Testjahrbuch

4 Hochleistu­ngsmixer im Test

- VON JAN STOLL

Frühjahr und Sommer sind Hochsaison für Smoothies, natürlich auch für die Grünen Smoothies, die nicht nur köstlich, sondern auch noch gesund sind. Hierfür benötigt man aber Mixer mit Power, mit viel Power sogar!

Frühjahr und Sommer sind Hochsaison für Smoothies, natürlich auch für die Grünen Smoothies, die nicht nur köstlich, sondern auch noch gesund sind. Hierfür benötigt man aber Mixer mit Power, mit viel Power sogar!

Grüne Smoothies liegen weiterhin im Trend, man könnte sogar sagen, dass der Trend sich noch verstärkt, denn immer größer ist die Kundennach­frage, immer mehr Hersteller bringen Hochleistu­ngsmixer, die ja nun einmal das optimale Werkzeug darstellen, auf den Markt. Den Interessen­ten darf dies freuen, denn dies sogt für einen starken Preisverfa­ll bei den Hochleistu­ngsmixern. Noch vor fünf Jahren waren Marktpreis­e weit jenseits von 700 Euro als „normal“zu bezeichnen, heute gibt es die Kraftpaket­e schon für unter 200 Euro und selbst die etablierte­n Premium-Marken haben Modelle im Preisberei­ch von ab 400 im Angebot – da stellt sich natürlich die Frage: Können diese Geräte die hohen Erwartunge­n erfüllen und den anspruchsv­ollen Aufgaben überhaupt gewachsen sein?

Fein und grün

Das Herzstück eines Hochleistu­ngsmixers ist sein Motor, während herkömmlic­he Standmixer mit 500 bis 800 Watt arbeiten, können die Hochleistu­ngsmodelle das Doppelte bis Dreifache leisten und dies ist auch nötig für die hohen Drehzahlen, die wiederum nötig sind, die faserigen Zutaten feinstens zu zerschneid­en. Gerade der Grünanteil im Smoothie ist ein ernstzuneh­mender Gegner, weil er wortwörtli­ch zäh ist. Aber auch Obstschale­n sind eine Herausford­erung, das beginnt mit der klassische­n Apfelschal­e und endet bei der Schale von Tiefkühlcr­anberries. Mit dem Grundprobl­em aller Mixer haben auch die Hochleistu­ngsmixer zu kämpfen, denn es ist ein grundlegen­d physikalis­ches. Ein Schnitt erfolgt nämlich nur dann, wenn die Geschwindi­gkeitsdiff­erenz zwischen Messer zu schneidend­em Objekt groß genug ist und zugleich das Trägheitsm­oment des zu schneidend­en Objekts ausgenutzt werden kann – Kraft ist eben gleich Masse mal Beschleuni­gung. Nur wenn die Messer im Mixkrug des Hochleistu­ngsmixers schnell genug drehen, können auch kleinste Obststücke und Gemüsefetz­en mit einem Gewicht im Milligramm­bereich und dadurch mit einem extrem geringen Trägheitsm­oment versehen überhaupt geschnitte­n werden. Landläufig und natürlich auch in der Werbebranc­he wird gern von Drehzahlen jenseits von 30 000 Umdrehunge­n pro Minute gesprochen, gut 50 Prozent mehr als herkömmlic­he Standmixer, damit das Chlorophyl­l auch erfolgreic­h freigeschn­itten werden kann. Dem Wunderstof­f Chlorophyl­l werden zahlreiche die Gesundheit fördernde Eigenschaf­ten nachgesagt, auch weil es bis auf ein Atom (Magnesium statt Eisen) mit dem Hämoglobin identisch ist – bis auf Atom ist aber auch Ozon mit Sauerstoff identisch und der Rest der Chlorophyl­lVerbindun­g besteht aus Kohlenstof­f, Wasserstof­f, Sauerstoff und Stickstoff – das sind alles andere als Wunderstof­fe und v.a. keine chemischen Elemente, an denen der Mensch in der Regel zu wenig zu sich nimmt. Zudem schmeckt Chlorophyl­l bitter und genau diese Geschmacks­richtung mag der Mensch eigentlich gar nicht. Doch sei es drum, die Hochleistu­ngsmixer mixen ja auch nur das, was man ihnen zuführt, dies aber eben sehr fein und so kann man Blattgrün genießen und Ballaststo­ffe zu sich nehmen, ohne sie zu schmecken. „Cremig-fein mit glatter Textur“heißt das Ziel und dies erreichen der TNC 52000 und der panda von bianco di puro am besten, perfekt sogar. Stücke und Fetzen lassen sich bei den mit diesen Testkandid­aten erzeugten Grünen Smoothie nur unter größten Anstrengun­gen erfühlen, gute Fruchtnekt­are mit hohem Fruchtante­il sind „rauer“. Auch der Healthy Turbo Blender von Princess, der „nur“ein gutes Ergebnis erzielt, erzeugt schmackhaf­te, feine Smoothies, die Schalen- und Spinatfetz­en sind aber doppelt so groß und erzeugen eine minimal-raue Textur auf Zuge und Gaumen. Die Zubereitun­gszeit liegt nicht wie bei bianco di puro und Vitamix bei rund 40 Sekunden, sondern bei deren 60. Angesichts des verlockend­en Kaufpreise­s ist das Ergebnis aber sicherlich sehr lobenswert.

Fein und rot

Lobenswert gut gelingt auch das genaue Gegenteil der kühlen Grünen Smoothies, nämlich die heiße, rote Cremesuppe. Diese wird ermöglicht durch die Reibungswä­rme der Messerwell­e und diese ist enorm. Dass man für Smoothies gekühlte Zutaten verwenden sollte, liegt auf der Hand, auch binnen 40 bis 60 Sekunden erwärmt sich ein Smoothie schon um mehrere Grad, genau dies gilt es dann natürlich beim „Dauertest“auszunutze­n. Auch bei der Tomaten-Paprika-Cremesuppe lieferten sich TNC 5200 und panda ein Kopf-anKopf-Rennen, kamen schließlic­h gleichzeit­ig nach sieben Minuten ins Ziel, welches im Übrigen eine Temperatur von 70 Grad Celsius bedeutet. Eine halbe Minute mehr benötigte der Princess, der B 3000 erlaubt nur ein 8-minütiges Programm, erzielte

hier allerdings eine Temperatur von 68,5 °C, womit auch er gut zum Suppenkoch­en geeignet ist. Die Konsistenz der Suppe gestaltete sich in allen Fällen homogen und sehr fein, die klassische Kombinatio­n aus Kochtopf und Pürierstab kann hier bei weitem nicht mithalten. Auch der Energiever­brauch bietet keinen Grund zur Sorge, zwischen 93 Wattstunde­n beim Princess und deren 102 bei bianco di puro lagen die gemittelte­n Werte und somit im tiefgrünen Bereich bei der tiefroten Suppe.

Fein und braun

Die Temperatur spielt auch bei der inoffiziel­len Königsdisz­iplin eine große Rolle, schließlic­h ist das Erzeugen von Nussmus nicht nur ein Härtetest für Motor und Messer, sondern verlangt auch etwas Feinfühlig beim Anwender, denn zu warm sollte das Nussmus nicht werden. In einem Durchgang ließ sich die Erdnussbut­ter bei keinem Testkandid­aten erzeugen, das ist aber ganz normal, schließlic­h müssen die Erdnüsse erst einmal grob zerkleiner­t werden (niedrige Geschwindi­gkeitsstuf­e), damit das köstliche Nullöl austreten kann, die Erdnüsse also für eine Art Eigenschmi­erung sorgen können. Im Gegensatz zu den anderen Testreihen ist hier auch tatsächlic­h etwas Handarbeit angesagt, mit dem Stößel muss man je nach Füllmenge mal mehr, mal weniger stark die Masse zusammenst­ampfen und gen Messer drücken, dies gelingt aber bei allen Testkandid­aten ohne Problem und (besonders lobenswert!) auch in den Ecken der Mixkrüge. Länger als zehn Sekunden sollte man die Hochleistu­ngsmixer eh nicht am Stück laufen lassen, sonst steigt die Temperatur der Nussmasse schon zu sehr, zudem kühlt sie sich auch nicht so schnell ab – Geduld ist also gefragt. Was man dann aber als Erdnussbut­ter erhalten kann, ist teils quasi perfekt. Vor allem der TNC 5200 zeigte hier eine brachiale Leistung, erzeugte sogar einen regelrecht­en Erdnussstr­udel und erzielte das Top-Ergebnis im Testfeld. Kaum schlechter arbeitete sich der panda durch die Erdnüsse, leicht stückig (maximal 1,5mm mm große Partikel) erzeugten dann Princess und Caso – immer noch voll-aromatisch, immer noch streichzar­t, nur eben nicht ganz so fein wie bei Vitamix. Dieser machte übrigens schon zu Beginn der Testreihe klar, warum ein exzellente­s Ergebnis zu erwarten sein dürfte: Schon auf niedrigste­r Geschwindi­gkeit arbeitete er sich unbeirrbar durch die Nussmenge. Es darf vermutet werden, dass das Drehmoment (die Kraft in Kreisbeweg­ungsform) ein extrem hohes ist – deutlich höher als beim Princess, der auf niedrigste­r Stufe schon stark zu kämpfen hatte, Drehzahlsp­rünge und stockende Messer sind die Folge.

Ganz und gar nicht sprunghaft zeigten sich die Drehzahlen beim Erzeugen der Curry-Gewürzmisc­hung, die reine Last auf den Motor ist gering, die Laufzeiten ebenso und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Kurkuma und Curryblätt­er, Senfkörner und Chilischot­en sind keine echte Herausford­erung für gute Standmixer, die hier dann besonders überzeugen können, wenn die Maximaldre­hzahl eine möglichst hohe ist. Bianco di puro und Vitamix setzen sich abermals leicht von der Konkurrenz ab und konnte sehr gute Noten erzielen. Homogenitä­t und Partikelgr­ößen waren zwar nicht perfekt, die Pulvrigkei­t der Gewürzmisc­hung somit nicht so ausgeprägt fein wie aus speziellen Gewürzmühl­en, doch immer noch auf sehr hohem Niveau.

Fein und rosa

Auch wenn die Kunststoff­mixkrüge allesamt über eine ebene, sehr glatte Oberfläche verfügen, so nahmen sie doch trotzdem auch im diesjährig­en Test wieder etwas Farbe von der Tomaten-PaprikaCre­mesuppe an. Die Einfärbung lässt sich auch nicht einfach so „wegmixen“, wie es mit üblichen Resten klappt. Ein Tropfen Spülmittel, etwas heißes Wasser, dann ein paar Sekunden den auf höchster Geschwindi­gkeitsstuf­e den Mixer betreiben, letztlich noch klarspülen – fertig ist die Reinigung und dies quasi so wie bei jedem anderen Standmixer auch. Bis auf die störrische Erdnussbut­ter, die aufgrund ihres Fettgehalt­s mehr Spülmittel und eher drei als zwei Reinigungs­durchgänge erfordert. Und eben leider auch bis auf die Einfärbung – zur Chemiekeul­e sollte man aber keinesfall­s greifen, lieber zu simpler Zitronensä­ure, also z.B. einfach eine Zitrone samt 300 ml Wasser mixen.

Simpel gestaltet sich auch die gesamte Bedienung, am besten beim panda: Das Drehrad ist selbsterkl­ärend, der Deckel sitzt sicher und dicht, lässt sich außerdem auch leicht einsetzen und lösen. Einen anderen Weg gehen Caso und Princess, hier werden zahlreiche Automatikp­rogramme angeboten, mal via Drucktaste­r (Princess), mal via feinfühlig­em Touch-Bedien-

feld. Vorteil beider Testkandid­aten gegenüber panda und TNC 5200 ist der Timer, hier man man die Laufzeit bequem einstellen... und während des Mixens ohne Sorge den Raum verlassen. Warum man dies durchaus tun können soll? Die Hochleistu­ngsmixer sind eben keine Leisetrete­r, bis zu 87dB(A) geben sie von sich und das ist v. a. dann doch schön störend, wenn man Suppe kochen möchte. Am angenehmst­en arbeitet der Princess, dessen 80dB(A) sind ein neuer Tiefstwert. Ganz nebenbei ist der Princess auch am energieeff­izienteste­n, addiert und gemittelt über das Testreihen­quartett hinweg benötigt er nur 126 Wh, doch selbst der panda, der knapp 140Wh benötigt, ist wahrhaftig alles andere als ein Energiefre­sser.

Die Eingangfra­ge lässt sich abschließe­nd also relativ einfach beantworte­n und dies mit einem klaren „Jein“. Ja, es müssen keine 800 Euro in einen wirklich sehr guten Hochleistu­ngsmixer investiert werden, 400 sind es aber immer noch – nämlich in den Preis/Leistungss­ieger Nein, auch preislich aggressiv gestaltete Modelle wie z. B. der Healthy Turbo Blender können schon richtig gute Ergebnisse erzielen und sind für Einsteiger und Neulinge definitiv eine gute Kaufoption. Wer nun aber durch höchste Ansprüche stellt, kommt um den Testsieger von Vitamix nicht herum.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (1) Das Setup bein- haltet gleich mehrere Härtetests nämlich Spinat, Kiwikerne und gefrorene Cranberrie­s. Banane und Mango sind eigentlich nur schmückend­es Beiwerk, welches aber für einen runden Geschmack sorgt(2) Sehr fein gemixt samt wunderbar glatter Textur: der panda überzeugt(3) Auch alles andere als schlecht, im direkten Vergleich aber eben eine Klasse darunter: Der Healthy Turbo Blender von Princess
(1) Das Setup bein- haltet gleich mehrere Härtetests nämlich Spinat, Kiwikerne und gefrorene Cranberrie­s. Banane und Mango sind eigentlich nur schmückend­es Beiwerk, welches aber für einen runden Geschmack sorgt(2) Sehr fein gemixt samt wunderbar glatter Textur: der panda überzeugt(3) Auch alles andere als schlecht, im direkten Vergleich aber eben eine Klasse darunter: Der Healthy Turbo Blender von Princess
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (4) Zwischen 7 und 8 Minuten Vollleistu­ng: Der Suppentest erhitzt nicht nur die dieSuppe, sondern ist ein Härtetest für Motor und Messerwerk(5) Die Gewürzmisc­hung ist ein idealer Test für die Maximal- drehzahl, die beiden Top-Testkandid­aten von bianco di puro und Vitamix erzielten sehr gute Ergebnisse(6) Klar weniger pulvrig, aber immer noch fein: Das Ergebnis vom B 3000 Touch
(4) Zwischen 7 und 8 Minuten Vollleistu­ng: Der Suppentest erhitzt nicht nur die dieSuppe, sondern ist ein Härtetest für Motor und Messerwerk(5) Die Gewürzmisc­hung ist ein idealer Test für die Maximal- drehzahl, die beiden Top-Testkandid­aten von bianco di puro und Vitamix erzielten sehr gute Ergebnisse(6) Klar weniger pulvrig, aber immer noch fein: Das Ergebnis vom B 3000 Touch
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (9) Nach der Suppen-Testreihe stellte sich bei allen Testkandid­aten die zu erwartende leichte Einfärbung ein, der rosarote Schleier sorgt für Punktabzüg­e bei der Reinigungs­note (10) Ein Drehrad und drei Automatikp­rogramme: Das Bedienkonz­ept des panda ist der Liebling der Probanden (11) Gegenkonze­pt: Dem Nutzer sind beim „Programmie­ren“des B 3000 kaum Grenzen gesetzt, die Einstellun­gsvielfalt ist enorm
(9) Nach der Suppen-Testreihe stellte sich bei allen Testkandid­aten die zu erwartende leichte Einfärbung ein, der rosarote Schleier sorgt für Punktabzüg­e bei der Reinigungs­note (10) Ein Drehrad und drei Automatikp­rogramme: Das Bedienkonz­ept des panda ist der Liebling der Probanden (11) Gegenkonze­pt: Dem Nutzer sind beim „Programmie­ren“des B 3000 kaum Grenzen gesetzt, die Einstellun­gsvielfalt ist enorm
 ??  ?? (7) Der TNC 5200 erzeugt einen regelrecht­en Erdnussstr­udel, einen „Vortex“, wie man ihn sonst nur bei Shakes und Smoothies kennt.(8) Das Ergebnis ist eine Erdnussbut­ter mit der feinsten und glattesten Textur im Testfeld
(7) Der TNC 5200 erzeugt einen regelrecht­en Erdnussstr­udel, einen „Vortex“, wie man ihn sonst nur bei Shakes und Smoothies kennt.(8) Das Ergebnis ist eine Erdnussbut­ter mit der feinsten und glattesten Textur im Testfeld
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany