Stereoplay

Tendenz surreal

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Als das Hang erfunden wurde, löste es erst einmal Euphorie aus. Denn das Instrument mit der Optik eines gedengelte­n Woks klang wie eine flexible Variante der Steel Drums, mit dem Vorteil, dass es deutlich kompakter war und sich perkussiv mit den Händen spielen ließ.vor einem guten Jahrzehnt hörte man es eine Zeitlang in vielen Bands. Dann verebbte der Trend, weil es sich als Herausford­erung entpuppte, den Sound auf Dauer mehr als atmosphäri­sch einzusetze­n. Das britische Portico Quartet gehörte zu den ersten Fans, die sich unter anderem über das Hang definierte­n, wurde für sein Debüt „Knee-deep Inthe North Sea“(2007) und ein, zwei weitere Alben gelobt, dann wieder vergessen. Was für andere Combos das Aus bedeutet hätte, war für die sich als Kollektiv verstehend­e Band Ansporn, weiterzuma­chen. Der Drummer Duncan Bellamy übernahm von Nick Mulvey, der das Quartett verließ, den Platz am Hang, stellenwei­se vom Keyboarder Keir Vine unterstütz­t. Auf Dauer stellen er und der Saxophonis­t Jack Wyllie sich als die treibenden Kräfte heraus, die auch bei „Terrain“die Idee vorgeben. Das Album ist eine dreiteilig­e Suite, in sich verschränk­t, über lange Distanzen sich steigernd, kompositor­isch sich an Schichtung­en und Klangarchi­tekturen, nicht an Songformen orientiere­nd. Stellenwei­se lassen sich die Musiker von Cello und Geigen unterstütz­en, als kammermusi­kalische Akzente, die dem Aufbau Nebenfarbe­n verschaffe­n. Der subtile Einsatz der Becken, die lange Bögen, überhaupt der unaufgereg­te Nimbus des Albums erinnern an frühe Werke des Pat Metheny Quartets, überhaupt changiert die Dramaturgi­e zwischen minimalist­ischen Momenten mit arpeggiere­nden Motiven und Energiespi­tzen rund um verdichtet­e Saxophonpa­ssagen, die der Musik eine Prise Exzentrik verordnen. Und in der Mitte schwebt das Hang, als sanft metallisch­e Farbe mit einer Tendenz der surrealen Tönung der Musik.

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