Heckenscheren
Messerscharfe Gartenhelfer
Für viele Hobbygärtner gehört ein Formschnitt der Hecken zum Saisonstart. Und auch während der Wachstumsperiode muss die Heckenschere nochmals angesetzt werden. Erste Wahl für diese Arbeiten sind Elektro-Heckenscheren, aber Akku-betriebene Geräte sind auf dem Vormarsch. Welche Vor- und Nachteile bieten sie?
Als Testkandidaten standen uns vier Heckenscheren mit Kabelanschluss und drei mit Akku zur Verfügung. Obwohl sich auf dem Gebiet der Energiespeicher viel getan hat, kommen Akkus noch nicht an die Leistung aus dem Netz heran. Deshalb entscheidet sich der Gartenfreund mit einer gut erreichbaren Steckdose wohl vorzugsweise für eine Heckenschere mit Kabelanschluss. Es sei denn, er hat gelegentlich schon ein Kabel aus Versehen zerschnitten und will das nicht wieder riskieren.
Komfort wiegt schwer
Die Zähne der nagelneuen Testmaschinen waren scharf, deshalb schnitt jede der vier Elektroscheren mit Stromanschluss leicht durch die dünnen Zweige jeder Hecke. Die Entscheidungskriterien für das eine oder andere Gerät liegen also woanders. Wichtig – aber nicht allein entscheidend für ein ermüdungsfreies Arbeiten ist das Gewicht des Gerätes. Mit der Ikra FSH 1545 Ultralight von 1,9 Kilogramm (kg) spürt man die Arme gewiss nicht so schnell wie mit der Stihl HSE 61, die stolze 3,9 kg wiegt. Aber die schwere Stihl hat dafür einen ergonomischen Vorzug, der das Arbeiten wunderbar erleichtert: Der Bedienungsgriff ist drehbar, so dass die Maschine auch beim Beschneiden der Seiten entspannt gehalten werden kann. Bei der ultraleichten Ikra (die keine zusätzlichen Komfort-Funktionen bietet) macht es einem nicht so viel aus, diese um 90 Grad zu kippen und so zu führen.
Ein weiterer Vorzug der komfortablen Stihl: Im äußersten Ende des Bediengriffes gibt es noch einen Zusatzschalter neben den üblichen zwei Sicherheitsschaltern am Tragebügel und Bediengriff. Damit kann man die Reichweite der Maschine merklich erhöhen. Statt des Sicherheitsschalters am Bügelgriff benutzt man den Zusatzschalter als zweiten Sicherheitsschalter. Damit muss zwar die ganze Last der Maschine am hinteren Ende getragen werden, aber für kurze Zeit lässt es sich ertragen, wenn man sonst nicht bis an die hinteren Zweige herankommen kann. Vermisst haben wir einen dreh- oder schwenkbaren Griff bei der 3,5kg gewichtigen Gardena. Mit ihr spürt man schon nach wenigen Minuten die Belastung in den Armen beim seitlichen Heckenschnitt.
Hölzerne Leistungsgrenzen
Jede Maschine weist ihre speziell geformten Messer auf, am Ende zählen aber nur die Schnittleistung und -qualität. Davon hängt es ab, mit welchen Astdicken das Gerät fertig werden kann. Die Angaben bei den Testgeräten reichten von bescheidenen 18 Millimetern (mm) bis zu 30mm. Im Heckenscheren Test erwiesen sich aber alle Angaben als recht optimistisch.
Die Black+Decker konnte trotz ihrer leistungsstarken 550 Watt bei der Schnittqualität nicht überzeugen – unsaubere Schnittflächen schon bei 10mm dicken Zweigen. Die ebenso leistungsstarke Gardena hingegen konnte 22-mm-Äste noch sehr gut bewältigen. Die schwergewichtige Technik hat also durchaus auch ihre Vorzüge.
Bei allen anderen Testgeräten mussten sich Mensch und Technik quälen, sobald die Aststärke zehn mm überstieg, und entsprechend sah da Ergebnis aus: abgehackte, ausgefranste Schnittflächen. Das traf auch auf die Akku-Maschinen zu, beispielsweise die Stiga SHT 48 AE: Obwohl 27mm Schnittbreite versprochen werden, hat sie schon bei einem 20 mm dicken verholzten Trieb aufgeben müssen. Auch die Worx oder die Stihl mit Akku brauchten deutlich länger für einen tieferen Schnitt ins Holz als eine Maschine mit E-Anschluss. Beim Formschnitt allerdings,
der nur die einjährigen Triebe einkürzt, machten die kabellosen Heckenscheren ihre Sache ähnlich gut wie die Technik mit Kabel.
Akkus fallen ins Gewicht
Erst wenn die nächste Steckdose weiter als 30 Meter von der Hecke entfernt ist, wird die Nutzung einer Alternative zur Heckenschere mit Kabel aus Sicherheitsgründen notwendig. Bei einer Akku-Heckenschere braucht man zwar kein lästiges Kabel, die Batterie fällt aber gleich doppelt ins Gewicht: Sie hängt als zusätzliche Last an der Maschine, und macht sich zudem beim Preis bemerkbar.
Die Stiga kann es mit einem großen Akku bis auf stolze 4,2kg bringen. Da macht sich der schwenkbare Schaltgriff, mit dem der Akku verbunden ist, schon fast unentbehrlich, um die Maschine beim Beschneiden der Seiten zu führen. Man kann sie aber auch mit einem kleineren Akku betreiben, der 500 Gramm weniger wiegt. Die anderen Akku-Testgeräte brachten folgende Bruttogewichte auf die Waage: Stihl: 3,7kg und Worx: 2,9kg. Zum Preis für die Maschine müssen noch etwa 100 bis 150 Euro oder auch mehr hinzugerechnet werden für Akku und Ladegerät. Auch ein Ersatzakku kann sehr nützlich sein. Doch was auf den ersten Blick kostenintensiv erscheint, muss es nicht wirklich sein: Die Hersteller bieten neben Heckenscheren eine ganze Gerätefamilie an, die mit dem gleichen Akku betrieben werden kann: Motorhacken, -sensen, Laubbläser, Kettensägen oder Rasenmäher. Aber auch Akkuschrauber, -Bohrmaschinen und anderes. Das relativiert die Zusatzkosten sicher. Auch bei den Batterien und Ladegeräten gibt es leistungsmäßige Unterschiede, die sich natürlich im Preis auswirken. Stiga beispielsweise bietet vier verschiedene Akkus mit einem Leistungsspektrum von 96 bis 240 Wattstunden. Die Ladezeit variiert bei diesen Akkus von 90 bis zu 240 Minuten (min). Man kann es aber auch fixer haben mit einem Schnellladegerät, damit wären schon nach einem guten Drittel der Zeit die Batterien wieder voll. Diese Zeitersparnis muss man sich natürlich erkaufen. Aber schon mit dem kleinsten Akku ließ sich die Worx im Test fast 30 min unter Belastung – es wurde eine Ligusterhecke mit Zweigen von bis zu 10mm geschnitten – betreiben, ohne zu schwächeln.
Bevor die Finger absterben
Je mehr sich eine Heckenschere durch die Zweige „beißen“muss, desto stärker fängt sie an zu vibrieren. Bei niedrigen Temperaturen tritt dann bei manchem Nutzer das Weißfinger- oder Raynaudsyndrom auf, die Finger werden nicht mehr richtig durchblutet. Im Test haben wir es natürlich nicht so weit kommen lassen, bei der Gartenpflege sollte es aber auch nicht auftreten. Außer auf die Wahl der persönlich am vorteilhaftesten in der Hand liegenden und bedienbaren Maschine sollte man auf rechtzeitige Arbeitspausen sowie auf Schutzhandschuhe, die nötigenfalls auch wärmen, achten. Außerdem verursacht eine Heckenschere mit ihren bewegten Messern auch einen gewissen Lärm. Wir haben im Labor gemessen: Mit 86 Dezibel (dB(A)) erwies sich die Worx als leiseste Heckenschere (Akkubetrieb), und mit 97 dB(A) die Ultralight von Ikra (Netzanschluss) als lauteste. Doch die Bediener empfanden die Unterschiede marginal. Gestört vom Lärm der Heckenschere fühlen sich eh vor allem die anderen – deshalb ist ihr Betrieb auch bestimmten Zeiten in der Gemeinde vorbehalten. Allerdings empfehlen sämtliche Anbieter bei der Arbeit Gehörschutz.
Aus Sicherheitsgründen müssen die Messer der Heckenscheren in weniger als einer Sekunde stehen, wenn einer der Sicherheitsschalter losgelassen wird. Unsere Messungen ergaben, dass bei allen Testgeräten innerhalb von 0,1 Sekunden Stillstand herrschte.