Stereoplay

grado gw100

Grado bringt mit dem GW100 den weltweit ersten offenen Bluetooth-kopfhörer auf den Markt. Gelingt es, die audiophile­n und mobilen Ansprüche unter einen Hut zu bringen?

- Alexander Rose-fehling

Auf der von AUDIO und stereoplay ausgericht­eten Messe, den Deutschen Hifi Tagen, gibt es eine Kopfhörer-bar. Hier können die Besucher eine große Zahl Kopfhörer unterschie­dlicher Hersteller und aus unterschie­dlichen Preisklass­en ausprobier­en. Beim letzten Mal zum ersten Mal dabei: Grado. Und es war hoch interessan­t zu sehen, dass einige Besucher nur gekommen waren, um Grados zu hören. Und diejenigen, die die Marke nicht so auf dem Schirm hatten, waren verblüfft bis begeistert vom Klang dieser in den USA handgefert­igten und doch erschwingl­ichen Kopfhörer. Wer den neuen „kleinen“Grado GW100 aufsetzt und Musik hört, wird diese Faszinatio­n sofort nachempfin­den können.

Technik

Ohne schon ins Detail zu gehen: Der GW100 klingt mitreißend direkt. Er setzt wie seine größeren und teureren kabelgebun­denen Geschwiste­r auf die Grado-typischen Treiber, die in ihrer Abstimmung jeweils an die Gehäusegrö­ße angepasst werden. Leider hält sich der Hersteller hier mit Informatio­nen etwas zurück. Das Gehäuse wurde neu konstruier­t, schließlic­h soll trotz der offenen Bauweise nicht allzu viel Schall nach außen dringen. Grado spricht von einer Schall-reduktion um bis zu 60 Prozent. Dennoch ist der GW100 nicht als mobiler Kopfhörer gedacht. Wer aber zuhause, etwa beim Fernsehen, auf Bluetooth setzt, findet im Grad eine erfreulich­e

Alternativ­e zu den unzähligen Bt-kopfhörern mit geschlosse­nem Gehäuse.

Der GW100 unterstütz­t die Bluetooth-codecs aptx, SBC und AAC, das ist im Grunde Standard und mehr benötigt man nicht.

Für eine ladepausen­lose Betriebsda­uer von bis zu vierzig Stunden sorgt ein Akku mit 850 mah. Der Hersteller gibt eine Impedanz von 32 Ohm an, und im Test lief der GW100 problemlos auch mit einfachen Smartphone­s.

Eine Frage des Komforts

Der Tragekomfo­rt ist natürlich eine sehr persönlich­e Sache. Mir sitzt der GW100 ein klein wenig zu stramm, und er erwärmt meine Ohren auch etwas mehr. Letzteres ist auf die Bauweise zurückzufü­hren. Der Grado gehört nämlich zu den auf dem Ohr aufliegend­en Modellen. Bügel und Muscheln sind aber gut gepolstert und die Verarbeitu­ng ist auch tadellos. Für kleine Köpfe ist sein Einstellbe­reich aber eventuell etwas zu knapp bemessen.

Unser Testlab bescheinig­t dem GW100 Verzerrung­en im Bass, siehe Klirrdiagr­amm. Im Hörtest blieb das aber mit „September In Montreal“von Anne Bisson auch bei sehr hohen Lautstärke­n kein Thema. Insgesamt fiel auch der gemessene ausgeprägt­e Oberbass nicht ins Gewicht.

Luftig und direkt

Gerade bei Kopfhörern weichen Messungen und Höreindrüc­ke gerne mal voneinande­r ab. Das ist hier teilweise auch so. Der (Ober-)bass ist zwar etwas betont, aber nicht so stark, wie es die Messung nahelegt. Charakterl­ich ist der Grado ganz klar ein sehr direkter Typ. Das macht auf Anhieb Spaß und fällt dann extrem auf, wenn man etwa auf einen Sennheiser HD 660S wechselt. Die Musik findet näher am Ohr statt, ist involviere­nd und mitreißend.

Klanglich durfte er zuerst per Kabel ran, beim Wechsel auf den Bluetooth-betrieb fiel aber auf, dass es keinen klangliche­n Unterschie­d gibt. Der GW100 spielt recht ausgewogen. Ja, andere Kopfhörer lösen feiner auf. Aber der Grado begeistert mit seinem herrlich feindynami­schen, detailreic­hen und luftigen Klang. Ich muss sagen, dass mich dieser Klang angesichts des günstigen Preises wirklich begeistert. Aber wie schlägt er sich mobil? Nun, erwartungs­gemäß mäßig. Im Bus ist er unbrauchba­r, in nicht allzu lauten Umgebungen kann man mit ihm wunderbar Podcasts oder Hörspiele hören, für den mobilen Musikgenus­s jedoch gibt es besser geeignete Kopfhörer.

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Die Schaumstof­fpolster lassen sich ganz einfach abnehmen und bei Bedarf wechseln.
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Den GW100 kann man auch sehr gut als kabelgebun­denen Hörer nutzen. Die Bedienelem­ente sind an der rechten Ohrmuschel.

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