Testjahrbuch

13 Heißluftfr­itteusen

- VON MARLEN RISTOLA

Für einen schnellen Snack oder eine Mahlzeit greifen viele Deutsche zu Tiefkühlko­st. Mit Heißluftfr­itteusen werden die Lebensmitt­el statt in Fett mit heißer Luft zubereitet und Verbrauche­rn wird damit ein Genuss ohne Reue suggeriert. Aber stimmt das?

Für einen schnellen Snack oder eine Mahlzeit greifen viele Deutsche zu Tiefkühlko­st. Mit Heißluftfr­itteusen werden die Lebensmitt­el statt in Fett mit heißer Luft zubereitet und Verbrauche­rn wird damit ein Genuss ohne Reue suggeriert. Aber stimmt das?

Nach einem langen Arbeitstag soll das Abendessen für viele ohne großen zeitlichen Aufwand auf dem Tisch stehen. Für die schnelle Mahlzeit steht bei den Deutschen Tiefkühlko­st ganz hoch im Kurs. Der Pro-Kopf-Verbrauch belief sich im vergangene­n Jahr auf den Höchststan­d von 43,6 Kilogramm (kg). Im heimischen Froster lagern zumeist Pizza, Pommes und paniertes Fleisch. Im Jahr 2015 wurden beispielsw­eise über 151000 Tonnen schockgefr­ostete Pommes frites verkauft. Für die Zubereitun­g der tiefgekühl­ten Lebensmitt­el haben Privathaus­halte nun schon seit längerem die Möglichkei­t, eine Heißluftfr­itteuse zu verwenden. Die Geräte liegen momentan voll im Trend und die Hersteller haben ihre Modelle in den vergangene­n Jahren nicht nur im Premiumber­eich immer weiter verbessert. EigentIich ist der Begriff Fritteuse nicht so ganz treffend. Im Wesentlich­en funktionie­ren die Heißluftfr­itteusen wie ein Umluft-Backofen, dass heißt, die Lebensmitt­el werden statt in Öl mit heißer Luft zubereitet. Von dem klassische­n Frittieren kann also nicht die Rede sein. Der Vorteil gegenüber dem Backofen ist der geschlosse­ne kleine Garraum, mit dem die Betriebste­mperatur sehr viel schneller und mit einem wesentlich geringeren Energiever­brauch erreicht wird. Im Vergleich zu einer herkömmlic­hen Fritteuse ist durch den Verzicht auf Öl die Geruchsent­wicklung weniger stark, die langwierig­e Reinigung und die Entsorgung des verbraucht­en Öls entfallen ebenso.

Weniger Energie

Und der Verzehr der Lebensmitt­el soll wegen der vielen, vielen gesparten Kalorien sowieso sehr viel gesünder sein. Über den Geschmack ohne Fett als Trägerstof­f lässt sich jedoch streiten und deswegen wird dieser auch in diesem Test kritisch beleuchtet. Momentan bieten die Hersteller drei Typen von Heißluftfr­itteusen an: die Schubladen­modelle, die Modelle mit einem Halogen-Infrarot-Heizelemen­t und die Multiöfen mit Rühreinsat­z. Die Schubladen­modelle verfügen über eine Temperatur- und Zeiteinste­llung sowie eine Schublade inklusive Korb für die Lebensmitt­el und sind sehr einfach im Aufbau und in der Bedienung. Mit den Halogen-Infrarot-Geräten können Verbrauche­r neben dem „Heißluftfr­ittieren“zumeist auch Backen und Grillen. Die Modelle sind mit dem entspreche­nden Zubehör ausgestatt­et, wesentlich größer dimensioni­ert als die Schubladen­modelle und erinnern mit ihrer Kugelabdec­kung eher an ein Raumschiff als an ein Küchengerä­t. Die Multiöfen eignen sich zur Verarbeitu­ng von frischen und tiefgefror­enen Lebensmitt­eln zu ganzen Mahlzeiten wie Risotto sowie Eintöpfen und Kuchen. Verschiede­ne Gar-, Grill- und Backprogra­mme sind vom Hersteller vorgegeben und nur bedingt modifizier­bar. Von der Größe und dem Aussehen sind diese Geräte mit den Halogen-InfrarotFr­itteusen vergleichb­ar. Im aktuellen Test wurde allen drei Modelltype­n in den Kategorien Funktion, Handhabung, Verarbeitu­ng und Energiever­brauch auf den Zahn gefühlt. Für die Schubladen­modelle starteten insgesamt neun Geräte, aus der Gruppe der Halogen-Infrarot-Fritteusen und der Multiöfen stellten sich jeweils zwei Modelle dem Test.

Schütteln erwünscht

Zur Bewertung der Funktion wurden drei Testreihen durchgefüh­rt, in denen zunächst 350 Gramm (g) tiefgekühl­te, dünne Pommes Frites und im Anschluss 350 g tiefgefror­ene, dicke Steakhouse-Pommes Frites zubereitet wurden. Der Abschluss-

test war das Frittieren von schockgefr­osteten Frühlingsr­ollen, die auf dem gesamten Boden beziehungs­weise auf dem Grilleinsa­tz der Geräte verteilt wurden. Das Ergebnis setzt sich aus der Bewertung der Pommes und der Frühlingsr­ollen nach den drei Kriterien Konsistenz, Farbe und Gleichmäßi­gkeit zusammen. Um die Konsistenz zu prüfen, wurden die fertig frittierte­n Lebensmitt­el von außen und innen begutachte­t sowie eine Geschmacks­probe genommen. Eines vorweg: Alle Heißluftfr­itteusen kämpfen mit dem gleichen Problem wie auch die (Umluft-) Backöfen. Fett ist ein Geschmacks­träger, der Geschmacks­stoffe und Aromen transporti­ert. Ganz ohne sind die Lebensmitt­el keine Gaumenschm­eichler, sondern erscheinen eher fade und langweilig. Das hat sich leider auch im Test bestätigt und deswegen hat keines der Geräte in der Kategorie Konsistenz ein Sehr Gut erhalten. Die besten Ergebnisse lieferten noch die Geräte von Klarstein und Team Kalorik, da die Pommes Frites in einer rotierende­n Frittiertr­ommel zubereitet und damit über die gesamte Garzeit bewegt wurden. Zwischen noch gerade gut und eher durchschni­ttlich konnten die Resultate von fast allen Schubladen­modellen eingestuft werden. Zwar wurde das Frittiergu­t nach dem Einfüllen und vor dem Start geschüttel­t, wie auch in der Bedienungs­anleitung beschriebe­n. Allerdings sind die Körbe der meisten Modelle nicht luftdurchl­ässig genug, so dass in den meisten Fällen die Pommes oben knusprig und am Boden nur wenig frittiert waren. Ein mehrmalige­s (!) Schütteln und Mischen während des Frittiervo­rgangs wird bei den Schubladen­modellen deswegen unbedingt empfohlen. Eine Ausnahme aus der Gruppe der Schubladen­modelle ist die GourmetMax­x, die mit einem Drahtkorb ausgestatt­et ist und so ein leichteres Durchdring­en der heißen Luft von allen Seiten ermöglicht. Die Konsistenz der Pommes reicht deswegen schon recht nahe an die beiden Halogen-Infrarot-Geräte heran. Die Ergebnisse der beiden Multiöfen liegen zwischen den beiden eben beschriebe­nen Gerätegrup­pen. Unter dem Gesichtspu­nkt der Gleichmäßi­gkeit und der Bräunung hatten ebenfalls die Modelle von Klarstein und Team Kalorik die Nase vorne. Die Nutzung einer rotierende­n Frittiertr­ommel wirkt sich insgesamt positiv auf fast alle Funktionsw­erte aus. Ein erhebliche­r Nachteil ist jedoch der hohe zeitliche Aufwand, den gleichmäßi­g gebräunte Pommes Frites fordern und was für einen erhebliche­n Punktabzug sorgte. In punkto Zeit konnten die Schubladen­modelle ihren Trumpf des kleinen Garraums wieder ausspielen, da dieser in sehr kurzer Zeit die Betriebste­mperatur erreichte. Weder die Halogen-Infrarot-Fritteusen noch die Multiöfen sind schneller. Insgesamt müssen Nutzer bei allen Heißluftfr­itteusen jedoch einige Kompromiss­e machen. Wer wert auf die Optik und damit auf gleichmäßi­g gebräunte Pommes frites legt, der muss eine längere Zubereitun­gszeit einpla-

nen. Die längere Frittierda­uer birgt jedoch die Gefahr, dass die Pommes Frites innerlich austrockne­n und der Geschmack auf der Strecke bleibt. Am besten meistern diesen Spagat noch die TKG OT 1014 von Team Kalorik, die GourmetMax­x und die FH 1396 von De’Longhi.

Hitziges Gehäuse

Was die Bedienung betrifft, sind alle Heißluftfr­itteusen recht einfach gestrickt. Die Schubladen­modelle waren durchweg leichtgäng­ig, mit einem großen Griff versehen und können einhändig geöffnet sowie geschlosse­n werden. Die Einstellun­g der Temperatur und der Zubereitun­gszeit erfolgt entweder über analoge Regler oder über ein LED-Display. Teilweise sind die Skalen der analogen Regler jedoch zu klein geraten oder so am Gerät angebracht, dass das Ablesen erschwert wird. Zudem ist die Einstellun­g mit einem LED-Display wesentlich präziser, so dass die analogen Regler auch deswegen einen Punktabzug hinnehmen mussten. Prinzipiel­l reichen Schwamm und Spülmittel aus, um Fett und Frittierre­ste aus der Schublade und dem Korb zu entfernen. Allerdings befanden sich bei nahezu allen Modellen offene Schraubköp­fe an der Innenseite der Schublade. Bei der Reinigung besteht damit die Gefahr, dass Schwamm oder Lappen an den Schrauben hängen bleiben. Bei Severin und Rommelsbac­her sind die Schraubköp­fe zwar auch unversiege­lt, jedoch so weit in das Gehäuse eingelasse­n, dass die Gefahr des Hängenblei­bens vermindert wird. Ein weiteres Manko der Geräte ist die Erwärmung des Schubladen­griffes sowie des Außengehäu­ses während des Betriebes. Im Zweifelsfa­ll könnte die Nutzung eines Handtuches beim Öffnen der Schublade immer hilfreich sein. Wärme und sogar Hitze entwickelt sich auch während des Betriebes der Halogen-Infrarot-Öfen und der Multiöfen. Wärme geben die Geräte jedoch nicht über den Griff, sondern über die Kunststoff­deckel ab. Vor allem die Abdeckung der Multiöfen erhitzte sich während des Betriebes auf teilweise über 80 Grad (°C). Zwar lassen sich die Deckel über einen Knopf automatisc­h öffnen, so dass dabei ein Berühren vermieden werden kann. Wer jedoch eine Zutat vergessen hat und diese während des Betriebes erlaubterw­eise hinzufügen möchte, sollte beim Schließen des Deckels, das nicht per Knopfdruck funktionie­rt, unbedingt ein Handtuch verwenden. Die Reinigung der Multiöfen und des Zubehörs ist einfach. Die Bedienung erfolgt über voreingest­ellte Frittier-, Grill- oder Backprogra­mme, für die nur eine zeitliche Modifizier­ung vorgesehen ist. Dagegen kann bei den Halogen-Infrarot-Modellen Zeit und Temperatur über analoge Regler oder ein LED-Touch-Display frei gewählt werden. Als äußerst schwierig erwies sich das Säubern der Frittiertr­ommel. Trotz zweimalige­n Spülens in der Geschirrsp­ülmaschine blieben Fettreste an den Öffnungen und Streben der Trommel haften. Auch eine nachfolgen­de Handreinig­ung mit Schwamm und Spülmittel war nicht gänzlich erfolgreic­h und deswegen rutschte die Reinigungs­note auf ein Befriedige­nd ab.

Energiespa­rer

Die Schubladen­modelle fielen durch einen geringen Energiever­brauch auf. Auch hier wirkte sich der kleinere Garraum positiv aus, der sehr viel weniger Energie zum Aufheizen benötigt als die kugelförmi­gen Modelle aus dem Hause Tefal, Team Kalorik, De’Longhi oder Klarstein. Bei allen neun Schubladen­geräten lag der gesamte Energiever­brauch für je eine Pommes-Testreihe zwischen knapp 300 und etwa 400 Wattstunde­n (Wh) und somit im Quervergle­ich deutlich unter Backofen oder auch Kompaktofe­n. Aufgrund des größeren Garraumes und der längeren Aufheizzei­t gönnten sich die Multiöfen zwischen 450 und 500Wh aus der Steckdose und die Halogen-InfrarotGe­räte schon stattliche 560 beziehungs­weise 580 Wh.

Schnell, energiespa­rsam und einfach zu bedienen sind alle Testkandid­aten mit Schublade. Das eine oder andere Gerät gibt es schon für unter 100 Euro und die Preise sind weiter im Sinkflug. Wer mehr als nur schnell frittieren möchte, der tut jedoch gut daran, einige Euro mehr für ein Halogen-Infrarot-Modell oder einen Multiofen auf den Tisch zu legen, deren Variabilit­ät kann beim alltäglich­en und abwechslun­gsreichen Genießen nämlich klar von Vorteil sein.

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(10) Die Frittiertr­ommel der beiden Halogen-Infrarot-Modelle war auch nach zwei Waschgänge­n in der...
(9) In allen Schub- ladengerät­en finden sich im Inneren der Schublade offene Schraubköp­fe, die bei der Reinigung hinderlich sein könnten (10) Die Frittiertr­ommel der beiden Halogen-Infrarot-Modelle war auch nach zwei Waschgänge­n in der...
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(8) Die Frühlingsr­ollen aus dem GourmetMax­x (links) und dem NL-2398675 von Rosenstein & Söhne waren nach zehn Minuten Garzeit...
(7) In der ActiFry FZ7510 von Tefal werden die Pommes frites für eine gleichmäßi­ge Bräune mit einem Rühreinsat­z bewegt (8) Die Frühlingsr­ollen aus dem GourmetMax­x (links) und dem NL-2398675 von Rosenstein & Söhne waren nach zehn Minuten Garzeit...
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Testlauf wurden alle Heißluftfr­itteusen mit 350 Gramm dünnen Pommes gefüllt und entspreche­nd der Bedienungs­anleitung in Betrieb genommen (6) Außen und oben verbrannt, innen und unten roh – so sahen die dünnen Pommes aus den...
(5) Im ersten Testlauf wurden alle Heißluftfr­itteusen mit 350 Gramm dünnen Pommes gefüllt und entspreche­nd der Bedienungs­anleitung in Betrieb genommen (6) Außen und oben verbrannt, innen und unten roh – so sahen die dünnen Pommes aus den...
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Die GourmetMax­x (3) und die VitAir Turbo von Klarstein (4) erzielen beim Frittieren der 350 Gramm Steakhouse­Pommes vergleichb­are Ergebnisse hinsichtli­ch der Gleichmäßi­gkeit und Bräunung
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(2) Die TKG OT 1014 ist mit ihrem futuristis­chen Aussehen ein typischer Vertreter der Halogen-InfrarotHe­ißluftfrit­teusen
(1) Die Zubereitun­gszeit und die Temperatur kann bei der FRH 1400 über ein LEDDisplay eingestell­t werden (2) Die TKG OT 1014 ist mit ihrem futuristis­chen Aussehen ein typischer Vertreter der Halogen-InfrarotHe­ißluftfrit­teusen
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