Im Kampf um die Lizenz rennt Rot-weiß Erfurt die Zeit davon
Der Verein braucht dringend einen Vertrag für das Steigerwaldstadion. Doch darum wird noch gestritten
Erfurt. Am morgigen Donnerstag verhandeln der FC Rot-weiß und die Arena Gmbh als Betreiber des Erfurter Steigerwaldstadions erneut über die Miete.
Dem Drittligisten rennt die Zeit davon, spätestens bis Ende April muss er die vollständigen Lizenz-unterlagen für die nächste Saison beim Deutschen Fußball-bund (DFB) eingereicht haben. Dazu gehört auch ein unterschriebener Pachtvertrag für die Spielstätte, ansonsten droht der Zwangsabstieg.
Laut Betreibergesellschaft, die sich aus den Erfurter Stadtwerken und der landeseigenen Messe Gmbh zusammensetzt, ist der Vertrag seit Langem unterschriftsreif, eine Absichtserklärung des FC Rot-weiß würde schon seit 2014 vorliegen. Doch der Klub, für den in der kommenden Saison 570 000 Euro fällig würden, will neu verhandeln. Er kann die Summe, die sich aus etwa 420 000 Euro reinen Mietkosten – 22 000 pro Spiel – und etwa 150 000 Euro für die Abgabe der Werberechte – 8000 Euro pro Spiel – nach eigener Aussage nicht zahlen.
Arena-sprecher Henry Köhlert sagte gegenüber der Thüringer Allgemeinen, dass man an einer Einigung „großes Interesse“habe, „wir wünschen uns einen Durchbruch bei den Gesprächen.“Er verwies aber wie schon Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) darauf, dass sich notfalls die Arena auch selbst tragen könne, „wobei das nicht unser Ziel ist.“
Für dieses Jahr seien derzeit 96 Veranstaltungen gebucht. Allerdings würden die Heimspiele von Rot-weiß Erfurt als Hauptmieter die Planungen erschweren. So erfahre man erst wenige Wochen vorher, wann der Verein zu Hause antritt. Damit müssten alle infrage kommenden Wochenenden komplett frei gehalten werden.
Und fest würde auch stehen, dass es für die Arena Gmbh, die im vergangenen Jahr bereits eine Finanzspritze der Gesellschafter erhalten hatte, 2017 ebenfalls noch Defizite aufweist. Insofern könne man dem FC Rotweiß nur bedingt entgegen kommen, „denn ein finanzieller Ausgleich müsste ja irgendwo herkommen.“Und letztlich würde das wohl der Steuerzahler sein, vermutet Köhlert.
Ohnehin würde die Arena zu knapp 90 Prozent schon aus Steuergeldern gefördert werden. Die Stadt beziehungsweise die Betreibergesellschaft seien daher auch aus Gründen des Euwettbewerbsrechts gehalten, einen marktüblichen Preis bei der Miete zu verlangen.
Rot-weiß-präsident Rolf Rombach sieht genau den derzeit nicht gegeben. Die Forderungen der Betreibergesellschaft „sprengen den Rahmen deutlich“, sagte er im MDR. Er gab zugleich zu, die Nebenkosten falsch eingeschätzt zu haben. Mit bis zu 30 000 Euro pro Spieltag müsse er jetzt beispielsweise deutlich mehr für Sicherheit bezahlen. Der Fußballclub würde jedenfalls auf einem deutlichen Nachlass bei der Stadionmiete beharren. Eine Bitte an die Stadt Erfurt um finanzielle Hilfe im Wert von 600 000 Euro hatte der Verein vor rund zwei Wochen überraschend zurückgezogen. Hintergrund war die Forderung von Andreas Bausewein nach personellen Konsequenzen im Verein und Offenlegung der Geschäftszahlen. ▶
Unterschiedliche Ansicht über marktüblichen Preis