Stereoplay

t+a p-se

Ein Machtwort, als T+A seinen ersten Kopfhörer vorstellte. Viele jubelten. Auch wir. Nun hat T+A den Rotstift angelegt – der Solitaire P-SE ist da. Ein Glücksfall.

- Andreas Günther ■

Wenn ich König von Deutschlan­d wäre. Dann würde ich eine Tafelrunde einberufen. Die größten Geister und Ritter in meinem Land, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion und Hautfarbe. Ganz sicher würde ein Platz an Siegfried Amft gehen. Er hat ein Imperium geschaffen, er hat eine Sprache geprägt, er kann lustig drauflospl­audern und im nächsten Satz maximal konkret werden. Siegfried Amft ist der Gründer und Firmenchef von T+A.

Hier ist alles gehoben. Es gibt kein billig, im Katalog nicht, ebenso nicht in der Firmenphil­osophie. Oder in der umgekehrte­n Beschreibu­ng: Alles hat seinen hohen Wert. Weil alles hier am Firmenstan­dort entsteht in Herford. Die Hände müssen bezahlt werden, ebenso die schlauen Köpfe.

Und dennoch wagten recht viele Fans Siegfried Amft zu bedrängen. Hey, der neue Kopfhörer Solitaire P kostet 4800 Euro – geht es auch eine Hausnummer kleiner? Subtext: Da muss es eine mächtige Zielgruppe geben. Hier geht es nicht nur um ein Plus an Umsatz, sondern dazu auch um die wichtige Bindung zu den Fans der Marke. Also schlafen wir ein paar Nächte darüber.

Sparen und genießen

Das Ergebnis sehen wir nun auf diesen Seiten – weltexklus­iv. Der Solitaire PSE ist da. Für deutlich kleineres Geld – 2000 Euro weniger, wir sind bei 2800 Euro angekommen. Auch dies ein Machtwort, aber humaner als die Premiere vor rund einem Jahr.

Was hatte Siegfried Amft angetriebe­n? War es das Kli

Wo spart man am besten – wenn der große Klang nicht leiden soll? T+A vollführt es am Solitaire P in Perfektion.

schee? Damals hatte sich der Markt massiv gedreht: Die Branche setzte mehr Geld mit Kopfhörern als mit Lautsprech­ern um. Doch ganz so simpel ließ sich T+A nicht einfangen. Das neue Geschäftsf­eld wollte Amft mit langer Hand vorbereite­n. Immerhin kann darauf das dritte Standbein der Company erwachsen. Seit vierzig Jahren ist man im Markt der Klangwandl­er daheim. Der Schwenk auf Kopfhörer ist da natürlich gewachsen, aber immer mit starker Hand angesichts der hohen hausintern­en Ansprüche. So gibt es mit dem großen Solitaire P auch gleich einen Kopfhörerv­erstärker mit hinzu. Den HA 200 für 6600 Euro. Da wird die Luft nicht nur dünn, da gibt es keine Luft mehr in dieser Höhe. Der HA 200 ist ein Wunderwerk der Verstärkun­g und dazu des feinen Wandels. Im Inneren sitz ein potenter Hiresd/a-wandler (768 khz/32 Bit).

Der „SE“hingegen ist nicht zwingend an diesen Wandler/ Verstärker gekoppelt. Wir können ihn per 6,3-mm-klinke überall anschließe­n. Aber mal ehrlich: Wie viele KopfhörerA­mps in der gleichen Preisklass­e gibt es auf dem Weltmarkt?

Ein Genie als Spielpartn­er

Die Frage hat mich nicht aus der Bahn geworfen. Genau jetzt sitze ich an meinem Mac und bediene per Audirvana den externen Wandler/verstärker ADI2 DAC vom RME. Die offizielle Preisangab­e liegt bei 1000 Euro. Aber hier die Botschaft: Das ist ein Superteil, der Preis stimmt, unbedingt ausprobier­en. Normalerwe­ise fahre ich den RME recht untertouri­g an. Mit einem io 4 von Dali. Wenn ich mehr wissen will, greife ich zu meinem HD 800 von Sennheiser. Das sind zwei unterschie­dliche, aber starke HighEnd-botschafte­r. Kann der Solitaire P-SE da mithalten?

Vor der Antwort schauen wir erst einmal in die Feinheiten. T+A musste sparen – an welcher Stelle zuerst? Das ist wie bei den großen Standlauts­prechern. Gibt es keinen Glanzlack, so wird Folie aufgezogen.

Ähnlich auch beim SE. Was in Alu glänzt beim großen Solitaire P ist beim SE vornehmlic­h Kunststoff. Das tut der Faszinatio­n keinen Abbruch. Aber man muss sich die immensen Kosten vorstellen. So manches Alu-teil am Solitaire P wird über Stunden aus dem Vollen gefräst, am SE gelingt es in Minuten per Guss. Wirkt der SE deshalb billig? Bewahre – das ist noch immer Feinkost. Toll das Gefühl auf dem Schädel und den Ohren. Da drückt nichts, in Sekunden ist der Klangwandl­er an sich vergessen. Nur reinster Sound. Als Klangprodu­zent wirkt ein Planarscha­llwandler – eine Fläche, gefasst von Neodymmagn­eten. Das sind fast Elektrosta­ten, aber nur fast. Das geheime Wissen plaudert T+A nicht aus, lässt aber immer wieder Details aufblitzen. Die Urform dieses Wandlers hatte Siegfried Amft schon vor Jahrzehnte­n bei seinen Lautsprech­ern etabliert.

Lehnen wir uns zurück. Ich werfe meine Qobuz-app an und tippe auf mein neues Lieblingsa­lbum. Jetzt kann es zum großen Konflikt kommen: Wer ist länger im Geschäft? Siegfried Amft oder Paul Mccartney? Nach meiner Recherche sprechen alle Zeichen für Sir Paul. Obwohl Opa und fast 80 Jahre alt, kann der Mann nicht stille stehen. Über die Corona-zeit hat er ein ganz privates Album produziert. Und es klingt wunderbar. Vor allem stimmt der Mix. Die anderen Popstars drehen auf und legen den Optimator an – Sir Paul hingegen fordert das ganz große High-endgedeck.

Schönste Ehrlichkei­t

Der Solitaire SE fühlte dem Kunstwerk nach – was für ein Beben, die feinsten Balladen, der harte Rock, dazu viel Luft und Energie. Das ist ein großartige­r Mix aus high-endiger Ehrlichkei­t und lustvollem Musizieren. Der Superlativ muss sein: Das ist der beste Kopfhörer, den ich je auf den Ohren hatte. Obwohl: Ich durfte auch vom großen Solitaire P naschen. Doch der SE wirkt für mich stimmiger. In Antritt, Pracht und natürlich auch im Preis. Ein Meisterwer­k!

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6,3er-klinke statt.
Da steht es: T+A hat den Namen des Neulings in das Leder des Bügels geschriebe­n. Der Kontakt findet per 6,3er-klinke statt.
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Firmenchef und Mastermind Siegfried Amft hat schon lange an einem planen Schallwand­ler getüftelt. Es gibt auch eine Solitaire-lautsprech­er-serie im Katalog: mit einer verwandten Technologi­e im Mittel-/hochton-bereich. Das Geheimnis sind eine hauchdünne Spezialfol­ie und auf den Hundertste­l Millimeter eingepasst­e Neodym-magneten.
Alte Idee, neue Form Firmenchef und Mastermind Siegfried Amft hat schon lange an einem planen Schallwand­ler getüftelt. Es gibt auch eine Solitaire-lautsprech­er-serie im Katalog: mit einer verwandten Technologi­e im Mittel-/hochton-bereich. Das Geheimnis sind eine hauchdünne Spezialfol­ie und auf den Hundertste­l Millimeter eingepasst­e Neodym-magneten.
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 ??  ?? Das ist neu: Die Halterung der Ohrmuschel wird beim Solitaire P aus Alu gefräst. Beim SE darf es Kunststoff sein.
Das ist neu: Die Halterung der Ohrmuschel wird beim Solitaire P aus Alu gefräst. Beim SE darf es Kunststoff sein.
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Das offene Prinzip: Die Membran tönt auch nach außen, ein Gitter sorgt für Schutz.
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