Firmenportrait Magnat
In alten Tagen machte Magnat mit einer Bulldogge Werbung: Wir können zubeißen. Heute gibt man sich eher als Edelhersteller mit Ambition. Das komplette High-end-gedeck soll hier in Deutschland entstehen.
In alten Tagen machte Magnat mit einer Bulldogge Werbung: Wir können zubeißen. Heute gibt man sich eher als Edelhersteller mit Ambition.
Ein Magnat ist eine magische Gestalt. Je nach Leseweise und politischer Ausrichtung kann er anbetungswürdig oder verdammbar sein. Wir sind auf der Messerschneide der Philosophie. Rufen wir den Duden zur Hilfe.
Ein Magnat ist demnach ein hoher Adliger in Polen und Ungarn – gilt hier nicht. Oder ein Branchenbeherrscher mit wirtschaftlicher Macht. Beides ist nicht wirklich liebenswürdig. Ich hingegen erweitere die Assoziationen. Und denke an Magnetismus – etwas, das uns anzieht. Oder an Magma – die heißen Ströme aus dem Vulkan. Das hat mehr Dynamik. Wie auch immer, im deutschen Lautsprechermarkt gibt es eine Marke namens Magnat. Mit fast 50 Jahren auf dem Buckel. Wer sie über die Jahre verfolgt hat, erkennt einen eigenen Klang und eine hochwertige Fertigung. Aber ein Branchenbeherrscher? Das war Magnat noch nie, will es vielleicht auch gar nicht werden.
Die offizielle Firmengeschichte liest sich simpel. Ganz weit in den 60erjahren importierten zwei Familien edle Lautsprecher nach Deutschland – Boyd und Haas. Dann ein Generationenwechsel, Haas junior riss die Macht an sich und veröffentlichte irgendwann auf Basis eines britischen Lautsprechers die Sonderversion „Goodmans Magnat“. Genau in diesem Moment war eine eigenständige Marke geboren. Magnat ist heute zutiefst deutsch, das offizielle Gründungsjahr wird mit 1973 in den Firmenbüchern geschrieben. Danach gab es Irrungen und Wirrungen. Heute stehen wir vor einem stabilen Imperium. Diese Komponenten, diese Chassis gibt es nur hier. Alles wird in Deutschland entwickelt. Herbert Grönemeyer würde laut singen: „tief im Westen“, konkret in Pulheim.
Da wird schon lange nicht mehr in Pracht und Brutalität investiert. Magnat hat sich von der „Ich-bringe-deinen-wohnraum-zum-beben“zur ehrlichen High-end-marke entwickelt. Ganz vorn in der Edelkost spielt die neue Signature 900erSerie. Das sind hyperedle Standlautsprecher, flankiert mit dem großen Heimkino-aufbau. Da umarmen uns hell-schimmernde Membranen bei Tiefund Mitteltönern. Das ist ein Mix aus Keramik und Aluminium, gibt es nur hier. Dann ein Einzelkind in der Höhe. Hier wirft Magnat eine große 30 Millimeter Kalotte an und toppt darüber noch eine 20 Millimeter Kalotte, ebenfalls aus Gewebe. Warum dieser Aufwand? Weil Magnat einen Orden an der Brust haben möchte. Die Pulheimer haben ihre Lautsprecher in Japan zum Vergleich eingereicht. Man darf nun das offizielle Kürzel der japanischen High-end-gemeinschaft tragen und ist offiziell „Hi-res“ zertifiziert. Die große Ausnahme auf dem deutschen Highend-markt. Unser Schwestermagazin Audio hat laut gejubelt: „das ist wie eine Bulldogge ohne Leine.“
Dieses Zitat trifft die 900erserie ins Herz. Sie ist sensibel und dennoch ein Beißer – für all jene High-end-freunde, die es nicht nur fein-medium mögen, sondern mitunter auch blutig.
Mit diesem Lebensgefühl lässt einen Magnat nicht allein. Ganz frisch ist der MA 900 erschienen. Das ist abermals ein gepflegtes Monstrum. Ein Vollverstärker, als wäre er aus den Tiefen der griechischen Mythologie entstiegen. Er ist schwer, aber dennoch reduziert, und an der Front glimmen zwei Röhren. Was mag das sein? Doppelte 200 Watt gehen an die Lautsprecher. Der Frequenzgang ist luxuriös, von 6 Hertz bis 100 Kilohertz. Die Röhren übernehmen die Vorstufe, dahinter tönt der Turbo mit Class A/B. Sieht super aus. Dazu gibt
es ein kleines Display, das über die Eingänge wacht. Wir könnten einen internen Wandler auch mit 24 Bit und 192 Kilohertz befeuern. In der Kür gibt es noch einen drahtlosen Kontakt nach dem neuesten Bluetoothprotokoll inklusive aptx HD. Da greifen sich die High-endkenner ans Herz, ebenso mit Blick auf den Kontostand. Doch wieder durchbricht Magnat die Preisprophezeiungen. Erstaunlich kommode 1200 Euro werden offiziell für den MA 900 aufgerufen.
Haben wir noch Hunger? Wahrscheinlich in der Tiefe. Auch hier holt Magnat seine Zielgruppe mit einem eigenen Sortiment an Subwoofern ab. Wir fokussieren uns auf den Omega CS 12. Hey, das ist ein kleines Monstrum. Etwas über 40 Zentimeter im Würfel. Das passt auch in die kleinste Hütte. Aber die Stromqualität sollte stabil sein. Denn hier liegt ein Brocken von 24 Kilogramm, der maximal bis zu 1100 Watt aufbieten kann. Die werden natürlich in unserer Zeit rein digital erwirtschaftet. Alle Macht wird dabei an ein 30 Zentimeter Chassis gefeuert. Alles nach vorn in die Hörrichtung. Ein eigener Digital-sound-prozessor wacht über die Effizienz und die Geradlinigkeit. Das erinnert an eine Kernbotschaft von Magnat und eine Anzeigen-kampagne, für die sich vielleicht viele bei Magnat schämen oder sie erneuern würden. Aber damals in den 80ern thronte über dem Schriftzug eine Bulldogge mit Stachelhalsband. Biss ohne Ende? Noch immer kann sich Magnat an dieser Subbotschaft freuen. ■