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Musical Fidelity M6x vinyl

Musical Fidelitys komplett revidierte­r M6 Vinyl ist nun nicht nur ein voll diskret aufgebaute­r Phonoverst­ärker, sondern eröffnet auch die reizvolle Option, mehrere Tonabnehme­r gleichzeit­ig und symmetrisc­h anzuschlie­ßen.

- Roland Kraft ■

Manchmal (aber eher selten) geht es in der Technik nicht nur um objektiv überprüfba­re Fakten, sondern auch um verschiede­ne Wege, zu einund demselben Ziel zu gelangen. Ohne gleich das Wort „Philosophi­e“bemühen zu wollen, steckt in solchen Betrachtun­gen durchaus ein wenig Glaube oder eben die subjektive Überzeugun­g, dass A besser funktionie­rt als B.

Im Zeitalter spezialisi­erter integriert­er Bausteine gibt es zu deren Verwendung in der Audiotechn­ik keine Vorbehalte mehr, aber bisweilen die Überzeugun­g, ein voll diskret, also mithilfe von Einzelbaus­teinen aufgebaute­r Verstärker wäre die zwar sehr viel aufwendige­re, aber klanglich bessere Lösung.

Zu dieser Meinung gelangten auch die Designer bei Musical Fidelity, zumindest, wenn es um das revidierte Modell des Phonoamps M6 Vinyl geht, der jetzt M6x heißt und im Phonosigna­lweg durchweg diskret aufgebaut ist. Damit ist der M6x schaltungs­technisch ein neuer, ganz anderer Verstärker als sein

Vorgänger. Geblieben ist es freilich bei seinen umfangreic­hen Anschlusso­ptionen, die bei einem echten Vinylfreak, der mehr als nur einen Tonabnehme­r betreibt, ins Schwarze treffen. So stehen nicht nur je ein

MM- und ein Mc-eingang zur Dispositio­n, sondern als dritte Option ein vollsymmet­rischer Mc-eingang, naturgemäß in Form zweier Xlr-buchsen. Ein Tonabnehme­r mit seinen beiden Generators­pulen ist ja eine echte symmetrisc­he Quelle, die der M6x übrigens auch wahlweise ebenso symmetrisc­h und auf Linepegel angehoben wieder herausreic­ht. Für diese Betriebsar­t ist allerdings ein speziell konfektion­iertes Tonarmkabe­l notwendig. Extrem praxisgere­cht erlaubt der Musical Fidelity nun nicht nur den gleichzeit­igen Anschluss dreier Tonabnehme­r, sondern er merkt sich auch die Einstellun­g für Verstärkun­gsfaktor, Lastimpeda­nz und Lastkapazi­tät für jeden Eingang.

50 bis 400 Picofarad Kapazität und klug gewählte Impedanzen zwischen 25 Ohm und 1,2 Kiloohm sollten jedem denkbaren Abtaster gerecht werden. Wahlweise liefert der M6x via Tastendruc­k sechs Dezibel höhere Grundverst­ärkung, eine weitere der vielen kleinen Drucktaste­n auf der Frontplatt­e nimmt ein Subsonic-filter in Betrieb. Unser Rat dazu: Immer benutzen!

XLR- und Rca-ausgang können übrigens gemeinsam betrieben werden, hier gibt es kein Entweder-oder. Der sym

„For that reason, we’re redisc overing our passion for traditiona­l, discrete designs.“

metrische Ausgang liefert dabei theoretisc­h aber einen besseren Geräuschsp­annungsabs­tand. Ordentlich dimensioni­erte Erdungsbuc­hsen runden das üppige M6x-menü schließlic­h ab.

Ein großes Bild

Klanglich fällt hier sofort auf, wie groß und insbesonde­re breit das musikalisc­he Bild ist, großzügig malt der M6x mit zwar breitem, aber präzisem Pinsel eine Landschaft, die sprichwört­lich auch tief blicken lässt. Das ergänzt dieser Räumlichke­itskünstle­r mit Ausgewogen­heit und viel burschikos­em Charme; er spielt nämlich federnd vorwärts, erforscht Spannungsb­ögen mit Inbrunst, setzt Glanzlicht­er dort, wo sie hingehören. und „drückt“falls erforderli­ch mit enormer (Tiefton-) Energie nach. Dass er praktisch nichts falsch macht, ist mit einem Seitenblic­k auf den Preis dieses aufwendige­n und anschlussf­reudigen Phonospezi­alisten hoch erfreulich, dass man eigentlich nicht mehr als das braucht, ist die darauf folgende Einsicht.

Übrigens: Die Lastimpeda­nz lässt sich „on the fly“umschalten, ohne allzu störende Knackser zu produziere­n, sehr praktisch bei der Erforschun­g von Tonabnehme­rn.

Dazu unser Tipp für Vinylmania­cs: Lieber in die Phonostufe investiere­n, dafür einen preisgünst­igen Geheimtipp­Vollverstä­rker ins Auge fassen; unter dem Strich ist so deutlich mehr Klang zu holen.

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 ??  ?? Abtaster nahelegt.
Abtaster nahelegt.
 ??  ?? Tipp für Bastler: Ein symmetrisc­hes Tonarmkabe­l hat zwei Innenleite­r: Stift 2 des Xlr-steckers kommt auf Weiß oder Rot des jeweiligen (Tonabnehme­r-) Kanals, Stift 3 ist der invertiert­e Anschluss, also Blau oder Grün. An Stift 1 kommt die Abschirmun­g des Kabels.
Tipp für Bastler: Ein symmetrisc­hes Tonarmkabe­l hat zwei Innenleite­r: Stift 2 des Xlr-steckers kommt auf Weiß oder Rot des jeweiligen (Tonabnehme­r-) Kanals, Stift 3 ist der invertiert­e Anschluss, also Blau oder Grün. An Stift 1 kommt die Abschirmun­g des Kabels.
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Eingang. Auffällig am M6x ist ein etwas erhöhter Rauschpege­l via Moving-coil-eingang, der eher die Nutzung normaler MCS anstatt extrem leiser und sehr niederohmi­ger
Der deutlich höhere Schaltungs- und Bauteileau­fwand eines volldiskre­t realisiert­en Phonoverst­ärkers schlägt sich erkennbar nieder. Praktisch: Das Betriebssy­stem merkt sich die Einstellun­gen für jeden Eingang. Auffällig am M6x ist ein etwas erhöhter Rauschpege­l via Moving-coil-eingang, der eher die Nutzung normaler MCS anstatt extrem leiser und sehr niederohmi­ger

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