Yamaha Yh-e700a
Apple hat den Markt der ohrumschließenden Kopfhörer mit einem Schlag erobert. Hier steht ein Held im Sturm. Nun kommt von Yamaha ein Konkurrent daher: günstiger, aber nicht weniger klangstark.
Seit Apple in diesen Markt eingezogen ist, ist nichts mehr wie bisher. Bei den ohrumschließenden, kabellosen Kopfhörern ist ein PiranhaTeich entstanden: Alle fressen und beißen und schlingen. In unserer vergangenen Ausgabe haben wir laut gejubelt über die Apple Airpods Max. Da hat Apple tatsächlich eine Meisterleistung vollbracht. Nun kommt Yamaha mit seiner Interpretation. Leider einen Hauch zu spät und damit in der Rolle des Verfolgers. Aber mit verwandter Ästhetik. Auch Yamaha kann gute Fotos veröffentlichen, die unseren Lifestyle bedienen. Das sieht erstaunlich nach einem Kampf aus. Apple hat den griffigeren Namen, Yamaha kommt mit einem Kürzel daher: YHE700A. Das fixt uns nicht an. Aber die Box ist großartig, toll der Lieferumfang. Das kann wirklich mit Apple konkurrieren. Zum fast halben Preis. Verbirgt sich hier vielleicht der bessere Kopfhörer? Maße und Möglichkeiten sind fast identisch. Wir reden in beiden Fällen über einen Kopfhörer, der auch ohne Kabel auskommen kann. Dank Bluetooth.
Noise-cancelling
Dazu gibt es eine aktive Geräuschunterdrückung. Gleichstand. Doch Apple verfügt zudem über 3D Audio mit dynamischem Head Tracking – das Klangbild bleibt stabil auf den Monitor gerichtet. Yamaha will das nicht. Ebenso verliert Yamaha natürlich im Kampf gegen die Applearchitektur mit der perfekten Anbindung an iphone und ipad. Doch sind die Japaner damit ein Loser? Natürlich nicht. Ich selbst bin Applenutzer und erkenne doch die Kraft
Das druckvolle Klangbild ist super, dazu die Leichtigkeit der Impulse und
ein Schuss Wärme.
und den Charme des YHE700A. Kürzlich war ich, trotz Corona, auf einer Zugfahrt. Es musste sein. Das Ticket zu kaufen war einfach. Aber welchen Kopfhörer nehme ich mit? Den großen Apple? Ich habe mich für den Yamaha entschieden. Sein Noisecancelling ist einfach besser. Ein Fingertipp an der Ohrmuschel – und ich fühlte mich in die beste Klanglandschaft gebeamt. Toll. Das Rattern der Gleise war nicht mehr da, aber ein erstaunlich massiver Bass. Nominell verspricht uns Yamaha, dass wir bis zu acht Hertz abtauchen können.
Folgendes Lebensgefühl möchte ich ausformulieren: Der Apple gefällt mir daheim, in der wohligen Wärme des Wohnzimmers. Der Yamaha hingegen ist mein idealer Begleiter in der Ubahn und im ICE. Er wirkt rustikaler, stärker auf den Punkt inszeniert. Die Bauform ist vergleichbar massig. Wer diesen Kopfhörer trägt, der gibt ein Statement ab, der lässt sich nicht so einfach verstecken. Aber der Tragekomfort ist wunderbar. Nach drei Minuten im Zug habe ich vergessen, dass ein Klangwandler auf meinem Schädel sitzt. Mit 325 Gramm
ist der YH-E700A auch erstaunlich leicht angesichts seiner Möglichkeiten. Hier sorgt ein Chassis mit vier Zentimetern in der Diagonale für den Klang. Dazu bietet Yamaha den kabellosen Transfer an, inklusive aptx. Was klingt besser? Ich vergleiche Noise-cancelling mit dem unangetasteten Signal. Das ist ein kritischer Vergleich, gibt es keine Nebengeräusche, so sind beide Optionen sehr nah beieinander. Doch bei der Wahl zwischen Bluetooth oder Kabel schlägt man sich klar auf die Ankopplung per Kabel. Was aber wirklich entscheiden kann: Yamaha richtet seine Mikrophone nicht nur an die Außenseite. Auch in die individuelle Ankunft der Signale in unseren Ohren wird analysiert. Der E700A lauscht nach innen und korrigiert – wie die eigene Ohrform
harmoniert und abdichtet. Das gleicht auch dem Prinzip von Apple. Hier sind zwei Kopfhörer auf der Jagd nach dem perfekten Klang. Das ist wie bei dem Kartenquartett unserer Jugend: Welche Leistungswerte übertreffen den Konkurrenten? Bei Yamaha liegt nominell ein unfassbar guter Frequenzgang an – von sagenhaften acht bis vierzigtausend Hertz hinauf. Das entspricht einer Heldentat. Noch ein Scheit obenauf: Bis zu 35 Stunden soll der Klang ohne Kabel per Batterie fließen können.
Die höchste Klasse
Als Testmusik habe ich unter anderem das aktuelle Album von Paul Mccartney genutzt. Zuspieler war mein Cayin-player N3-pro (stereoplay 3/2021). Das ist der Zauber des modernen High-ends. Das druckvolle Klangbild ist super, dazu die Leichtigkeit der Impulse und die typische, tendenziell warme Abstimmung. In diesem Sinne ernenne ich den YH-E700A zu einem meiner persönlichen Helden. ■