Licht und Schatten
ST60 nennt Arcam seinen neuen Streamer-dac. Wenig überraschend bietet der eine reichhaltige Ausstattung, eine tolle Anfassqualität und einen sehr guten Klang. Aber es gibt auch Schatten.
Hier haben wir es wieder, ein typisches modernes „Digital-gerät“: Arcams neuer ST60 ist ein D/a-wandler für externe Quellen, kann mit seiner (umgehbaren) Lautstärkeregelung als Vorverstärker genutzt werden und erfüllt seine Hauptaufgabe, das Streamen von Musik, auf vielfältige Weise.
Dazu kann er beispielsweise auf die Streamingdienste Tidal, Napster, Qobuz, Deezer und Spotify zugreifen – das sollte wohl reichen. Des Weiteren kann man Usb-festplatten oder -Sticks an den Eingang auf der Rückseite docken oder den ST60 per Lan-kabel oder WLAN auf eine NAS im selben Netzwerk zugreifen lassen.
Doch halt: Bevor man den Arcam als Streamer nutzen kann, gilt es, ihn einzurichten und ins Netzwerk einzubinden. Dazu setzen die Entwickler (zumindest für Android-nutzer) gleich auf zwei Apps: Mit
Google Home bindet man den ST60 ins Netzwerk ein, was sehr angenehm vonstattengeht, mit der Musiclife-app von Harman sagt man dem Streamer,
welche Musik er aus welcher Quelle spielen soll. Allein iphone-nutzer können mithilfe von Airplay2 auf weitere Apps verzichten – und auch so klingt der ST60 vollauf überzeugend.
Schatten
Wer lieber zur Fernbedienung greift, kann auch das tun, wird aber damit unter Umständen nicht glücklicher. Vielleicht lag es am Testmuster, aber die Fernbedienung gab sich reichlich widerspenstig. Fast immer mussten wir eine
Taste mehrfach drücken, um das Gerät den gewünschten Befehl ausführen zu lassen, manchmal ging auch einfach gar nichts. Allein die Lautstärkeregelung per Fernbedienung funktionierte zuverlässig, alles andere nicht. Was uns vermuten lässt, dass wir einfach Pech mit der „Remote Control“hatten. Wäre auch zu schade, denn das Ding liegt dank eines ordentlichen Gewichts gut in der Hand und hat neben schönen Druckpunkten eine tolle Haptik. Außerdem bietet sie eine Funktion, die auf eine schwächer werdende Batterie hinweist.
Bei der Wiedergabe von USB fiel außerdem auf, dass erste Titel eines Albums eingeblendet werden, was dazu führt, dass unter Umständen die ersten Töne nicht zu hören sind. Aber es kommt noch schlimmer: Bei der Wiedergabe von Alcests „Les Jardins De Minuit“(96/24) gibt es einen kurzen Moment der Stille. Beim Wiedereinsetzen der Musik fadete der ST60 das Signal ebenfalls wieder ein. Nervig und inakzeptabel – aber glücklicherwei
Modern ist der Arcam: Er dekodiert Mqa-dateien und arbeitet mit Roon-servern zusammen.
se sollte das problemlos über ein Firmwareupdate geändert werden können.
Arcam folgt zudem einem traurigen Trend: Auch dem ST60 liegt keine Bedienungsanleitung bei, nur ein QuickStart-guide, der bei fehlender Erfahrung auch frustrieren könnte. Die Anleitung kann man sich auf der Arcam-homepage herunterladen. Ob dahinter Umweltgedanken oder eher die Verlockung einer Ersparnis liegen, wer weiß.
Kommen wir zu den inneren Werten des Arcam ST60. Das Herzstück ist ein 32-Bit D/AWandler vom Typ ESS9038.
Der steckt übrigens auch im Vincent-dac (Seite 60). Ein tolles Ding mit exzellenten klanglichen Möglichkeiten.
In den Genuss der Wandlung durch diesen Spitzen-dac kommen vier Zuspieler. Zwei docken per optischem, zwei per elektrischem Digitalkabel an. Wer meint, einen besseren DAC zu Hause zu haben, kann die Musik auch digital wieder ausgeben, ebenfalls optisch und koaxial.
Wer, was die allermeisten so tun werden, die Musik analog abgreifen möchte, hat die Wahl zwischen XLR- und Cinchausgängen.
Man kann den Arcam ST60 übrigens auch in einige Hausautomationssysteme einbinden.
I’ve Got Nothing To Do
Klanglich ist das Ding absolut gelungen! Bei Therapy?s neu aufgenommenem „Screamager“rollten die Bässe herrlich kraftvoll durch den Hörraum, alles klang wie poliert, bei Neneh Cherrys „Kisses On The Wind“blieb der 80er-sound voll erhalten, ohne ins Nervige zu kippen. Klanglich fehlt hier nichts – aber das war bei Arcam zu erwarten.