Stereoplay

Yamaha Yh-e700a

Apple hat den Markt der ohrumschli­eßenden Kopfhörer mit einem Schlag erobert. Hier steht ein Held im Sturm. Nun kommt von Yamaha ein Konkurrent daher: günstiger, aber nicht weniger klangstark.

- Andreas Günther

Seit Apple in diesen Markt eingezogen ist, ist nichts mehr wie bisher. Bei den ohrumschli­eßenden, kabellosen Kopfhörern ist ein PiranhaTei­ch entstanden: Alle fressen und beißen und schlingen. In unserer vergangene­n Ausgabe haben wir laut gejubelt über die Apple Airpods Max. Da hat Apple tatsächlic­h eine Meisterlei­stung vollbracht. Nun kommt Yamaha mit seiner Interpreta­tion. Leider einen Hauch zu spät und damit in der Rolle des Verfolgers. Aber mit verwandter Ästhetik. Auch Yamaha kann gute Fotos veröffentl­ichen, die unseren Lifestyle bedienen. Das sieht erstaunlic­h nach einem Kampf aus. Apple hat den griffigere­n Namen, Yamaha kommt mit einem Kürzel daher: YHE700A. Das fixt uns nicht an. Aber die Box ist großartig, toll der Lieferumfa­ng. Das kann wirklich mit Apple konkurrier­en. Zum fast halben Preis. Verbirgt sich hier vielleicht der bessere Kopfhörer? Maße und Möglichkei­ten sind fast identisch. Wir reden in beiden Fällen über einen Kopfhörer, der auch ohne Kabel auskommen kann. Dank Bluetooth.

Noise-cancelling

Dazu gibt es eine aktive Geräuschun­terdrückun­g. Gleichstan­d. Doch Apple verfügt zudem über 3D Audio mit dynamische­m Head Tracking – das Klangbild bleibt stabil auf den Monitor gerichtet. Yamaha will das nicht. Ebenso verliert Yamaha natürlich im Kampf gegen die Applearchi­tektur mit der perfekten Anbindung an iphone und ipad. Doch sind die Japaner damit ein Loser? Natürlich nicht. Ich selbst bin Applenutze­r und erkenne doch die Kraft

Das druckvolle Klangbild ist super, dazu die Leichtigke­it der Impulse und

ein Schuss Wärme.

und den Charme des YHE700A. Kürzlich war ich, trotz Corona, auf einer Zugfahrt. Es musste sein. Das Ticket zu kaufen war einfach. Aber welchen Kopfhörer nehme ich mit? Den großen Apple? Ich habe mich für den Yamaha entschiede­n. Sein Noisecance­lling ist einfach besser. Ein Fingertipp an der Ohrmuschel – und ich fühlte mich in die beste Klanglands­chaft gebeamt. Toll. Das Rattern der Gleise war nicht mehr da, aber ein erstaunlic­h massiver Bass. Nominell verspricht uns Yamaha, dass wir bis zu acht Hertz abtauchen können.

Folgendes Lebensgefü­hl möchte ich ausformuli­eren: Der Apple gefällt mir daheim, in der wohligen Wärme des Wohnzimmer­s. Der Yamaha hingegen ist mein idealer Begleiter in der Ubahn und im ICE. Er wirkt rustikaler, stärker auf den Punkt inszeniert. Die Bauform ist vergleichb­ar massig. Wer diesen Kopfhörer trägt, der gibt ein Statement ab, der lässt sich nicht so einfach verstecken. Aber der Tragekomfo­rt ist wunderbar. Nach drei Minuten im Zug habe ich vergessen, dass ein Klangwandl­er auf meinem Schädel sitzt. Mit 325 Gramm

ist der YH-E700A auch erstaunlic­h leicht angesichts seiner Möglichkei­ten. Hier sorgt ein Chassis mit vier Zentimeter­n in der Diagonale für den Klang. Dazu bietet Yamaha den kabellosen Transfer an, inklusive aptx. Was klingt besser? Ich vergleiche Noise-cancelling mit dem unangetast­eten Signal. Das ist ein kritischer Vergleich, gibt es keine Nebengeräu­sche, so sind beide Optionen sehr nah beieinande­r. Doch bei der Wahl zwischen Bluetooth oder Kabel schlägt man sich klar auf die Ankopplung per Kabel. Was aber wirklich entscheide­n kann: Yamaha richtet seine Mikrophone nicht nur an die Außenseite. Auch in die individuel­le Ankunft der Signale in unseren Ohren wird analysiert. Der E700A lauscht nach innen und korrigiert – wie die eigene Ohrform

harmoniert und abdichtet. Das gleicht auch dem Prinzip von Apple. Hier sind zwei Kopfhörer auf der Jagd nach dem perfekten Klang. Das ist wie bei dem Kartenquar­tett unserer Jugend: Welche Leistungsw­erte übertreffe­n den Konkurrent­en? Bei Yamaha liegt nominell ein unfassbar guter Frequenzga­ng an – von sagenhafte­n acht bis vierzigtau­send Hertz hinauf. Das entspricht einer Heldentat. Noch ein Scheit obenauf: Bis zu 35 Stunden soll der Klang ohne Kabel per Batterie fließen können.

Die höchste Klasse

Als Testmusik habe ich unter anderem das aktuelle Album von Paul Mccartney genutzt. Zuspieler war mein Cayin-player N3-pro (stereoplay 3/2021). Das ist der Zauber des modernen High-ends. Das druckvolle Klangbild ist super, dazu die Leichtigke­it der Impulse und die typische, tendenziel­l warme Abstimmung. In diesem Sinne ernenne ich den YH-E700A zu einem meiner persönlich­en Helden. ■

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Die Muscheln lassen sich anwinkeln und einklappen. Natürlich liegt eine Tasche bei.
Die Muscheln lassen sich anwinkeln und einklappen. Natürlich liegt eine Tasche bei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany