Zwischen Rock und Widerstand
Die Kinks waren ein bisschen unglücklich in das Fahrwasser der Beatlemania geraten. Als 1968 das Konzeptalbum „Thevillage Green Preservation Society“erschien, wurde die durchaus ironisch gedachte Feier des britischen Landlebens von „Sgt. Peppers“und dem weißen Album überstrahlt. Ray Davies ließ sich nicht entmutigen, das nächste Konzeptwerk „Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)“(1969) war schon deutlich schärfer im Ton, kam aber nicht so an wie erhofft. Im Jahr 1970 folgte dann mit „Lola Versus Powerman And The Moneyground, Part One“ein Statement gegen die geldschwangere Ignoranz in der Musikindustrie, frech und vor allem mit mindestens einem Hit. Denn neben „The Apeman“entwickelte sich „Lola“, die Geschichte vom Flirt eines Hetero-mannes mit einem Transgender-partner, zu einem kleinen Skandal und einem Song, der zwischenzeitlich verboten wurde, bei der BBC übrigens, weil Schleichwerbung für Coca Cola vermutet wurde. Es war der letzte echte Single-hit der Band, die sich im Anschluss daran mehr und mehr auf textlastige und eben konzeptuell gebundene Alben konzentrierte. Zum 50. Geburtstag der Erstveröffentlichung sind Ray Davies und die Reissue-spezialisten nun tief in die Keller der Archive gestiegen, um Material für insgesamt 3 CDS, ein umfassendes Interview-bilderbuch und ein paar Gadgets wie zwei Single-reprints und Foto-abzüge in der Deluxe Edition präsentieren zu können. Das Remaster klingt trocken sonor, etwas klarer als frühere Varianten. Zahlreiche Demo-, Alternate- und auch Mono-versionen bieten Alternativen zum Originalsound. Eher für echte Fans sind die Interview-sequenzen mit Ray Davis, außerdem wurde noch vereinzeltes Live-material hinzugefügt. Als Edition macht „Lola Versus Powerman“dabei vor allem als Gesamtpaket Spaß, dem man anmerkt, dass hier eine Band am Scheideweg der künstlerischen Emanzipation die Stimmung der ausklingenden Hippie-ära auf den Punkt brachte.
BMG RM / Warner
(2:37:37, 3 cds, 2 x 7’’-Vinyl)