Luft nach unten
Cambridge Audio hat einen Vollverstärker im Programm, der nur 250 Euro kostet. Im Gehäuse gibt es viel Luft, aber in der Schaltung viel Drive. Das ist der ultimative Tipp für die kleinen Kassen.
Wie richten wir uns ein in diesen Tagen? Mögen wir es flauschig-fett oder doch eher abgespeckt und reduziert? Die Frage hat natürlich Hintersinn. Denn genau jetzt schraube ich den Deckel des Vollverstärkers von Cambridge Audio auf. 5,1 Kilogramm sind für diese Bauart nicht wirklich viele Pfunde auf der Waage. Ich ahne viel Luft und kurze Signalwege.
Und meine Prophezeiung tritt ein. Das könnte fast der Rekordhalter sein. Jener Vollverstärker AXA25 mit den kleinsten Bausteinen und der weitläufigsten Erscheinung. Trotzdem sehen wir einen deutlichen Class-a/b-aufbau. Eben nur auf ein modernes Minimum reduziert. Links hinter dem Stromanschluss gibt es keinen fetten Ringkern, sondern einen fast niedlich-kompakten Transformator. Die Signalverwaltung sitzt direkt hinter der Front, dann ein Brückenschlag auf die Rückseite. Vier Cinch-eingänge, zwei Lautsprecher-ausgänge.
250 Euro
Und doch wirkt der AXA25 grundehrlich. Auch verrät es der Preis auf dem deutschen Markt
– 250 Euro. Ist es überhaupt möglich, einen guten Amp für diesen Preis zu bauen? Cambridge Audio schafft es. Weil aller modernen Show eine Absage erteilt wird. Es gibt hier eben keinen Bluetooth-empfänger und auch kein PhonoBoard. Einfach nur einen guten Verstärker mit vier Cinch-eingängen. Das Design der Front ist genau diesem stringenten
Ideal verpflichtet. In der Mitte der Lautstärkeregler, links davon die Regler für Bass und Höhen. Dazu noch einer für die Balance, Quell-wahl-tasten und ein Eingang für 3,5-mmStecker. Hier kann man zum Beispiel Hires-player oder ein Smartphone anstöpseln. Wer mehr benötigt, wird natürlich ebenfalls bei Cambridge fündig, etwa beim AXA35. Hier gibt es dann Bluetooth, einige Watt mehr, ein Display und eine gute Mm-stufe noch obendrauf.
Aber brauchen wir das wirklich? Natürlich habe ich den Vergleich zwischen 35 und 25 im Ohr. Das war kein Erdrutschsieg. Hier geht es um Optionen und Nuancen. Spannender ist für mich die Frage: Wie kommt der kleine AXA25 zu diesem großen Klangbild? Das war eine imposante Leistung. Toll, dieses aufgeräumte Panorama, dazu die Helligkeit, die Fülle an Informationen.
Die Box muss passen
Sagen wir es einmal so: Vor zwanzig Jahren hätte kaum ein Vollverstärker, der nur ansatzweise in dieser Preisklasse graste, diesen Klang an die Membranen gebracht. Was muss in dieser Zeit passiert sein? Zum einen sind die Bauelemente kompakter, aber auch potenter geworden. Klein bedeutet längst nicht mehr anämisch. Dazu sind die Schaltungen deutlich stärker auf Drive ausgelegt. Die dicken Schlachtschiffe nehmen dem schönen Klang mitunter die Kraft der kleinen Impulse, der Bass mag wabern, aber die zeitlich richtige Pracht wird einge
Der Cambridge überzeugt mit seiner Ausstattung und vor allem mit seinem zu diesem Preis erstaunlichen Klang.
trübt. Deshalb muss man den Cambridge Audio AXA25 als (Klein-)künstler bezeichnen. Aber wichtig: Sein volles Klangpotenzial entfaltet er vornehmlich an wirkungsgradstarken Lautsprechern mit wenig schwankender Lastimpedanz. 12 Watt Musikleistung an 4 Ohm bei +/- 60 Grad Phasendrehung sind nicht viel. Hören wir hinein.
A Swingin’ Safari
Ganz frisch ist eine neue Kollektion von Bert Kaempfert erschienen. Das ist doch der Bandleader aus jenen Jahren, in denen man noch Schlaghosen trug und im Fernsehen als halber Showmaster auftrat? Genau auf diese Rolle hat sich Bert Kaempfert eingelassen – und Millionen Deutschmark verdient. Den neuen Mix gibt es auf CD, auf LP, aber interessanterweise noch nicht als Download. Wer ganz tief die Ohren in die damalige Klangästhetik stecken will: „A Swingin’ Safari.“Bis zum Anschlag haben die Tontechniker der Polydor abgemischt. Super groovt der Bass links, die Trompete rechts. Die dicke Hifi-party unserer Eltern – und noch immer ein Markstein für gute Musikwiedergabe. Wer es gemütlicher mag und nun den Kamin anzündet und eine Flasche Rotwein öffnet, der lässt „Strangers in the Night“ertönen. Super im Mix, großartig die Melodie. Der Cambridge 25 lag perfekt auf dieser Welle. Sehr konkret der Raum, dazu ein feines Gespür für den Big-band-swing.