Stereoplay

Luft nach unten

Cambridge Audio hat einen Vollverstä­rker im Programm, der nur 250 Euro kostet. Im Gehäuse gibt es viel Luft, aber in der Schaltung viel Drive. Das ist der ultimative Tipp für die kleinen Kassen.

- Andreas Günther ■

Wie richten wir uns ein in diesen Tagen? Mögen wir es flauschig-fett oder doch eher abgespeckt und reduziert? Die Frage hat natürlich Hintersinn. Denn genau jetzt schraube ich den Deckel des Vollverstä­rkers von Cambridge Audio auf. 5,1 Kilogramm sind für diese Bauart nicht wirklich viele Pfunde auf der Waage. Ich ahne viel Luft und kurze Signalwege.

Und meine Prophezeiu­ng tritt ein. Das könnte fast der Rekordhalt­er sein. Jener Vollverstä­rker AXA25 mit den kleinsten Bausteinen und der weitläufig­sten Erscheinun­g. Trotzdem sehen wir einen deutlichen Class-a/b-aufbau. Eben nur auf ein modernes Minimum reduziert. Links hinter dem Stromansch­luss gibt es keinen fetten Ringkern, sondern einen fast niedlich-kompakten Transforma­tor. Die Signalverw­altung sitzt direkt hinter der Front, dann ein Brückensch­lag auf die Rückseite. Vier Cinch-eingänge, zwei Lautsprech­er-ausgänge.

250 Euro

Und doch wirkt der AXA25 grundehrli­ch. Auch verrät es der Preis auf dem deutschen Markt

– 250 Euro. Ist es überhaupt möglich, einen guten Amp für diesen Preis zu bauen? Cambridge Audio schafft es. Weil aller modernen Show eine Absage erteilt wird. Es gibt hier eben keinen Bluetooth-empfänger und auch kein PhonoBoard. Einfach nur einen guten Verstärker mit vier Cinch-eingängen. Das Design der Front ist genau diesem stringente­n

Ideal verpflicht­et. In der Mitte der Lautstärke­regler, links davon die Regler für Bass und Höhen. Dazu noch einer für die Balance, Quell-wahl-tasten und ein Eingang für 3,5-mmStecker. Hier kann man zum Beispiel Hires-player oder ein Smartphone anstöpseln. Wer mehr benötigt, wird natürlich ebenfalls bei Cambridge fündig, etwa beim AXA35. Hier gibt es dann Bluetooth, einige Watt mehr, ein Display und eine gute Mm-stufe noch obendrauf.

Aber brauchen wir das wirklich? Natürlich habe ich den Vergleich zwischen 35 und 25 im Ohr. Das war kein Erdrutschs­ieg. Hier geht es um Optionen und Nuancen. Spannender ist für mich die Frage: Wie kommt der kleine AXA25 zu diesem großen Klangbild? Das war eine imposante Leistung. Toll, dieses aufgeräumt­e Panorama, dazu die Helligkeit, die Fülle an Informatio­nen.

Die Box muss passen

Sagen wir es einmal so: Vor zwanzig Jahren hätte kaum ein Vollverstä­rker, der nur ansatzweis­e in dieser Preisklass­e graste, diesen Klang an die Membranen gebracht. Was muss in dieser Zeit passiert sein? Zum einen sind die Bauelement­e kompakter, aber auch potenter geworden. Klein bedeutet längst nicht mehr anämisch. Dazu sind die Schaltunge­n deutlich stärker auf Drive ausgelegt. Die dicken Schlachtsc­hiffe nehmen dem schönen Klang mitunter die Kraft der kleinen Impulse, der Bass mag wabern, aber die zeitlich richtige Pracht wird einge

Der Cambridge überzeugt mit seiner Ausstattun­g und vor allem mit seinem zu diesem Preis erstaunlic­hen Klang.

trübt. Deshalb muss man den Cambridge Audio AXA25 als (Klein-)künstler bezeichnen. Aber wichtig: Sein volles Klangpoten­zial entfaltet er vornehmlic­h an wirkungsgr­adstarken Lautsprech­ern mit wenig schwankend­er Lastimpeda­nz. 12 Watt Musikleist­ung an 4 Ohm bei +/- 60 Grad Phasendreh­ung sind nicht viel. Hören wir hinein.

A Swingin’ Safari

Ganz frisch ist eine neue Kollektion von Bert Kaempfert erschienen. Das ist doch der Bandleader aus jenen Jahren, in denen man noch Schlaghose­n trug und im Fernsehen als halber Showmaster auftrat? Genau auf diese Rolle hat sich Bert Kaempfert eingelasse­n – und Millionen Deutschmar­k verdient. Den neuen Mix gibt es auf CD, auf LP, aber interessan­terweise noch nicht als Download. Wer ganz tief die Ohren in die damalige Klangästhe­tik stecken will: „A Swingin’ Safari.“Bis zum Anschlag haben die Tontechnik­er der Polydor abgemischt. Super groovt der Bass links, die Trompete rechts. Die dicke Hifi-party unserer Eltern – und noch immer ein Markstein für gute Musikwiede­rgabe. Wer es gemütliche­r mag und nun den Kamin anzündet und eine Flasche Rotwein öffnet, der lässt „Strangers in the Night“ertönen. Super im Mix, großartig die Melodie. Der Cambridge 25 lag perfekt auf dieser Welle. Sehr konkret der Raum, dazu ein feines Gespür für den Big-band-swing.

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 ??  ?? Der Trafo ist kompakt, ebenso die Class-a/b-stufe in der Mitte. Kühlende Luft wird nach dem Kaminprinz­ip zugefächel­t.
Der Trafo ist kompakt, ebenso die Class-a/b-stufe in der Mitte. Kühlende Luft wird nach dem Kaminprinz­ip zugefächel­t.
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Edles Minimal-gedeck: Über vier Cinch-ports geht es hinein, daneben noch in der Zugabe ein Pre-out. Ein Doppel an einfach-praktische­n Lautsprech­erklemmen muss genügen.

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