Vom kleinen Licht zum großen Star
Tom Jones The Complete Decca Studio Albums Collection
Als dann Clubding und Disco ins Haus standen, war die Rolle des heiteren Machos schon gefestigt. Die ersten drei CDS in dieser Box allerdings geben noch keine Antwort auf die Frage, wie Tom Jones in Lasvegas ein gleichwertiger Konkurrent für seinen späteren Freund Elvis Presley werden konnte. Der Reibeisenbariton aus Wales hatte für das 1965 veröffentlichte Debütalbum „Along Came Jones“überwiegend Jazz und Popoldies aufgenommen, die ihm nur einen guten Ruf in den Bergarbeiterkneipen seiner Heimat verschafft hatten. Auf den zwei nächsten Studiolps von Tom Jones war auch keine stilistisch klare Kante
zu erkennen. Erst bei seinem vierten Album für das Deccalabel offenbarte der „Tiger“mit Nashvillerepertoire durchgängig ein künstlerisches Profil: „Ring Of Fire“, „He’ll Have To Go“, „Detroit City“und vor allem “Green, Green Grass Of Home“, von dem sogar viele Countryfans behaupten, diese Coverversion sei das eigentliche Original.
Elf weitere Studioalben und zwei CDS mit bislang unveröffentlichten Aufnahmen aus den Jahren 196575 stecken in „The Complete Decca Studio Albums Collection“. Die Memphis und Motownsongs auf CD 5 interpretiert Tom Jones mit richtig viel Soulpower, die sich sogar noch steigert, wenn er James Browns den ganzen Mann forderndes „It’s A Man’s Man’s Man’s World“mit Souveränität rausschnauzt. Und überhaupt: Nicht wegen „Delilah“, „Helpyourself“oder seiner übrigen Hits lohnt sich die Anschaffung dieser Werkschau. Doch bei seinen Interpretationen von eigentlich zu Tode gecovertem Fremdmaterial hauchtetom Jones vielen Songs neues Leben ein – ob mit dem Beatleshit „Hey Jude“oder dem eigentlich für Otis Redding von den Bee Gees geschriebenen „To Love Somebody“. Bei dem für Elvis Presley maßgeschneiderten „Tupelo Mississippi Flash“und erst recht auf „My Way“klingt der walisische „Tiger“viel wandlungsfähiger und ausdrucksvoller als der „King“. Daher der Platz auf der Bühne in Las Vegas.
universal (11:44:04, 17 CDS)