Testjahrbuch

19 Wasserkoch­er im Test

- VON HAGEN SCHULZ

Die neuesten Wasserkoch­er setzen sich das ehrgeizige Ziel, mehr zu sein als schnöde Haushaltsg­egenstände, sie verspreche­n zudem bessere Funktional­ität, ein frischeres Design und mehr Bedienkomf­ort – werden die Verspreche­n gehalten?

Die neuesten Wasserkoch­er setzen sich das ehrgeizige Ziel, mehr zu sein als schnöde Haushaltsg­egenstände, sie verspreche­n zudem bessere Funktional­ität, ein frischeres Design und mehr Bedienkomf­ort – werden die Verspreche­n gehalten?

Richtig spektakulä­r vermag ein Wasserkoch­er trotz aller technische­n Neuerungen und Spielereie­n noch immer nicht daherzukom­men. Zu begrenzt ist sein Aufgabenge­biet, zu simpel sein Aufbau. Und dennoch unterschei­den sich die Testkandid­aten nicht nur im Preis und in der Optik teils erheblich. Kaufintere­ssenten sollten also einen genaueren Blick auf die so unscheinba­ren Küchenhelf­er werfen.

Effiziente Leistungss­tärke

Das Kerngeschä­ft eines Wasserkoch­ers ist und bleibt das möglichst zügige Erhitzen des Wassers. Vor allem die Geräte der 3000-Watt-Klasse spielen hierbei ihre Leistungss­tärke voll aus und erzielen die Bestzeiten. Sowohl der Wasserkoch­er Moments 300775 von Arendo als auch der Teahouse Wasserkoch­er 10029122 von Klarstein sowie der EWA 3700 von AEG bringen einen Liter 16 °C kühles Wasser in weniger als drei Minuten zum Kochen. Dass die Watt-Zahl aber nicht zwingend auf die Kochdauer schließen lässt, beweist der miatec MT-EW30001 von MIA Prodomus. Mit einer Kochzeit von knapp dreieinhal­b Minuten hängt er nicht nur die unmittelba­re Konkurrenz aus der 2200-Watt-Klasse ab, sondern lässt auch die Geräte mit 2400 Watt unterm Gehäuse hinter sich. Zugute kommt diesem Wasserkoch­er dabei, dass er als einziger im Testfeld ohne verdecktes Heizelemen­t arbeitet, was im Zeitalter der vedeckten Heizelemen­te nur noch selten zu finden ist, aber den Vorteil bringt, dass die Wärmeenerg­ie direkt ins Wasser geleitet wird. Dennoch glänzten fast alle Testkandid­aten mit guten Testergebn­issen und blieben unter der Marke von vier Minuten. Lediglich der NC-3752675 von Rosenstein & Söhne und der WK 3460 von Severin ließen hier Federn. Das Ergebnis des NC-3752-675 lässt sich durch die geringe Nominallei­stung von nur 1 850 Watt erklären.

Ein harmonisch­es Bild zeigt sich beim Energiever­brauch, wo gute Noten mittlerwei­le fast schon Standard sind und sich die leistungss­tarken Geräte zumeist sehr energieeff­izient zeigen. Alle Wasserkoch­er der 3000-Watt-Klasse erzielen sehr gute Testergebn­isse und liegen bei einem Verbrauch zwischen 111 und 114 Wattstunde­n (Wh). Auch der miatec EW-30001 kann in dieser Disziplin wieder überzeugen und benötigt für den Kochvorgan­g lediglich 111 Wh. Alle Hersteller scheinen ihre Hausaufgab­en gemacht zu haben, selbst der Höchstwert von 124 Wh des Kosmopolit­an Design 10027887 von Klarstein ist ein gutes Testergebn­is. Die Modelle ohne Temperatur­wahl schalten sich nach dem Kochen komplett ab und der Standby-Verbrauch der Geräte mit Temperatur­auswahl und Display (welches nun einmal mehr als ein paar Milliwatt benötigt) ist mit maximal einem halben Watt nicht der Rede wert. Dem WK 702 von Graef gelingt es gar zeitweise, überhaupt keine Energie im Stand-by-Modus aufzunehme­n.

Gut gefiltert, sauber ausgegosse­n

Weniger harmonisch geht es hingegen bei der Feinporigk­eit des Kalkfilter­s zu. Neben vielen sehr guten Ausführung­en im Testfeld zeigt vor allem der WK 3460, wie so ein Filter nicht aussehen sollte. Stecknadel­kopfgroße Öffnungen weist dieser auf, ist zudem nicht herausnehm­bar. Dieser Filter besitzt somit nur eine eingeschrä­nkte Funktional­ität. Ärgerlich auch, wenn der Filterwech­sel zur mühsamen Arbeit gerät, vor allem der WK-108054 von Emerio und der NC-3752-675 geben hierbei ein schlechtes Beispiel ab; dem Anwender wird wortwörtli­ch einiges an Fingerspit­zengefühl abgeforder­t. Deutlich besser präsentier­t sich der Teahouse Wasserkoch­er 100129122, der einen extrem feinporige­n und einen kinderleic­ht zu wechselnde­n Kalkfilter aufweist und somit die Bestnote erzielt. Gute bis sehr

gute Noten verdienen sich alle Geräte in puncto Ausguss. Egal, ob Glas, Edelstahl oder Kunststoff, an jeglichen Ausgusstül­len bleibt beim Gießen – wenn überhaupt – nur ein kleiner Tropfen zurück. Der WK 702, der WK 2500 von Caso und der Accents Wasserkess­el 102022 von Morphy Richards blieben gar gänzlich tropffrei. Auch der sonst eher mäßig verarbeite­te Kunststoff-Wasserkoch­er miatec MT-EW 30001 erzielt ein nahezu perfektes Ergebnis. Die Dosierung beim Eingießen des Wassers gelingt mit allen Testkandid­aten spielend leicht. Interessan­ter Nebenaspek­t für den Kaufintere­ssenten: Die günstigen Geräte unter 40 Euro Marktpreis erzielen sowohl bei der Feinporigk­eit des Kalkfilter­s als auch beim Ausguss fast durchgängi­g sehr gute Ergebnisse.

Dafür leidet bei diesen Wasserkoch­ern oftmals die Verarbeitu­ngsqualitä­t. Unsaubere Übergänge und scharfe Kanten waren keine Seltenheit. Im gehobenen Preissegme­nt gibt es zumeist gehobene Qualität. Der optisch auffällige Accents Wasserkess­el 102022 glänzt mit neben seinem nostalgisc­hen Design auch mit sauberer Verarbeitu­ng. Ebenfalls überzeugen­d gebaut sind der WK702 und der WK 3460, jedoch werden für diese drei Geräte jeweils über 60 Euro Kaufpreis fällig. Allerdings garantiert ein hoher Kaufpreis mitnichten gute Lösungen für alle Probleme. So liegt der WK 2500 mit 90 Euro Marktpreis zwar in der Spitze des Teilnehmer­feldes, verfügt aber beispielsw­eise über eine unterdurch­schnittlic­h gut lesbare Wasserstan­dsskala. Noch mehr Mühe am Ablesen des Füllstands machen nur der Kosmopolit­an Design WK 10027887 und der Accents Wasserkess­el 102022. Deutlich komfortabl­er für die Augen ist die Wasserstan­dsskala des NC-3752-675 gestaltet. Die ideale Wasserstan­dsskala ist kontrastre­ich, sowohl links als auch rechts am Gehäuse angebracht und mit einer feinen Skalierung versehen, deren Zeichen und Schrift sich gut vom Hintergrun­d absetzen. Eine Top-Skala bietet auch anno 2016 kein Wasserkoch­er, Potenzial zur Verbesseru­ng im Bereich der Handhabung bleibt.

Aufs Grad genau

Tee- und Kaffeelieb­haber, die ihr Lieblingsg­etränk auf die optimale Temperatur aufgebrüht wissen wollen, blicken gespannt auf die Wasserkoch­er mit Temperatur­einstellun­g. Je nach Gerät lassen sich zwei bis fünf zusätzlich­e Temperatur­stufen auswählen, der WK 2500 von Caso nimmt sich gar der ambitionie­rten Aufgabe einer gradgenaue­n Einstellun­g zwischen 35 und 45°C an und lässt sich bis zur 100°C-Marke in 5er-Schritten einstellen. Die vielfältig­sten Auswahlmög­lichkeiten nützen nichts, wenn das Gerät nicht präzise arbeitet – doch diese Sorge sei den Interessen­ten genommen, alle Wasserkoch­er erreichten eine Temperatur­genauigkei­t von über 96%. Das beste Ergebnis lieferte der WK 702, der sich in den Tests um maximal 1 Grad „irrte“und eine Temperatur­genauigkei­t von fast 99 % erzielte. Der WK 2500 meistert die schwierige selbstgest­ellte Aufgabe, dem Nutzer nahezu freie Wahl über die Zieltemper­atur zu lassen, gut und arbeitet mit einer Temperatur­genauigkei­t von knapp 98 %. Den einzigen kleinen Aussetzer im Testfeld erlaubt sich der Teahouse Wasserkoch­er 10029122 von Klarstein, der die 70°C-Marke um 4 Grad verfehlte. Insgesamt erreichte das Gerät jedoch noch eine gute Temperatur­genauigkei­t von gut 96 %.

Die Wasserkoch­er mit Temperatur­einstellun­g überzeugen zudem durchweg mit einfachem Bedienkonz­ept. Das Bedienfeld mit LC-Display des WK 2500 mag zunächst verwirrend aussehen, doch die Steuerung des Geräts erfolgt intuitiv und problemlos, was an der guten technische­n Verarbeitu­ng des Caso-Wasserkoch­ers liegt. Praktisch: Die Geräte machen sich nach verrichtet­em Dienst nicht nur optisch über LED-Anzeigen, sondern auch akkustisch bemerkbar. Das vermag von den Wasserkoch­ern ohne Temperatur­einstellun­g nur der Accents Wasserkess­el 102022 von Morphy Richards zu leisten, dessen optional zuschaltba­rer Pfeifton erinnert jedoch eher an ein dezentes RasselPfei­fen als an das laute Pfeifen eines klassische­n Teekessels.

Das Spektrum der Wasserkoch­er, ihrer Leistung und Funktionen sowie ihres Preises ist ein großes, die teuren Geräte sind nicht zwingend die besseren, jeder Wasserkoch­er hat Stärken und Schwächen. Wo diese liegen und wie diese sich aufs Testergebn­is auswirken, zeigen die folgenden Tabellen.

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(5) Perfekte Dosirie- rung beim Eingießen gelingt dem Klarstein eahouse Wasserkoch­er dank eines sehr gut verarbeite­ten Ausguss (6) Für Mitteleuro­päer verwirrend: Die britische Firma Morphy Richards misst Wasser in konsequent Tassen (7) Wasser ist...
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(4) Der WK702 von Graef (rechts) zeigt dem WAK9356 von Suntec wie eine komfortabl­e Deckelöffn­ung aussieht
(3) Unterschie­de in der Bedienfreu­ndlichkeit: Der Schalter von AEG (links) ist leicht zugränglic­h, der von Arendo hingegen eher schwer (4) Der WK702 von Graef (rechts) zeigt dem WAK9356 von Suntec wie eine komfortabl­e Deckelöffn­ung aussieht
 ??  ?? (1) Feinporig, leicht zu entnehmen und wieder einzusetze­n: Die Kalkfilter­mechanik von AEG überzeugt durchweg (2) Der Kalkfilter des NC-3752-675 hingegen deckt nicht einmal den ganzen Ausfluss ab
(1) Feinporig, leicht zu entnehmen und wieder einzusetze­n: Die Kalkfilter­mechanik von AEG überzeugt durchweg (2) Der Kalkfilter des NC-3752-675 hingegen deckt nicht einmal den ganzen Ausfluss ab
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