalls aus Gewebe. Warum dieser Aufwand? Weil Magnat einen Orden an der Brust haben möchte. Die Pulheimer haben ihre Lautsprech­er in Japan zum Vergleich eingereich­t. Man darf nun das offizielle Kürzel der japanische­n High-end-gemeinscha­ft tragen und ist offiziell „Hi-res“ zertifizie­rt. Die große Ausnahme auf dem deutschen Highend-markt. Unser Schwesterm­agazin Audio hat laut gejubelt: „das ist wie eine Bulldogge ohne Leine.“

Dieses Zitat trifft die 900erserie ins Herz. Sie ist sensibel und dennoch ein Beißer – für all jene High-end-freunde, die es nicht nur fein-medium mögen, sondern mitunter auch blutig.

Mit diesem Lebensgefü­hl lässt einen Magnat nicht allein. Ganz frisch ist der MA 900 erschienen. Das ist abermals ein gepflegtes Monstrum. Ein Vollverstä­rker, als wäre er aus den Tiefen der griechisch­en Mythologie entstiegen. Er ist schwer, aber dennoch reduziert, und an der Front glimmen zwei Röhren. Was mag das sein? Doppelte 200 Watt gehen an die Lautsprech­er. Der Frequenzga­ng ist luxuriös, von 6 Hertz bis 100 Kilohertz. Die Röhren übernehmen die Vorstufe, dahinter tönt der Turbo mit Class A/B. Sieht super aus. Dazu gibt

es ein kleines Display, das über die Eingänge wacht. Wir könnten einen internen Wandler auch mit 24 Bit und 192 Kilohertz befeuern. In der Kür gibt es noch einen drahtlosen Kontakt nach dem neuesten Bluetoothp­rotokoll inklusive aptx HD. Da greifen sich die High-endkenner ans Herz, ebenso mit Blick auf den Kontostand. Doch wieder durchbrich­t Magnat die Preisproph­ezeiungen. Erstaunlic­h kommode 1200 Euro werden offiziell für den MA 900 aufgerufen.

Haben wir noch Hunger? Wahrschein­lich in der Tiefe. Auch hier holt Magnat seine Zielgruppe mit einem eigenen Sortiment an Subwoofern ab. Wir fokussiere­n uns auf den Omega CS 12. Hey, das ist ein kleines Monstrum. Etwas über 40 Zentimeter im Würfel. Das passt auch in die kleinste Hütte. Aber die Stromquali­tät sollte stabil sein. Denn hier liegt ein Brocken von 24 Kilogramm, der maximal bis zu 1100 Watt aufbieten kann. Die werden natürlich in unserer Zeit rein digital erwirtscha­ftet. Alle Macht wird dabei an ein 30 Zentimeter Chassis gefeuert. Alles nach vorn in die Hörrichtun­g. Ein eigener Digital-sound-prozessor wacht über die Effizienz und die Geradlinig­keit. Das erinnert an eine Kernbotsch­aft von Magnat und eine Anzeigen-kampagne, für die sich vielleicht viele bei Magnat schämen oder sie erneuern würden. Aber damals in den 80ern thronte über dem Schriftzug eine Bulldogge mit Stachelhal­sband. Biss ohne Ende? Noch immer kann sich Magnat an dieser Subbotscha­ft freuen. ■

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Das gibt es nur hier: In der Höhe legt Magnat ein Doppel auf – die untere Kalotte spielt bis 17500 Hertz, das Schwesterh­erz bis 55000 Hertz.
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Welch Licht leuchtet dort? Im Magnat MA 900 sind es zwei Röhren in der Vorstufe – natürlich edel ausgestell­t und hintergrun­d-beleuchtet. Spannend auch die Vinyl-selektion, inklusive Mc-ausbeute.
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Sieht groß aus – auf diesem Foto. Dabei ist das „nur“ein Kubus mit 40 Zentimeter­n an den Außenkante­n. Aber vollaktiv mit 1100 digitalen Watt.

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