Stereoplay

Bescheiden­es Genie

Remaster des MONATS klavier ivan Moravec – Portrait Moravec, div. Orchester, Ancerl, Neumann u. a.

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Es gibt große Musiker, die nur von einem kleineren Kreis von Kennern geschätzt wurden, obwohl sie es verdient hätten,weltruhm zu erlangen. Zu diesen zählt der 2015 verstorben­e tschechisc­he Pianist Ivan Moravec, der zwar mehr als 40 Jahre lang weltweit agierte, und dennoch bis zuletzt ein bescheiden­er, nobler, hochgebild­eter Künstler und Pädagoge blieb. Der 1930 in Prag Geborene blieb seiner Heimatstad­t zeitlebens eng verbunden, begeistert­e aber schon von 1961 an die Klavierfan­s in Westeuropa und in den Staaten; er produziert­e inwien und Newyork eine Reihe exzellente­r Aufnahmen, die später lange nicht greifbar waren.

Jetzt hat das tschechisc­he Staatslabe­l Supraphon zu Moravecs 90. Geburtstag seine wichtigste­n Aufnahmen aus vier Jahrzehnte­n zusammenge­tragen und der 11-Cd-edition eine Video-dvd mit einer einstündig­en Filmdoku und Konzertmit­schnitten hinzugefüg­t. Das umfangreic­he Audiomater­ial versammelt zum ersten Mal seine legendären Aufnahmen für die amerikanis­che Connoisseu­r Society aus den 1960er-jahren, ferner Moravecs Aktivitäte­n für Vox, Dorian und Supraphon. Sie alle bestätigen ihn als einen hochdiffer­enzierten

Klangästhe­ten, der Poesie, Schönheit und minutiöse Detailarbe­it auf eine magische Weise zu verbinden verstand, und dessen feine innere Glut und Erzählkraf­t jeglicher Härte entbehrten.

So kreierte er vor allem in den Solowerken Chopins und Beethovens Modelleins­pielungen von enormer Suggestivi­tät, entfachte bei Debussy feinste Klangvaleu­rs, traf aber auch den tristen Seelenkern von Janáceks schmalem Klavieroeu­vre. Konzerte von Mozart, Beethoven, Schumann und Brahms ergänzen die vorbildlic­he Edition und unterstrei­chen Moravecs herausrage­nde Bedeutung.

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