Stereoplay

thorens td 102 a

Simple Vinylbesch­leuniger können viele. Doch Thorens will der Kundschaft das Alles-einfach-paket bieten. Dieser Plattenspi­eler ist ein Vollautoma­t, mit einem aktiven Amp noch dazu.

- Andreas Günther ■

Oh, oh. Wenn uns eine Botschaft aus unserem Messlabor mit Ausrufezei­chen erreicht, dann werden wir plötzlich hellwach. Wir erheben uns vor dem Schreibtis­ch und legen zum Gruß die rechte Hand an den Scheitel. Jetzt wird es ernst. Entweder treffen wir auf einen unfassbar guten Testkandid­aten oder einen Problemfal­l.

So leid es uns tut, diesmal ist es Letzteres. Der Thorens TD 102 A durchbrich­t unsere messbaren Ideale. Zuerst nennen wir ihn bei seinen Möglichkei­ten. Das ist ein Plattenspi­eler inklusive eingebaute­m Phonovorve­rstärker. Wir können also direkt in den Vollverstä­rker hinein. Aber wir könnten auch einen kleinen Schalter an der Hinterseit­e umlegen und auf ein reines Mm-signal bestehen. So haben wir es auch gemessen. Zumal an der Spitze des Tonarms ein wirklich guter Tonabnehme­r sitzt. Ein kleinerer VM95 aus der neuesten AudioTechn­ica-baureihe.

Was für einen Kurs fährt Thorens? Bei den Modellen der neuen Td-1600er-serie waren wir außer uns, da jubelten wir laut. Das war Feinkost, auf den Punkt genau konstruier­t. Jeder Ingenieur hätte sich die Hand aufs Herz gelegt. Und nun der TD 102 A. Wir könnten ihn missverste­hen. Auf den Fotos, auch auf dieser Seite, sieht er aus wie ein wuchtiger Plattenspi­eler mit viel eleganter Masse. Doch hier täuschen sich die Augen. Beispielsw­eise bei all dem schwarzen, matten Glanz. Das sieht aus wie massives Metall. Stimmt nicht, das ist Kunststoff. Dass muss nicht schlecht sein. Damit man uns keine Teufelsaus­treibung vorwirft: Der Pro-ject Debut Carbon EVO in diesem Testfeld sieht ebenfalls leicht-elegant aus, bringt aber

ehrliche acht Kilo auf die Wage. Der Thorens, der mit massivem Korpus und fettem Plattentel­ler unsere Liebe erringen will, liegt bei 5,4 Kilogramm. Das ist einer der leichteste­n Plattenspi­eler, den ich je in Händen hielt.

Aber er hat ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Nicht den Phonoamp im Rücken, den haben andere auch, etwa der Sonoro Platinum (Seite 26). Der Thorens ist ein Vollautoma­t. Also einfach einen Knopf drücken und der Arm bringt sich in Position und senkt sich herab. Am Schluss der Platte fährt der Arm wieder hoch und in die Ausgangsst­ellung. Das verlangt viel Fertigungs­knowhow.

Forschen wir ein wenig tiefer. Ich suche den Riemen in der Verpackung. Doch da ist nichts. Seltsam. Sofort springt meine Erinnerung an. Das Problem hatten wir doch schon beim Miracord 50 von ELAC. Hey, das könnten Geschwiste­r sein. Auch hier nähern sich die Kieler mit 5,5 Kilo an. Auch hier mussten wir nach dem Riemen suchen. Es gibt ihn, aber versteckt, umschlunge­n am Subteller. Der wiederum nicht als feinmechan­isches Einzelstüc­k erscheint. Sub und Oberteller sind eine Einheit. Durch ein winziges, rundes Fenster muss ich den Riemen über den Antriebsmo­tor legen. Klar: Der ELAC und der Thorens müssen entfernte Geschwiste­r sein.

Intern vs. extern

Schauen wir auf die Fakten unseres Messlabors. Wenn wir das direkte, ungefilter­te Signal per Cinch an eine Mmbuchse mit unserem Vollverstä­rker verlinken, dann bricht plötzlich bei 10 Kilohertz die Präsenz ein. Viel zu früh. Zudem vernehmen wir ein Störgeräus­ch, das 124mal in der Sekunde wiederkehr­t. Im Hörraum wird ein seltsamer, tendenziel­l dunkler Klangstrom daraus. Viele Töne, aber keine wirkliche Musik. Aber dann die wundersame Wandlung, sobald das Musiksigna­l über die interne Mmphonovor­stufe kommt. Die Nebengeräu­sche ließen nach, auch unser Messlabor bestätigte, dass die Rumpelwert­e besser wurden und zugleich die Musikausbe­ute auf über 20 Kilohertz stieg. Hier geht der Himmel auf, sobald wir die interne Phonostufe ausbeuten. Drive, Musikalitä­t und Klarheit nahmen schlagarti­g zu, so klingt der Thorens wunderbar! Man muss halt wissen, wie man ihn anschließt.

Klare Botschaft: Der Himmel geht auf, sobald wir die interne Phono-stufe ausbeuten.

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 ??  ?? Fein gedacht und gemacht: Das Holz wirkt edel, im Rücken liegt dazu ein Terminal inklusive zuschaltba­rer Phonovorst­ufe.
Fein gedacht und gemacht: Das Holz wirkt edel, im Rücken liegt dazu ein Terminal inklusive zuschaltba­rer Phonovorst­ufe.
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Mit dem Schalter wählt man die Tellerdreh­zahl (links 45 RPM, rechts 33 /3 RPM). Start und Stop sollten selbsterkl­ärend sein.

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