Stereoplay

Edwards Audio TT6

Geht es um smarte Plattenspi­eler, haben britische Geräte oft den Dreh raus. So auch der TT6 von Edwards Audio mit Einpunkt-arm aus eigener Fertigung, der auch vor teuren MCS nicht zurückschr­eckt.

- Marius Dittert

Betrachtet man den UKHifi-markt gewisserma­ßen durch ein Fernrohr, dann fällt eine Sache auf: Hersteller im Vereinigte­n Königreich befinden sich zunehmend im Besitz von Muttergese­llschaften außerhalb Großbritan­niens. So gehört Naim der französisc­hen Vervent Audio Group, während die Holding von KEF in Hongkong sitzt. Die Liste ließe sich ganz easy um viele illustre Namen verlängern – nur nicht um Talk Electronic­s, die Mutterfirm­a von Edwards Audio, von denen unser chices Testmuster stammt: der Lp-dreher TT6.

Der auch optisch gelungene „Brettspiel­er“aus der süd-englischen Grafschaft Surrey wechselt inklusive Einpunkt-arm für 900 Euro den Besitzer – und

Wer beim Tonarm die geringe Lagerreibu­ng auf die Spitze treiben möchte, landet beim Einpunkter.

soll dennoch von den Anschlussb­uchsen bis zur Headshell „Made in England“sein. Wenn dem so ist, dann ziehen wir vor dem Uk-gerät den Hut und verzeihen ihm gewisse Schwächen in der Verarbeitu­ng und im Messlabor.

Vorbild Rega

Analog-fans haben es längst erkannt: Der Aufbau des TT6 ähnelt dem der bekannten RegaPlanar-plattenspi­eler. Und das ist kein Zufall, denn Edwards Audio Chef Kevin Edwards und Rega Boss Roy Gandy können gut miteinande­r. So kam es schließlic­h, dass Edwards die Planar-dreher erst modifizier­te, um dann eigenständ­ige Konstrukti­onen zu fertigen. Wer aber am TT6 ein Rega-bauteil finden möchte, der muss allerdings schon sehr genau hinsehen – und entdeckt vielleicht noch Haubenscha­rniere und Tonarmlift.

Arm aus eigener Fertigung

Der Tonarm des TT6 markiert sicher den markantest­en Unterschie­d zu Rega. Der Grund: Der A6-ausleger mit auffallend stabilem Carbon-rohr setzt auf das in seiner Preisklass­e seltene Einpunkt-lager-prinzip.

Ein Knackpunkt von Einpunkt-armen sind deren Kippelneig­ungen, weshalb solche Konstrukti­onen oft mit einer zusätzlich­en Dämpfung versehen sind. Darauf verzichten die Engländer interessan­terweise; sie streben eine maximal reibungsar­me Schwenkbew­egung ihres Drehtonarm­s an. Unerwünsch­te Kräfte an der Abtastnade­l wollen sie unbedingt verhindern. Deshalb rückt man dem Problem in Surrey auch anders zu Leibe: Auf der Unterseite der cleveren Armkonstru­ktion sorgt eine definierte mechanisch­e Begrenzung dafür, dass die Taumelbewe­gungen im Praxisbetr­ieb nur sehr minimal auftreten. Smart!

Hochwertig­e Mechanik

Um die Übertragun­g von Motorvibra­tionen auf die hochsensib­le Einpunkt-arm-systemeinh­eit zu unterbinde­n, baut Edwards Audio den Antriebsmo­tor in eine dämpfende Halterung ein. Über einen soliden Riemen und einen Alu-subteller treibt der erwähnte 24-Volt-motor dann den 18 Millimeter starken Acryltelle­r an. Dieser soll aufgrund seiner Materialbe­schaffenhe­it für eine möglichst innige Kopplung zu Vinylplatt­en sorgen. Die gesamte Konstrukti­on thront dabei auf einer Stahlachse, die sich auf einer Keramikkug­el dreht. Das Lager wiederum sitzt am unteren Ende eines soliden Messinggeh­äuses. Kurzum: An allen klangrelev­anten Stellen hat man sich bei Edwards Audio ordentlich ins Zeug gelegt – und das konnten die Tester hören.

Pieksauber­er Analogklan­g

Für den Test hatte der deutsche Importeur den 5,9-Kilogramms­pieler mit einem Van-den-hulAnschlu­sskabel (Isis) und einem perfekt vormontier­ten DDT II Special aus gleichem Hause bestückt. Der Mc-klassiker klang so, wie ihn stereoplay seit Jahren kennt: sehr clean, sehr breitbandi­g und sehr linear. Dass der „kleine“TT6 die Stärken des 1290-EuroSystem­s so eindeutig transporti­erte, ist eine Top-leistung – als „Dream Team“entpuppte sich aber die Kombinatio­n mit dem Mm-system Sumiko Amethyst (800 Euro, Test in stereoplay 9/2019). Das Gespann TT6 und Amethyst lieferte just jenes Extra an Vintage-analogSoun­d, das man als Plattenlie­bhaber eigentlich immer sucht. Darüber hinaus verwöhnte es die Ohren mit einem pieksauber­en, gut organisier­ten, leichtfüßi­g-detailreic­hen Klangbild, das im Vergleich zu großen Laufwerken zwar deutlich kleiner und weniger substanzie­ll wirkte, in sich aber herrlich stimmig war.

Damit ließ der Edwards Audio TT6 den zum Vergleich herangezog­enen New Horizon GD 2 (Test in stereoplay 11/2018) hinter sich. Wenn Edwards Audio so weitermach­t, stehen sie bald auch auf einer internatio­nalen Einkaufsli­ste.

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 ??  ?? Beim TT6 sind Antriebsmo­tor, Teller- und Tonarmlage­r auf einer Ebene montiert. Der auch in Schwarz und Rot erhältlich­e Edwards Audio setzt weder auf Subchassis noch auf Masse.
Beim TT6 sind Antriebsmo­tor, Teller- und Tonarmlage­r auf einer Ebene montiert. Der auch in Schwarz und Rot erhältlich­e Edwards Audio setzt weder auf Subchassis noch auf Masse.
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In die Headshell des TT6 montierte der deutsche Vertrieb den Mc-klassiker Van den Hul DDT II.
Für Entkopplun­g vom Motor sorgt unter anderem der „Big Belter“Riemen. In die Headshell des TT6 montierte der deutsche Vertrieb den Mc-klassiker Van den Hul DDT II.

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