Templiner Zeitung

Milben verursache­n „Blutstropf­en“der Madonna von Ostro in Sachsen

- Von Jörg Schurig

Werke Gottes sind mitunter unergründl­ich, manchmal aber auch wissenscha­ftlich erklärbar. Im sächsische­n Ostro gibt es jetzt einen solchen Fall. Die „Blutstropf­en“einer Madonna haben eine natürliche Ursache.

OSTRO/DRESDEN – Das Bistum Dresden-Meißen verzeichne­t große Resonanz auf die „blutende Madonna“von Ostro in Sachsen - obwohl man für das „Wunder“nun eine natürliche Erklärung gefunden hat. „In unserer Region gab es vor allem auf unseren Social-Media-Kanälen Interesse an der Auflösung des Phänomens“, sagte Bistumsspr­echer Michael Baudisch gestern auf Anfrage. Manche hätten gemeint, dass es trotz Auf lösung dennoch in gewisser Weise ein Wunder gewesen sei.

Augenzeuge­n hatten Mitte März in einer Feldkapell­e in Ostro nordwestli­ch von Bautzen auf den Köpfen einer Muttergott­esfigur mit Jesuskind eine rote Substanz bemerkt. Die Statue befindet sich in einer Grotte aus Naturstein­en hinter einem Gitter. Gläubige vermuteten ein Madonnen-Wunder hinter der Erscheinun­g. Das Bistum ließ die Substanz deshalb wissenscha­ftlich untersuche­n. Am Dienstag brachte es nun Licht ins Dunkel. Demnach sind Milben für die rötliche Färbung verantwort­lich.

Klaus Reinhardt, Professor für Angewandte Zoologie an der Technische­n Universitä­t Dresden, hatte den Fall unter die Lupe genommen und eine typische Verhaltens­weise der Spinnentie­re festgestel­lt. Demnach versuchen Milben, bei steigenden Temperatur­en auf einen höher gelegenen Punkt zu krabbeln. Das könnte ein Grund für die Ansammlung der Milben auf den beiden Köpfen der Statue sein, hieß es. Die Bestimmung der genauen Milbenart sei aber nur mit hohem Untersuchu­ngsaufwand möglich und dauere noch an.

„Unter den Gläubigen der Region hatte das Phänomen für beträchtli­ches Aufsehen gesorgt. Aufnahmen waren in Social-Media-Berichten und Nachrichte­nmeldungen verbreitet worden. Gläubige hatten sich zum Gebet vor der Marienstat­ue versammelt“, teilte das Bistum mit. Die Katholisch­e Kirche lasse bei der Bewertung scheinbar wundersame­r Phänomene bewusst besondere Vorsicht walten und habe daher frühzeitig darum gebeten, von religiösen Interpreta­tionen Abstand zu nehmen.

„Ein „Wunder“kann nun tatsächlic­h nicht verkündet werden. Nach kirchliche­m Verständni­s handelt es sich im konkreten Fall faktisch „lediglich“um eines der zahlreiche­n Wunder in Gottes Schöpfungs­werk“, teilte das Bistum mit. „Ich möchte allen Gläubigen, die sich durch dieses Ereignis zum besonderen Gebet aufgerufen gefühlt haben, meinen ausdrückli­chen Dank ausspreche­n. Es stimmt optimistis­ch, wenn Gläubige auf vielfältig­e Weise sensibel bleiben für die Zeichen Gottes an uns Menschen in dieser Zeit“, erklärte Generalvik­ar Andreas Kutschke.

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FOTO: SYLVIA KRÜGER Das Bistum Dresden-Meißen verzeichne­t große Resonanz auf die „blutende Madonna“von Ostro in Sachsen - obwohl man für das „Wunder“nun eine natürliche Erklärung gefunden hat.

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