kef ls 50 Wireless ii
Von außen deutet nichts auf eine trickreiche Elektronik und Streamingfähigkeiten hin. Dabei ist KEFS neue LS 50 Wireless II eine der vielseitigsten Aktivboxen am Markt. Und klanglich die Spitze der Entwicklung bei feinen, audiophilen 2-Wege-monitoren.
Als die erste Version der LS 50 Wireless vor vier Jahren auf den Markt kam, konnte man darin so etwas wie den Vorreiter einer neuen Hifi-generation sehen. Sie war mit 2300 Euro in der anspruchsvollen Klasse positioniert, und trotzdem mit eigener App und bemerkenswert konsequenter Elektronik so etwas wie die erste Brücke zwischen der audiophilen Welt und dem Komfort heutiger Multiroom-systeme.
Dass es nun schon einen – von Farb- und Lackvarianten abgesehen praktisch identisch aussehenden – Nachfolger gibt, ist ebenfalls doppelt begründet. Zum einen hat sich die Chassisund Gehäusetechnologie weiterentwickelt, von denen die Passivversion LS 50 Meta bereits profitierte. Zum anderen
haben sich aber auch die Anforderungen an die digitale Zuspielung in wenigen Jahren explosionsartig vermehrt.
An alles gedacht
So darf die LS 50 Wireless II für sich verbuchen, die wohl beste Ausstattung in einer „Box Only“Stereoanlage zu bieten. Was sich weder am unwesentlich gestiegenen Preis noch am Terminal ablesen lässt. Der Cinch ist einer analogen Klinke gewichen, statt Usb-eingang für den PC gibt es HDMI (für die meisten TVS), dazu zwei optische; Bluetooth 4.2 dient dem direkten Streaming.
Die netzwerkbasierten Möglichkeiten sind angewachsen: Neben der bekannten Integration von Spotify und Tidal sind nun die Services von Apple, Amazon Music (HD soll in naher Zukunft folgen), Qobuz, Deezer und QQ integriert, außerdem volle Kompatibilität bei den beliebten Protokollen Google Chromecast und Airplay II. Eine Kompatibilität zu Roon ist für die kommenden Monate angekündigt, lief zum Testzeitpunkt aber noch nicht. Hier verspricht der Hersteller sogar die anspruchsvollere Variante „Roon Ready“, die Signale höchster Auflösungen streamt.
Wandler und Weiche
Hier protzt die interne Signalverwaltung mit Pcm-wandelmöglichkeit bis 384/24, DSD bis 256 und dem bei einigen Streaming-diensten beliebten MQA. Bis zur Feinheit von 96/24 kommunizieren die beiden Lautsprecher eines Paares dabei drahtlos miteinander, ein zusätzliches Verbindungskabel ist nur bei noch höheren Auflösungen zwingend notwendig.
Die Auftrennung auf die Frequenzbereiche für Tiefmitteltöner und Hochtöner erfolgt natürlich per DSP auf digitaler Ebene. Doch nicht nur das: ein zusätzlicher Subwooferausgang beschickt einen Tieftonerzeuger, Hochpassfrequenz und zahlreiche andere Einstellmöglichkeiten erlauben die Herstellung eines perfekten Übergangs.
Doch auch die audiophilen Qualitäten kommen nicht zu kurz: Der außenliegende Konus wird von einer 280 Watt starken Class-d-endstufe befeuert, der Hochtöner dagegen bekam eine analoge Verstärkung in klassischer A/b-technik spendiert. Beides zusammen mit einem laut Hersteller 760 Watt (pro Box!) leistenden Netzteil erzeugt natürlich Abwärme, doch das ist dank des riesigen Kühlkörpers auf der Rückseite, in den das gebogene, verrundete und bedämpfte Reflexrohr eingelassen ist, kein Problem.
3D mit viel Transparenz
Doch die Leistungsangabe sagt herzlich wenig. Bei Polices „Ghost in the machine“schüttete die KEF ein audiophiles Füllhorn aus: weiter Raum, traumhafte Transparenz, sauberst durchzeichnete Stimmen und ein unauffällig-tiefer, konturierter Bass.
Ein wenig mussten die Tester beim Hochton nachhelfen, bei +1,5 stellte sich Neutralität
und ein wahres Universum von Klangfarben ein.
Das half Natalie Coles „My Baby just cares for me“zu einer beeindruckenden Performance: Raumweite, Positionierung der Stimmen und Plastizität der KEF sind unabhängig von der Preisklasse auf Weltniveau, ebenso bis in mittlere Pegel lagen die Transparenz und die Durchzeichnung der Stimme. Dabei legte die LS 50 aber einen leichten Weichzeichner auf Impulse, sodass die massiven BigBand-einsätze nicht ganz so agressiv und knallig einspielten. Zusammen mit dem tiefen, aber eher unauffällig-schlank integrierten Bass eine Vorstellung, die besonders bei Klassik weit über ihre Preisklasse hinauswuchs. Der Eingangschor von Bachs „Matthäuspassion“(René Jacobs) klang elegisch-weit, mit der notwendigen meditativen Ruhe, der KEF gelang eine perfekte Durchhörbarkeit aller neun Chorstimmen, gleichzeitig wurde das Orchester aber zu einem homogenen Klangkörper.
Wie lang man völlig ermüdungsfrei mit dieser Anlage hören kann, und zugleich kein Detail verpasst, ist einfach nur verblüffend. Für kleinere Besetzungen sowie Klassik und Jazz ohne Pegelexzesse dürfte die KEF mit zum Besten gehören, was man überhaupt für Geld kaufen kann.