Streamer-amp die Zukunft?
P. Ladewig < Email der Redaktion bekannt >
Den Lyngdorf TDAI-1120 als „Blaupause für die Zukunft“zu bezeichnen, halte ich persönlich für etwas gewagt. Nicht etwa, weil ich damit den hohen Nutzwert von Streaming oder Raumkorrektur infrage stellen möchte, sondern vielmehr wegen der Verquickung. Bereits schon in den Siebzigerjahren fluteten sogenannte „All in One-kompaktanlagen“den Markt. Die Hauptkäuferschicht solcher Geräte waren aber Verbraucher, die mit der Materie nur sehr wenig am Hut hatten. Wie wir heute wissen, entwickelte sich hierzu parallel das Angebot der Einzelkomponenten, die für Hifi- und High-end-freunde in dieser Form bis heute immer noch das Maß der Dinge sind. Die Gründe liegen auf der Hand: Man möchte aus jedem einzelnen Funktions-baustein das Maximum zum jeweiligen herauskitzeln und bei Problemen mit einem Peripherie-gerät nicht gleich sofort das komplette System darunter leiden lassen. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein.
Aber genau diesen Weg schlägt die Industrie derzeit ein: Wer beispielsweise einen DSP sucht, dem wird fast immer eine integrierte, analoge Ausgangsstufe mit aufgezwungen. Ebenso bei Streamern. Die Anlage der Zukunft besteht für mich deshalb nach wie vor aus Einzelkomponenten, vielleicht mit getrenntem D/a-wandler und Endstufen oder Aktivboxen.
Das Konzept, die Funktionen einer Kette in möglichst viele Bausteine aufzutrennen, ist eine Idee aus den 1980ern und 1990ern, und seitdem gibt es auch von bestens beleumundeten High-end-herstellern eine klare Gegenbewegung. Die da heißt: Integration. Es muss ja nicht gleich ein Streaming/cd-receiver sein, aber einen grundsätzlichen Richtungswandel der Hifi-hörer hin zu weniger Komponenten lässt sich nicht leugnen. Das war vor 25 Jahren gewiss ein technisches Problem, heute stellen viele High-end-manufakturen integrierte Geräte her, bei denen es zumindest in unseren Hör- und Labortests keine prinzipiellen negativen Auswirkungen durch die Integration von Digitalteil, Analogteil und Leistungsverstärkung zu bemerken gab. Das ist der wesentliche Unterschied, zumal heute eben auch sehr anspruchsvolle und in vier- oder gar fünfstellige Preisregionen strebende Kunden sich für integrierte Lösungen entscheiden. Und für immer individuellere, eine Kombi aus Streaming-preamp und Aktivbox kann als Gesamtkonzept natürlich Vorteile für sich in Anspruch nehmen.