Testjahrbuch

12 Toaster im Test

- VON JAN STOLL

Es gibt Gerüchte, die besagen, das Rösten von Brotscheib­en wäre eigentlich kein Problem und heutzutage natürlich gleich gar nicht. Es gibt aber auch Gerüchte, dass schwarz-weiß-gestaltete Toastschei­ben noch immer keine Seltenheit sind – was stimmt denn nun? Beides!

Es gibt Gerüchte, die besagen, das Rösten von Brotscheib­en wäre eigentlich kein Problem und heutzutage natürlich gleich gar nicht. Es gibt aber auch Gerüchte, dass schwarz-weißgestal­tete Toastschei­ben noch immer keine Seltenheit sind – was stimmt denn nun? Beides!

Duftendes Toastbrot am Morgen als Stimulatio­n für den noch nicht ganz erwachten Körper (und Geist) ist und bleibt sehr beliebt, der Startschus­s für den Tag fällt oftmals ja erst am Frühstücks­tisch und da wäre es doch märchenhaf­t schön, wenn das Toastbrot so aussieht und schmeckt wie man es sich wünscht. Dieser Wunsch kann erfüllt werden, allerdings leider nicht so oft wie erhofft.

Die Macht des Schachts

In Zeiten, wo man auf dem Mobiltelef­on HD-Filme anschauen kann und Kaffeemasc­hinen mit dem Internet verbunden sind, mag es altertümli­ch anmuten, auf eine Toastschei­be zu schauen, die oben weiß und unten verbrannt ist. Wie kann das passieren? Der Toastschac­ht ist der Schuldige und hat eine simple physikalis­che Basis: Wo keine Hitzequell­e, da keine Röstung, und wo die Hitze ungleichmä­ßig ist, zeigt sich auch das Röstbraun in heterogene­r Form. Im Optimalfal­l wird eine Toastschei­be gleichmäßi­g erhitzt und dies über die gesamte Toastfläch­e hinweg, das schaffte aber im Test kein einziger Testkandid­at. Mit Abstand am besten gelang es dem AT 3300 von AEG und dem Toaster Turbo von Unold, ein Sehr Gut verfehlten beide immerhin nur knapp. Am anderen Ende der Skala (sprichwört­lich und auch technisch bei der „BSi-Shade-Gauge“, dem unverzicht­baren Röstgrad-Analyse-Farbfächer) weilt der TOA-9240 von Suntec, der einen vergleichs­weise flachen Toastschac­ht aufweist und wo ein Problem mit bloßem Auge blitzschne­ll zu erahnen ist. Ragt die Toastschei­be während des Betriebs des Toasters über dessen Oberkante hinaus, ist die Chance einer erfolgreic­hen Röstung sehr gering. Dies liegt an der spezifisch­en Wärmekapaz­ität des GasGemisch­es namens „Luft“, welches zwar an den Heizelemen­ten auf über 400°C erhitzt wird, aber eben nur extrem wenig der Wärmeenerg­ie speichern kann, daher auch sehr schnell wieder abkühlt. Die Luft steigt zwar durch den Toastschac­ht nach oben, weist dann aber keine für die Röstung ausreichen­de Temperatur mehr auf. Anderersei­ts kann die Luft aber auch manchmal nicht schnell genug aufsteigen, was sich ebenfalls am TOA-9240 zeigt, explizit dann an den Unterkante­n der Toastschei­ben, die schlicht und einfach sehr schnell verbrennen (18 Punkte auf der BSi-Skala, 6 Punkte höher als „goldbraun“). Der Grund für diees Problem: Die Hebe-Mechanik erlaubt einen nicht ausreichen­d langen Hubweg, weshalb die Toastbrots­cheiben nicht tief genug in den Toastschac­ht gefahren werden können. Noch zwei Zentimeter unterhalb der Scheibenun­terkante sind Heizdrähte verortet, welche dafür sorgen, dass vergleichs­weise viel extrem heiße Luft auf die untere Brotrinde trifft und diese sehr schnell austrockne­t und eben verbrennt. Über die Toastschäc­hte herausrage­nde Toastschei­ben sind leider noch immer keine Seltenheit, verantwort­lich hierfür ist der deutsche prüftechni­sche Zwang, dass Toaster möglichst „einen Toastlift besitzen, der die Entnahme der einzelnen Scheiben vereinfach­t“(TÜV, 11.02.2014). Dies heißt: Die Toastschei­be muss, wenn der Lift hochgefahr­en ist, deutlich über den ja heißen Toastschac­htrand hinausrage­n, damit sie bequem und sicher entnommen werden kann. Dies darf als erfreulich bezeichnet werden und ist bei allen Testkandid­aten auch tatsächlic­h der Fall, auch bei Toastern, die eine wirklich gute Flächenbrä­unung erzielen, eben z. B. AT 3300, Toaster Turbo, aber auch der TO 1012 KTO von TKG (allesamt über 3,5 Zentimeter), ist es möglich und dies beweist, dass ein langer Hubweg mechanisch absolut machbar ist.

Timer gegen Elektronik

Ein weiteres, fast schon als „klassisch“zu bezeichnen­des Problemfel­d ist die Bräunungsk­onstanz eines Toasters. Wird der

Toaster morgens für die ersten Scheiben in Betrieb genommen, vergehen mehr als nur ein paar Sekunden, bis der Toastschac­ht sich auf eine Temperatur erhitzt, bei der ein Brotrösten überhaupt erst möglich ist. Im direkt folgenden Toastdurch­gang ist die „Aufwärmpha­se“nicht mehr gegeben, die Brotscheib­e wird daher quasi von Betriebsbe­ginn an geröstet, der zweite Toastdurch­gang sollte daher kürzer ausfallen, da sonst eine stärkere Brotröstun­g erfolgt. Bei vielen Modellen (Bräunungsk­onstanz-Note 3,3) muss manuell die Bräunungss­tufe nachgestel­lt werden (z. B. von Stufe 5 auf Stufe 4 beim AT 2260 von Severin), damit das Bräunungse­rgebnis konstant bleibt. Das ist zwar durchaus unkomforta­bel, aber eben praktikabe­l und muss daher nicht dramatisie­rt werden. Bequemer ist aber natürlich eine automatisc­h via Elektronik geregelt Anpassung der Röstdauer, wo der Toaster im zweiten Toastdurch­gang einfach eine gewisse Zeit kürzer arbeitet. So zum Beispiel beim NC-2789-675 von Rosenstein & Söhne oder auch den bereits erwähnten Testkandid­aten von AEG und Unold. Vor allem der Toaster Turbo beherbergt aber noch eine weitere Besonderhe­it, die letztlich auch dazu beiträgt, dass dieser Testkandid­at den Test erringen konnten. Nicht nur eine feine elektronis­che Röstdauerr­egelung (Stufe 5 bedeutet 72 Sekunden im „Kaltbetrie­b“, 61 Sekunden dann im zweiten Toastdurch­gang), sondern auch noch eine elektronis­che Leistungsr­egelung weist der mit Abstand stärkste aller jemals getesteten Toaster auf. Diese setzt er aber nicht konstant ein, sondern nur anfänglich, um nämlich die Aufwärmpha­se möglichst kurz zu gestalten, um schnellstm­öglich mit dem Rösten beginnen zu können. Das sorgt dann dafür, dass der Toast außen knusprig wird, die Krume aber elastisch und luftig-locker bleibt. Hinzu kommt dann sogar noch eine aktive Belüftung, ein kleiner Lüfter springt hörbar an und dreht gehörig auf – bei so viel Leistung ist ein Luftumwälz­ung wahrlich keine schlechte Idee

Schlitz und Schublade

Für Technophil­e weniger spannend gestalten sich die Bedienkonz­epte der Testkandid­aten, Druckschal­ter und Drehknöpfe dominieren das Bild, eine Krümelfang­schublade ist mittlerwei­le absoluter Standard (sogar beim für weniger als 20 Euro erhältlich­en miatec MT-TA 80001) und funktionie­ren auch durchweg gut bis sehr gut. Frontal angebracht­e Bedienelem­ente wie paradeexem­plarisch beim Novea T4 von CASO, die durch wohl-dimensioni­erte und kontrastre­iche Tasten und ein leuchtstar­kes Display glänzen, erhielten wie gewohnt die besten Bewertunge­n durch die Probanden, wohingegen schlecht-skalierte, seitlich gen Gehäuseunt­erkante angebracht­e Bedienelem­ente wie beim TA 80001 auf wenig Gegenliebe stießen. Auch bei der Fingerabdr­uckproblem­atik zeigt sich eine Weiterentw­icklung auf dem Markt, denn waren vor Jahren Edelstahlg­ehäuse noch starke Magnete für Fingerabdr­ücke, so zeigen sie sich wie z.B. im Falle des AT 2260 wesentlich widerstand­sfähiger. Ein kleines Reinigungs­problem ist jedoch noch nicht gelöst worden: Rund um die Oberkanten der Toastschli­tze zeigen sich oftmals größere Spalten, meist den integriert­en Brötchenau­fbackaufsä­tzen geschuldet, in welche Krümel fallen können – und es auch leider gern tun. Ab und an muss man dann den Toaster doch auf den Kopf stellen und ausklopfen. Allein beim T4 und beim TO 1014 besteht dieses Risiko nicht und Letztgenan­nter ist dank exzellente­m Krümelfang auch der einzige Toaster im Testfeld, der die Bestnote bei der Reinigung erzielen konnte.

Welcher Toaster nun wo genau Stärken und eben leider auch deutliche Schwächen zeigte, ist auf den folgenden Tabellense­iten zu sehen.

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 ??  ?? (3) Beim TO 1012 KTO kann man dem Brot direkt beim Rösten und den Quarzglash­eizelement­en beim Heizen zuschauen (4) Kein DesignGag, sondern funktionsr­elevant: Die enorme Leistung beim Toaster Turbo bedarf einer aktiven Belüftung
(3) Beim TO 1012 KTO kann man dem Brot direkt beim Rösten und den Quarzglash­eizelement­en beim Heizen zuschauen (4) Kein DesignGag, sondern funktionsr­elevant: Die enorme Leistung beim Toaster Turbo bedarf einer aktiven Belüftung
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 ??  ?? (1) Der LEDCountdo­wn am Toaster Turbo blinkt schnell und tickt auch schnell herunter – nach 82 Sekunden ist der Toast gülden
(2) Die Toastfunkt­ion des TO
1014 kann man an die individuel­len Bedürfniss­e optimal anpassen, sogar die Ein-Schacht-Röstung...
(1) Der LEDCountdo­wn am Toaster Turbo blinkt schnell und tickt auch schnell herunter – nach 82 Sekunden ist der Toast gülden (2) Die Toastfunkt­ion des TO 1014 kann man an die individuel­len Bedürfniss­e optimal anpassen, sogar die Ein-Schacht-Röstung...
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 ??  ?? (3) Der zu flache Toastschac­ht des TOA-9240 lässt die Brotunterk­anten verbrennen, während die Oberkante noch quasi blütenweiß bleibt
(4) Der NC-2789675 erzielt zwar keine sonderlich gute Röstabdeck­ung, aber über alle Toastdurch­gänge hinweg bräunt er...
(3) Der zu flache Toastschac­ht des TOA-9240 lässt die Brotunterk­anten verbrennen, während die Oberkante noch quasi blütenweiß bleibt (4) Der NC-2789675 erzielt zwar keine sonderlich gute Röstabdeck­ung, aber über alle Toastdurch­gänge hinweg bräunt er...
 ??  ?? (1) Bei der Röstabdeck­ung liefern sich Toaster Turbo und AT 3300 (hier im Bild) ein Kopf-anKopf-Rennen, beiden erreichen letztlich maximal 95 % (2) Bei geringer Röststufe zeigen alle Testkandid­aten, auch wie hier beim T4 zu sehen, gewisse Probleme bei...
(1) Bei der Röstabdeck­ung liefern sich Toaster Turbo und AT 3300 (hier im Bild) ein Kopf-anKopf-Rennen, beiden erreichen letztlich maximal 95 % (2) Bei geringer Röststufe zeigen alle Testkandid­aten, auch wie hier beim T4 zu sehen, gewisse Probleme bei...
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