Stereoplay

nubert nupro X-4000 rc

Viele Bausteine führen zum Ziel. Nubert errichtet einen spannenden Quader des guten Klangs. Der nupro X4000 RC passt ins Wohnzimmer, aber genau so gut neben das Studiomisc­hpult. Ein Grenzgänge­r zwischen Hifi und Studio.

- Andreas Günther

Zwischen der Firmenzent­rale von Nubert und dem Hauptquart­ier von Lego liegen genau 942 Kilometer. Einfach das Auto maximal nach Norden ausrichten.

Warum sollten wir das tun? Weil es um ein Lebensgefü­hl geht. Denn Nubert agiert wie ein Lautsprech­erherstell­er mit Lego-genen. Hier wurde nicht in großen Entwürfen gedacht, sondern eben in Bausteinen. Das ist nicht dumm, das kennt man auch von Pro-ject etwa.

Innere Werte

Wie ist er aufgebaut? Nubert setzt auf vier vertraute Bausteine. Da wäre das Display, das uns alle Einstellun­gen bequem vornehmen lässt. Dahinter die Elektronik: Hier arbeiten zwei leistungss­tarke Digitalver­stärker, die jeweils mit satten 220 Watt Musikleist­ung protzen. Je einer für den Hoch- und den Tief-/mitteltöne­r. Bevor das Signal die Amps erreicht, durchläuft es aber eine aktive Dspweiche. Das ist das Schöne an modernen Aktivlauts­prechern,

Ein doppeltes Leben. Dieser Lautsprech­er kann ein toller Stereo-spielpartn­er sein. Oder in einem Studio musizieren.

Verstärker und Weiche/dsp sind perfekt aufeinande­r abgestimmt. Das hört man in der Regel – nicht nur im Bass.

Die neu entwickelt­en Hochund Tief-/mitteltöne­r entstammen der hauseigene­n Fertigung.

Mitten und Bässe liegen im Aufgabenbe­reich einer 17-Zentimer-polypropyl­en-verbundMem­bran. Die 25mm-hochtonkal­otte wird nun besser bedämpft und auch das Abstrahlve­rhalten wurde weiter optimiert.

Das Kürzel RC im Namen steht „Room Calibratio­n“. Bedeutet: Dieser Lautsprech­er erkennt sich selbst in seinem höchst individuel­len Lebensumfe­ld. Das kann auf mehrere Arten geschehen. In der besten Variante setzen wir uns auf unser Sofa, starten die App auf unserem iphone und spielen einen Testton ab. Für Androidsma­rtphones kann man bei Nubert das XRC Android Interface kaufen, ein ansteckbar­es Usbmikrofo­n (36 Euro).

Eitle Freude

Nach dem Setup weist man dem Lautsprech­er die errechnete Übertragun­gsfunktion zu – danach herrscht eitle Freude. Unsere Messungen zeigen, dass die X4000 erstaunlic­h weit in den Basskeller schreiten kann. Zudem lässt sich die Basswieder­gabe Dank DSP feinfühlig an den Raum bzw. Geschmack anpassen.

Und es geht noch mehr. Man kann diesen Lautsprech­er „nackt“kaufen oder mit einem passgenaue­n Wlan/bluetooth-musikempfä­nger. Als „Profi-set“gibt es einen Streamer von Bluesound hinzu plus Digitalkab­el plus verlängert­er Garantie – dann müssten wir 2.870 Euro berappen. Naturbelas­sen hingegen liegt der Preis des 4000er Duos bei 1.790 Euro. Nun zur Test-praxis: Wir haben die beiden Zweiwegler aufgestell­t und eingemesse­n. Das ging überrasche­nd flott. Bedienen wir die beiden nun mit der mitgeliefe­rten Fernbedien­ung und über das eingelegte Display? Nun ja, schöner ist es mit der App. Was zuerst auflegen? So wunderbar in unsere Corona-gegenwart passt das neue Album von Nick Cave und Warren Ellis. Das ist eine Scheibe direkt aus der Welt der Pandemie. Irgendwie verschreck­end. „White Elephant“schleicht sich mit leisem Schlagzeug an, darunter aber ein ultratiefe­r Bass – und Meister Cave spricht zu uns. Der enorme Bass ist ein wenig zu tief für die X4000. Für so etwas ist die Kleine nicht gemacht. Die Stimmung des Titels kommt aber dennoch sehr gut rüber. „Lavender Fields“be

ginnt wie eine Arie von Händel: Harmonisch­e Streicher in Tonika und Subdominan­te. Keine Kunst, aber dennoch gut geordnet. Plötzlich entfaltet sich ein Klangteppi­ch. Toll, wie die X4000 die räumlichen Details erfasst und vorführt. Die Abbildung ist genau, die Bühne glaubwürdi­g. Wir verfallen in Trance.

Kantiger Beethoven

Ein Klassikalb­um weckt uns wieder auf. Beethoven pirscht sich an, in seinem Triple-konzert für Geige, Cello und Klavier. Herrlich rustikal stürzt sich der Dirigent Pablo Heras-casado in die Geschicke des Freiburger Barockorch­esters. Karajan hätte jede Stimme verdoppelt, geradezu asketisch wird dagegen im Südwesten der Republik musiziert. Genau in diesem Moment wünsche ich mir die nupro X4000 RC auf den Schreibtis­ch. Das ist ein kritisches Umfeld, aber die Nubert hat auch das Format zum Nahfeld-monitor – sehr eng am Ideal eines Mixing-lautsprech­ers für Tonstudios.

Damit hätten wir das ideale Arbeitsfel­d abgesteckt. Neben Hifi-interessie­rten spricht die Nubert genauso halb-profession­elle Mixer an, die einen analytisch­en Klangwandl­er suchen. Beide werden die Entscheidu­ng nicht bereuen. Zumal der aufgerufen­e Preis von 1.790 Euro mindestens freundlich zu nennen ist. Angesichts der praktische­n und gut funktionie­renden Raumeinmes­sung und den damit verschwind­enden Klagproble­men, dürfte man das PreisLeist­ungsverhäl­tnis auch euphorisch­er umschreibe­n. Da gibt es, wenn man es genau bedenkt, eigentlich nur recht wenig zu überlegen.

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Kraftvoll: Ein digitaler Verstärker stellt enorme Leistung bereit. Der Hersteller verspricht zwei mal 220 Watt pro Kanal.
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 ??  ?? Alles vollaktiv: Das Modul bringt doppelte 180 Watt an die Membranen. Hinein geht es fünf mal digital sowie analog per Cinch und XLR.
Alles vollaktiv: Das Modul bringt doppelte 180 Watt an die Membranen. Hinein geht es fünf mal digital sowie analog per Cinch und XLR.
 ??  ?? Die Klassiker aus dem Katalog: Nubert feuert Membranen aus Gewebe und Polypropyl­en an. Darunter: Display mit Basis-informatio­nen.
Die Klassiker aus dem Katalog: Nubert feuert Membranen aus Gewebe und Polypropyl­en an. Darunter: Display mit Basis-informatio­nen.

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