canton smart A 45 Bs
Psst. Jetzt kommt ein Geheimtipp. Diesen Lautsprecher gibt es nur über den Webstore von Canton – oder wir fahren daselbst am Firmentor vor. Die Smart A 45 BS ist vollaktiv und eine Königin des Edelklangs in Zartbitter.
Wie sieht die Krone unter den Kompaktboxen aus? Wie die britischen Kronjuwelen oder doch eher so wie bei Karl dem Großen? Egal. Auf jeden Fall geht eine Krone an die Smart A 45 BS von Canton. Da müssen wir nicht lange herumreden. Oder gar mit den Konkurrenten philosophieren – hier wird es Erlebnis. Huh, sieht das gut aus. Huh, ist das knapp kalkuliert. 1.900 Euro müssen wir für das Paar investieren. Das ist wirkt spontan und spätestens beim Hörtest sehr günstig. Wir sparen den Streamer, den Vorverstärker, die Endstufe. Diese Boxen arbeiten „wireless“. Bedeutet: In der Minimalverkabelung benötigt man nur die beiden Stromkabel für die Cantons und schicken die Musik vom Smartphone per Bluetooth an die Boxen. Im Maximalausbau können noch drei digitale (optisch, coaxial und USB) und zwei analoge (Cinch und XLR) Kabel hinzukommen. Ein weiteres Digitalkabel verbindet Master und Slave auf Wunsch, alternativ (und genauso klangstark) geht das auch per Funk.
Der einzige Haken an der Canton: Wir haben nur zwei Optionen zur Wahl. Unser Lautsprecher kann in Schwarz glänzen oder in Weiß. Wir haben beide Modelle angefasst und gestreichelt – jede Option ist erstaunlich gut gelungen. Hier zeigen sich die Meister der Schreinerei und der Lackierung.
Halt, es gibt doch noch eine Einschränkung: Die Smart A 45 BS gibt es nur über den hauseigenen Webstore von Canton. Oder man fährt nach Weilrod in den Taunus und klopft an die Firmentür. Die schöne Botschaft: Canton gewährt seinen Käufern ein Rückgaberecht von 30 Tagen. Gefällt die A 45 BS nicht, so kann man sie ohne Kosten wieder an Canton zurücksenden.
zzzz
Ein paar Worte zum Hintergrund: Canton entwickelt und fertigt natürlich an seinem Hauptquartier im Taunus. Dazu gibt es aber auch noch eine Fertigungsstraße in Tschechien. Hier entsteht insbesondere die Massenware für Chassis und eben Gehäuse. Die gute Nachricht: Wir bleiben in Europa, Fertigungswege in Asien sind für Canton nicht interessant. In der Folge ist das Finish der Smart A 45 BS wunderbar. Das ist echte Handwerkskunst.
Bässe und Mitten übernimmt eine Membran aus einem Dreifach-mix: Aluminium, Keramik und Wolfram. Das wirkt für unsere Augen elegant, sandig-matt und kraftvoll, soll aber nicht schön aussehen, sondern vor allem stabil sein und gut klingen. Für die Höhen dann ein Mix aus Aluminium und Keramik. Bei 3.000 Hertz liegt die Übergangsfrequenz.
Kontaktfreudig
Das klingt nach bekannten Zutaten, die Canton-chefentwickler Frank Göbl ja immer wieder zu hervorragenden Lautsprechern kombiniert. Anschlussseitig ist die Smart A45 mit der hervorragenden Smart Vento 3 (stereoplay 2/19, 2.300 Euro) identisch. Das heißt, man kann Quellen digital anschließen (optisch, coaxial oder per USB)
und/oder analog (Cinch und XLR). Und natürlich gibt es eine Bluetooth-antenne in der Box.
Wer die Lautsprecher mit einem Blu-ray-player verbindet, wird sich über Funktionen wie Lipsync oder Stichworte wie „Dolby“freuen. Wandler und Lizenzen für Dolby Audio wie DTS Digital Surround sind implementiert. Ich kann einen Equalizer anwerfen und den Klang den Zwängen meines Wohnzimmers anpassen. Die Bluetooth-schnittstelle folgt natürlich auch dem neuesten Standard in aptx. Das kann ich alles über das Display auf der Front unterhalb des Tief-/mitteltöners sehen.
Die eingebaute Endstufe im Rücken ist überaus leistungsstark und stellt bei Peaks bis zu 350 Watt bereit! Noch ein Augenmerk auf das Finish – es gibt keine Schraublöcher auf der Front. Die Blenden halten magnetisch. Alles ist wunderbar passgenau, der Sitz der Membranen und die per Diamant geschliffenen Rahmen der Aluminiumringe. Das ist auch in dieser Preisklasse noch lange keine Selbstverständlichkeit.
Die Hörsession beginnt mit einem alten Mann. Mittlerwei
le 80 Jahre hat er angehäuft – die meisten davon als lebende Legende.
Party mit Ringo
Die Rede ist von Ringo Starr, der gerade seine kompaktes EP „Zoom In“vorgestellt hat. Natürlich spielt der Meister selbst das Schlagzeug – und das wie ein alter Hase mit herrlich verschobenem Rhythmus wie bei meinem Lieblingstrack „Waiting for the Tide to turn“. Mächtig trifft der Bass auf groovenden Schlagzeug-reggae. Party. Die Smart A 45 BS fühlt den Phrasen und dem dicken Klangbild inklusive Blechbläsern wunderbar nach. Der Fuß schwingt mit, sogar ein unkontrolliertes Nicken stellt sich ein – dieser noch immer kleine Lautsprecher vermag wunderbar zu musizieren. Erstaunlich dabei, wie dick und konturstark die Bässe klingen, da kommt der Wunsch nach einer großen Standbox eigentlich nie auf.
Die feine Energie: Der Fuß schwingt mit, sogar ein unkontrolliertes Nicken stellt sich ein.
Bei Klassik greifen wir in die Trickkiste. Mal etwas ganz Verschrobenes: die dritte Symphonie von Brahms in einem Arrangement für Klavier und Streichtrio mit dem Notos Quartett, erschienen bei Sony. Das hat etwas. Mehr noch: Hier wird der Altmeister Brahms auf den Kern seiner Zauberkraft reduziert. Vermisse ich die Blechbläser?
Nö. Fehlt mir die symphonische Klangkraft? Ebenfalls nö. Das ist in dieser Aufnahme wuchtig genug, da beben die Membranen, da muss Ordnung her. Die Canton spielt kongenial, göttergleich auf – wir werden von dem wunderbaren Atem der Kammermusik umströmt. Hey – vier Musiker vermitteln hier die gleiche Energie, das gleiche Genie wie sonst eine runde Hundertschaft. Der dritte Satz, das „Poco allegretto“ist natürlich der schönste Herzschmerz dieser Symphonie. Die Smart A 45 BS folgte jedem Atemzug, dazu eine wunderbare, unbeschwerte Leichtigkeit – so traurig die Melodie auch sein mag. Dieser Lautsprecher macht alles richtig. Man sollte ihm eine Krone aufsetzen – in Ermangelung einer solchen muss ein stereoplay-highlight „reichen“.