Amtlicher Spott in schillerndem Gewand
Als 1979 „Armed Forces“erschien, hatte Elvis Costello seinen vorläufigen Stil gefunden. Zwei Alben waren ins Land gegangen und der aus dem Pub Rock entwachsene Sänger hatte beschlossen, sich zum Nerd zu stilisieren. Er war der mit dem Anti-outfit, mit Anzug, Hornbrille, drögem Haarschnitt und galligen Texten, der in fröhliche Lieder kritische Inhalte verpackte. Sein vorläufiges Meisterstück war die Single „Oliver’s Army“, ein Lied mit einprägsamer Melodie, das jenseits der heiteren Oberfläche die britische Berufsarmee und deren Wertekanon infrage stellte. Das Stück schaffte es bis auf Rang 2 der britischen Charts, bevor die Verantwortlichen merkten, dass der junge Mann im so harmlos wirkenden grauen Jacket ordentlich vom Leder zog. Costello jedenfalls hatte seinen Ruf als Spötter des New Wave etabliert und von da an gehörten er und die Attractions zum Intellektuellen-kreis der britischen Popmusik. Vier Jahrzehnte nach der pfiffigen Provokation wiederum entschloss sich Costello, den es längst in andere Kreise des jazzgetönten und klassikgefärbten Songwritertums geführt hat, „Armed Forces“noch einmal eine amtliche Form zu geben. Er entschied sich für Vinyl, für eine umfassend mit allerlei Devotionalien vom Promoplakat bis zum Begleitbuch ausgestatteten Deluxebox, die neben dem von Nick Lowe produzierten, nun feintönend remasterten Originalalbum zwei weitere 12’’-LPS mit Konzerten („Live At Hollywood High … And Elsewhere 1978“, „Europe ‘79 - Live At Pinkpop“), drei 10’’-LPS mit zusätzlichem Live-material und den Vorarbeiten zum Album mit dem Titel „Sketches For Emotional Fascism“und schließlich noch drei 7’’-Singles („Oliver’s Army“, „Accidents Will Happen“, „American Squirm“mit Nick Lowe) enthält. Das Paket rangiert auch preislich in der DeluxeKategorie, ist aber ein Juwel der gestalterischen Sorgfalt, das den kritischen Geist mit den Mitteln des Kapitalismus ordentlich feiert.