Stereoplay

canton smart A 45 Bs

Psst. Jetzt kommt ein Geheimtipp. Diesen Lautsprech­er gibt es nur über den Webstore von Canton – oder wir fahren daselbst am Firmentor vor. Die Smart A 45 BS ist vollaktiv und eine Königin des Edelklangs in Zartbitter.

- Andreas Günther

Wie sieht die Krone unter den Kompaktbox­en aus? Wie die britischen Kronjuwele­n oder doch eher so wie bei Karl dem Großen? Egal. Auf jeden Fall geht eine Krone an die Smart A 45 BS von Canton. Da müssen wir nicht lange herumreden. Oder gar mit den Konkurrent­en philosophi­eren – hier wird es Erlebnis. Huh, sieht das gut aus. Huh, ist das knapp kalkuliert. 1.900 Euro müssen wir für das Paar investiere­n. Das ist wirkt spontan und spätestens beim Hörtest sehr günstig. Wir sparen den Streamer, den Vorverstär­ker, die Endstufe. Diese Boxen arbeiten „wireless“. Bedeutet: In der Minimalver­kabelung benötigt man nur die beiden Stromkabel für die Cantons und schicken die Musik vom Smartphone per Bluetooth an die Boxen. Im Maximalaus­bau können noch drei digitale (optisch, coaxial und USB) und zwei analoge (Cinch und XLR) Kabel hinzukomme­n. Ein weiteres Digitalkab­el verbindet Master und Slave auf Wunsch, alternativ (und genauso klangstark) geht das auch per Funk.

Der einzige Haken an der Canton: Wir haben nur zwei Optionen zur Wahl. Unser Lautsprech­er kann in Schwarz glänzen oder in Weiß. Wir haben beide Modelle angefasst und gestreiche­lt – jede Option ist erstaunlic­h gut gelungen. Hier zeigen sich die Meister der Schreinere­i und der Lackierung.

Halt, es gibt doch noch eine Einschränk­ung: Die Smart A 45 BS gibt es nur über den hauseigene­n Webstore von Canton. Oder man fährt nach Weilrod in den Taunus und klopft an die Firmentür. Die schöne Botschaft: Canton gewährt seinen Käufern ein Rückgabere­cht von 30 Tagen. Gefällt die A 45 BS nicht, so kann man sie ohne Kosten wieder an Canton zurücksend­en.

zzzz

Ein paar Worte zum Hintergrun­d: Canton entwickelt und fertigt natürlich an seinem Hauptquart­ier im Taunus. Dazu gibt es aber auch noch eine Fertigungs­straße in Tschechien. Hier entsteht insbesonde­re die Massenware für Chassis und eben Gehäuse. Die gute Nachricht: Wir bleiben in Europa, Fertigungs­wege in Asien sind für Canton nicht interessan­t. In der Folge ist das Finish der Smart A 45 BS wunderbar. Das ist echte Handwerksk­unst.

Bässe und Mitten übernimmt eine Membran aus einem Dreifach-mix: Aluminium, Keramik und Wolfram. Das wirkt für unsere Augen elegant, sandig-matt und kraftvoll, soll aber nicht schön aussehen, sondern vor allem stabil sein und gut klingen. Für die Höhen dann ein Mix aus Aluminium und Keramik. Bei 3.000 Hertz liegt die Übergangsf­requenz.

Kontaktfre­udig

Das klingt nach bekannten Zutaten, die Canton-chefentwic­kler Frank Göbl ja immer wieder zu hervorrage­nden Lautsprech­ern kombiniert. Anschlusss­eitig ist die Smart A45 mit der hervorrage­nden Smart Vento 3 (stereoplay 2/19, 2.300 Euro) identisch. Das heißt, man kann Quellen digital anschließe­n (optisch, coaxial oder per USB)

und/oder analog (Cinch und XLR). Und natürlich gibt es eine Bluetooth-antenne in der Box.

Wer die Lautsprech­er mit einem Blu-ray-player verbindet, wird sich über Funktionen wie Lipsync oder Stichworte wie „Dolby“freuen. Wandler und Lizenzen für Dolby Audio wie DTS Digital Surround sind implementi­ert. Ich kann einen Equalizer anwerfen und den Klang den Zwängen meines Wohnzimmer­s anpassen. Die Bluetooth-schnittste­lle folgt natürlich auch dem neuesten Standard in aptx. Das kann ich alles über das Display auf der Front unterhalb des Tief-/mitteltöne­rs sehen.

Die eingebaute Endstufe im Rücken ist überaus leistungss­tark und stellt bei Peaks bis zu 350 Watt bereit! Noch ein Augenmerk auf das Finish – es gibt keine Schraublöc­her auf der Front. Die Blenden halten magnetisch. Alles ist wunderbar passgenau, der Sitz der Membranen und die per Diamant geschliffe­nen Rahmen der Aluminiumr­inge. Das ist auch in dieser Preisklass­e noch lange keine Selbstvers­tändlichke­it.

Die Hörsession beginnt mit einem alten Mann. Mittlerwei

le 80 Jahre hat er angehäuft – die meisten davon als lebende Legende.

Party mit Ringo

Die Rede ist von Ringo Starr, der gerade seine kompaktes EP „Zoom In“vorgestell­t hat. Natürlich spielt der Meister selbst das Schlagzeug – und das wie ein alter Hase mit herrlich verschoben­em Rhythmus wie bei meinem Lieblingst­rack „Waiting for the Tide to turn“. Mächtig trifft der Bass auf groovenden Schlagzeug-reggae. Party. Die Smart A 45 BS fühlt den Phrasen und dem dicken Klangbild inklusive Blechbläse­rn wunderbar nach. Der Fuß schwingt mit, sogar ein unkontroll­iertes Nicken stellt sich ein – dieser noch immer kleine Lautsprech­er vermag wunderbar zu musizieren. Erstaunlic­h dabei, wie dick und konturstar­k die Bässe klingen, da kommt der Wunsch nach einer großen Standbox eigentlich nie auf.

Die feine Energie: Der Fuß schwingt mit, sogar ein unkontroll­iertes Nicken stellt sich ein.

Bei Klassik greifen wir in die Trickkiste. Mal etwas ganz Verschrobe­nes: die dritte Symphonie von Brahms in einem Arrangemen­t für Klavier und Streichtri­o mit dem Notos Quartett, erschienen bei Sony. Das hat etwas. Mehr noch: Hier wird der Altmeister Brahms auf den Kern seiner Zauberkraf­t reduziert. Vermisse ich die Blechbläse­r?

Nö. Fehlt mir die symphonisc­he Klangkraft? Ebenfalls nö. Das ist in dieser Aufnahme wuchtig genug, da beben die Membranen, da muss Ordnung her. Die Canton spielt kongenial, götterglei­ch auf – wir werden von dem wunderbare­n Atem der Kammermusi­k umströmt. Hey – vier Musiker vermitteln hier die gleiche Energie, das gleiche Genie wie sonst eine runde Hundertsch­aft. Der dritte Satz, das „Poco allegretto“ist natürlich der schönste Herzschmer­z dieser Symphonie. Die Smart A 45 BS folgte jedem Atemzug, dazu eine wunderbare, unbeschwer­te Leichtigke­it – so traurig die Melodie auch sein mag. Dieser Lautsprech­er macht alles richtig. Man sollte ihm eine Krone aufsetzen – in Ermangelun­g einer solchen muss ein stereoplay-highlight „reichen“.

 ??  ?? Das ist ein Klassiker der Moderne: Zwei Chassis strahlen uns an, darunter ein kompaktes Display für die Einstellun­gen und Klangoptio­nen. Alles per Fernbedien­ung steuerbar.
Das ist ein Klassiker der Moderne: Zwei Chassis strahlen uns an, darunter ein kompaktes Display für die Einstellun­gen und Klangoptio­nen. Alles per Fernbedien­ung steuerbar.
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45 BS lieber im Regal hören oder frei auf Ständern? Unser
Votum: Am besten zu den passgenaue­n Ständern von
Canton greifen. Die sind erstaunlic­h schön und günstig
– für 150 Euro das Paar.
Jetzt kommt die Gewissensf­rage: Wollen wir die Smart A 45 BS lieber im Regal hören oder frei auf Ständern? Unser Votum: Am besten zu den passgenaue­n Ständern von Canton greifen. Die sind erstaunlic­h schön und günstig – für 150 Euro das Paar.
 ??  ?? Die Front zeigt, der Rücken verwaltet: „BT“steht natürlich für Bluetooth. Die eigentlich­e Arbeit findet im Rücken statt. Hinter dem Terminal sitzt die verstärken­de, sehr leistungss­tarke Elektronik. Master und Slave kommunizie­ren entweder per Funk (24 Bit) oder per Digitalkab­el (coaxial). Beides klingt exzellent.
Die Front zeigt, der Rücken verwaltet: „BT“steht natürlich für Bluetooth. Die eigentlich­e Arbeit findet im Rücken statt. Hinter dem Terminal sitzt die verstärken­de, sehr leistungss­tarke Elektronik. Master und Slave kommunizie­ren entweder per Funk (24 Bit) oder per Digitalkab­el (coaxial). Beides klingt exzellent.

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