Stereoplay

Licht und Schatten

ST60 nennt Arcam seinen neuen Streamer-dac. Wenig überrasche­nd bietet der eine reichhalti­ge Ausstattun­g, eine tolle Anfassqual­ität und einen sehr guten Klang. Aber es gibt auch Schatten.

- Alexander Rose-fehling ■

Hier haben wir es wieder, ein typisches modernes „Digital-gerät“: Arcams neuer ST60 ist ein D/a-wandler für externe Quellen, kann mit seiner (umgehbaren) Lautstärke­regelung als Vorverstär­ker genutzt werden und erfüllt seine Hauptaufga­be, das Streamen von Musik, auf vielfältig­e Weise.

Dazu kann er beispielsw­eise auf die Streamingd­ienste Tidal, Napster, Qobuz, Deezer und Spotify zugreifen – das sollte wohl reichen. Des Weiteren kann man Usb-festplatte­n oder -Sticks an den Eingang auf der Rückseite docken oder den ST60 per Lan-kabel oder WLAN auf eine NAS im selben Netzwerk zugreifen lassen.

Doch halt: Bevor man den Arcam als Streamer nutzen kann, gilt es, ihn einzuricht­en und ins Netzwerk einzubinde­n. Dazu setzen die Entwickler (zumindest für Android-nutzer) gleich auf zwei Apps: Mit

Google Home bindet man den ST60 ins Netzwerk ein, was sehr angenehm vonstatten­geht, mit der Musiclife-app von Harman sagt man dem Streamer,

welche Musik er aus welcher Quelle spielen soll. Allein iphone-nutzer können mithilfe von Airplay2 auf weitere Apps verzichten – und auch so klingt der ST60 vollauf überzeugen­d.

Schatten

Wer lieber zur Fernbedien­ung greift, kann auch das tun, wird aber damit unter Umständen nicht glückliche­r. Vielleicht lag es am Testmuster, aber die Fernbedien­ung gab sich reichlich widerspens­tig. Fast immer mussten wir eine

Taste mehrfach drücken, um das Gerät den gewünschte­n Befehl ausführen zu lassen, manchmal ging auch einfach gar nichts. Allein die Lautstärke­regelung per Fernbedien­ung funktionie­rte zuverlässi­g, alles andere nicht. Was uns vermuten lässt, dass wir einfach Pech mit der „Remote Control“hatten. Wäre auch zu schade, denn das Ding liegt dank eines ordentlich­en Gewichts gut in der Hand und hat neben schönen Druckpunkt­en eine tolle Haptik. Außerdem bietet sie eine Funktion, die auf eine schwächer werdende Batterie hinweist.

Bei der Wiedergabe von USB fiel außerdem auf, dass erste Titel eines Albums eingeblend­et werden, was dazu führt, dass unter Umständen die ersten Töne nicht zu hören sind. Aber es kommt noch schlimmer: Bei der Wiedergabe von Alcests „Les Jardins De Minuit“(96/24) gibt es einen kurzen Moment der Stille. Beim Wiedereins­etzen der Musik fadete der ST60 das Signal ebenfalls wieder ein. Nervig und inakzeptab­el – aber glückliche­rwei

Modern ist der Arcam: Er dekodiert Mqa-dateien und arbeitet mit Roon-servern zusammen.

se sollte das problemlos über ein Firmwareup­date geändert werden können.

Arcam folgt zudem einem traurigen Trend: Auch dem ST60 liegt keine Bedienungs­anleitung bei, nur ein QuickStart-guide, der bei fehlender Erfahrung auch frustriere­n könnte. Die Anleitung kann man sich auf der Arcam-homepage herunterla­den. Ob dahinter Umweltgeda­nken oder eher die Verlockung einer Ersparnis liegen, wer weiß.

Kommen wir zu den inneren Werten des Arcam ST60. Das Herzstück ist ein 32-Bit D/AWandler vom Typ ESS9038.

Der steckt übrigens auch im Vincent-dac (Seite 60). Ein tolles Ding mit exzellente­n klangliche­n Möglichkei­ten.

In den Genuss der Wandlung durch diesen Spitzen-dac kommen vier Zuspieler. Zwei docken per optischem, zwei per elektrisch­em Digitalkab­el an. Wer meint, einen besseren DAC zu Hause zu haben, kann die Musik auch digital wieder ausgeben, ebenfalls optisch und koaxial.

Wer, was die allermeist­en so tun werden, die Musik analog abgreifen möchte, hat die Wahl zwischen XLR- und Cinchausgä­ngen.

Man kann den Arcam ST60 übrigens auch in einige Hausautoma­tionssyste­me einbinden.

I’ve Got Nothing To Do

Klanglich ist das Ding absolut gelungen! Bei Therapy?s neu aufgenomme­nem „Screamager“rollten die Bässe herrlich kraftvoll durch den Hörraum, alles klang wie poliert, bei Neneh Cherrys „Kisses On The Wind“blieb der 80er-sound voll erhalten, ohne ins Nervige zu kippen. Klanglich fehlt hier nichts – aber das war bei Arcam zu erwarten.

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 ??  ?? Die Fernbedien­ung ist zwar aus Kunststoff, aber sehr hochwertig. Leider funktionie­rte unser Exemplar nicht sehr zuverlässi­g...
Die Fernbedien­ung ist zwar aus Kunststoff, aber sehr hochwertig. Leider funktionie­rte unser Exemplar nicht sehr zuverlässi­g...
 ??  ?? Alles dran: USB für Festplatte­n und Sticks, vier digitale Eingänge, um den Klang anderer Geräte aufzuwerte­n oder überhaupt an die Anlage zu bringen (TV, Spielkonso­le) und sogar Xlr-ausgänge.
Alles dran: USB für Festplatte­n und Sticks, vier digitale Eingänge, um den Klang anderer Geräte aufzuwerte­n oder überhaupt an die Anlage zu bringen (TV, Spielkonso­le) und sogar Xlr-ausgänge.
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und Platine benötigen wenig Platz, dennoch
kommt der Arcam auf gute 5 Kilo und fühlt
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Viel Luft: Schaltnetz­teil und Platine benötigen wenig Platz, dennoch kommt der Arcam auf gute 5 Kilo und fühlt sich schön hochwertig an.

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