nubert nupro X-4000 rc
Viele Bausteine führen zum Ziel. Nubert errichtet einen spannenden Quader des guten Klangs. Der nupro X4000 RC passt ins Wohnzimmer, aber genau so gut neben das Studiomischpult. Ein Grenzgänger zwischen Hifi und Studio.
Zwischen der Firmenzentrale von Nubert und dem Hauptquartier von Lego liegen genau 942 Kilometer. Einfach das Auto maximal nach Norden ausrichten.
Warum sollten wir das tun? Weil es um ein Lebensgefühl geht. Denn Nubert agiert wie ein Lautsprecherhersteller mit Lego-genen. Hier wurde nicht in großen Entwürfen gedacht, sondern eben in Bausteinen. Das ist nicht dumm, das kennt man auch von Pro-ject etwa.
Innere Werte
Wie ist er aufgebaut? Nubert setzt auf vier vertraute Bausteine. Da wäre das Display, das uns alle Einstellungen bequem vornehmen lässt. Dahinter die Elektronik: Hier arbeiten zwei leistungsstarke Digitalverstärker, die jeweils mit satten 220 Watt Musikleistung protzen. Je einer für den Hoch- und den Tief-/mitteltöner. Bevor das Signal die Amps erreicht, durchläuft es aber eine aktive Dspweiche. Das ist das Schöne an modernen Aktivlautsprechern,
Ein doppeltes Leben. Dieser Lautsprecher kann ein toller Stereo-spielpartner sein. Oder in einem Studio musizieren.
Verstärker und Weiche/dsp sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das hört man in der Regel – nicht nur im Bass.
Die neu entwickelten Hochund Tief-/mitteltöner entstammen der hauseigenen Fertigung.
Mitten und Bässe liegen im Aufgabenbereich einer 17-Zentimer-polypropylen-verbundMembran. Die 25mm-hochtonkalotte wird nun besser bedämpft und auch das Abstrahlverhalten wurde weiter optimiert.
Das Kürzel RC im Namen steht „Room Calibration“. Bedeutet: Dieser Lautsprecher erkennt sich selbst in seinem höchst individuellen Lebensumfeld. Das kann auf mehrere Arten geschehen. In der besten Variante setzen wir uns auf unser Sofa, starten die App auf unserem iphone und spielen einen Testton ab. Für Androidsmartphones kann man bei Nubert das XRC Android Interface kaufen, ein ansteckbares Usbmikrofon (36 Euro).
Eitle Freude
Nach dem Setup weist man dem Lautsprecher die errechnete Übertragungsfunktion zu – danach herrscht eitle Freude. Unsere Messungen zeigen, dass die X4000 erstaunlich weit in den Basskeller schreiten kann. Zudem lässt sich die Basswiedergabe Dank DSP feinfühlig an den Raum bzw. Geschmack anpassen.
Und es geht noch mehr. Man kann diesen Lautsprecher „nackt“kaufen oder mit einem passgenauen Wlan/bluetooth-musikempfänger. Als „Profi-set“gibt es einen Streamer von Bluesound hinzu plus Digitalkabel plus verlängerter Garantie – dann müssten wir 2.870 Euro berappen. Naturbelassen hingegen liegt der Preis des 4000er Duos bei 1.790 Euro. Nun zur Test-praxis: Wir haben die beiden Zweiwegler aufgestellt und eingemessen. Das ging überraschend flott. Bedienen wir die beiden nun mit der mitgelieferten Fernbedienung und über das eingelegte Display? Nun ja, schöner ist es mit der App. Was zuerst auflegen? So wunderbar in unsere Corona-gegenwart passt das neue Album von Nick Cave und Warren Ellis. Das ist eine Scheibe direkt aus der Welt der Pandemie. Irgendwie verschreckend. „White Elephant“schleicht sich mit leisem Schlagzeug an, darunter aber ein ultratiefer Bass – und Meister Cave spricht zu uns. Der enorme Bass ist ein wenig zu tief für die X4000. Für so etwas ist die Kleine nicht gemacht. Die Stimmung des Titels kommt aber dennoch sehr gut rüber. „Lavender Fields“be
ginnt wie eine Arie von Händel: Harmonische Streicher in Tonika und Subdominante. Keine Kunst, aber dennoch gut geordnet. Plötzlich entfaltet sich ein Klangteppich. Toll, wie die X4000 die räumlichen Details erfasst und vorführt. Die Abbildung ist genau, die Bühne glaubwürdig. Wir verfallen in Trance.
Kantiger Beethoven
Ein Klassikalbum weckt uns wieder auf. Beethoven pirscht sich an, in seinem Triple-konzert für Geige, Cello und Klavier. Herrlich rustikal stürzt sich der Dirigent Pablo Heras-casado in die Geschicke des Freiburger Barockorchesters. Karajan hätte jede Stimme verdoppelt, geradezu asketisch wird dagegen im Südwesten der Republik musiziert. Genau in diesem Moment wünsche ich mir die nupro X4000 RC auf den Schreibtisch. Das ist ein kritisches Umfeld, aber die Nubert hat auch das Format zum Nahfeld-monitor – sehr eng am Ideal eines Mixing-lautsprechers für Tonstudios.
Damit hätten wir das ideale Arbeitsfeld abgesteckt. Neben Hifi-interessierten spricht die Nubert genauso halb-professionelle Mixer an, die einen analytischen Klangwandler suchen. Beide werden die Entscheidung nicht bereuen. Zumal der aufgerufene Preis von 1.790 Euro mindestens freundlich zu nennen ist. Angesichts der praktischen und gut funktionierenden Raumeinmessung und den damit verschwindenden Klagproblemen, dürfte man das PreisLeistungsverhältnis auch euphorischer umschreiben. Da gibt es, wenn man es genau bedenkt, eigentlich nur recht wenig zu überlegen.