grado gw100
Grado bringt mit dem GW100 den weltweit ersten offenen Bluetooth-kopfhörer auf den Markt. Gelingt es, die audiophilen und mobilen Ansprüche unter einen Hut zu bringen?
Auf der von AUDIO und stereoplay ausgerichteten Messe, den Deutschen Hifi Tagen, gibt es eine Kopfhörer-bar. Hier können die Besucher eine große Zahl Kopfhörer unterschiedlicher Hersteller und aus unterschiedlichen Preisklassen ausprobieren. Beim letzten Mal zum ersten Mal dabei: Grado. Und es war hoch interessant zu sehen, dass einige Besucher nur gekommen waren, um Grados zu hören. Und diejenigen, die die Marke nicht so auf dem Schirm hatten, waren verblüfft bis begeistert vom Klang dieser in den USA handgefertigten und doch erschwinglichen Kopfhörer. Wer den neuen „kleinen“Grado GW100 aufsetzt und Musik hört, wird diese Faszination sofort nachempfinden können.
Technik
Ohne schon ins Detail zu gehen: Der GW100 klingt mitreißend direkt. Er setzt wie seine größeren und teureren kabelgebundenen Geschwister auf die Grado-typischen Treiber, die in ihrer Abstimmung jeweils an die Gehäusegröße angepasst werden. Leider hält sich der Hersteller hier mit Informationen etwas zurück. Das Gehäuse wurde neu konstruiert, schließlich soll trotz der offenen Bauweise nicht allzu viel Schall nach außen dringen. Grado spricht von einer Schall-reduktion um bis zu 60 Prozent. Dennoch ist der GW100 nicht als mobiler Kopfhörer gedacht. Wer aber zuhause, etwa beim Fernsehen, auf Bluetooth setzt, findet im Grad eine erfreuliche
Alternative zu den unzähligen Bt-kopfhörern mit geschlossenem Gehäuse.
Der GW100 unterstützt die Bluetooth-codecs aptx, SBC und AAC, das ist im Grunde Standard und mehr benötigt man nicht.
Für eine ladepausenlose Betriebsdauer von bis zu vierzig Stunden sorgt ein Akku mit 850 mah. Der Hersteller gibt eine Impedanz von 32 Ohm an, und im Test lief der GW100 problemlos auch mit einfachen Smartphones.
Eine Frage des Komforts
Der Tragekomfort ist natürlich eine sehr persönliche Sache. Mir sitzt der GW100 ein klein wenig zu stramm, und er erwärmt meine Ohren auch etwas mehr. Letzteres ist auf die Bauweise zurückzuführen. Der Grado gehört nämlich zu den auf dem Ohr aufliegenden Modellen. Bügel und Muscheln sind aber gut gepolstert und die Verarbeitung ist auch tadellos. Für kleine Köpfe ist sein Einstellbereich aber eventuell etwas zu knapp bemessen.
Unser Testlab bescheinigt dem GW100 Verzerrungen im Bass, siehe Klirrdiagramm. Im Hörtest blieb das aber mit „September In Montreal“von Anne Bisson auch bei sehr hohen Lautstärken kein Thema. Insgesamt fiel auch der gemessene ausgeprägte Oberbass nicht ins Gewicht.
Luftig und direkt
Gerade bei Kopfhörern weichen Messungen und Höreindrücke gerne mal voneinander ab. Das ist hier teilweise auch so. Der (Ober-)bass ist zwar etwas betont, aber nicht so stark, wie es die Messung nahelegt. Charakterlich ist der Grado ganz klar ein sehr direkter Typ. Das macht auf Anhieb Spaß und fällt dann extrem auf, wenn man etwa auf einen Sennheiser HD 660S wechselt. Die Musik findet näher am Ohr statt, ist involvierend und mitreißend.
Klanglich durfte er zuerst per Kabel ran, beim Wechsel auf den Bluetooth-betrieb fiel aber auf, dass es keinen klanglichen Unterschied gibt. Der GW100 spielt recht ausgewogen. Ja, andere Kopfhörer lösen feiner auf. Aber der Grado begeistert mit seinem herrlich feindynamischen, detailreichen und luftigen Klang. Ich muss sagen, dass mich dieser Klang angesichts des günstigen Preises wirklich begeistert. Aber wie schlägt er sich mobil? Nun, erwartungsgemäß mäßig. Im Bus ist er unbrauchbar, in nicht allzu lauten Umgebungen kann man mit ihm wunderbar Podcasts oder Hörspiele hören, für den mobilen Musikgenuss jedoch gibt es besser geeignete Kopfhörer.
■