Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ein kleines Weltgesche­hen

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Gerhard Hörselmann über eine interessan­te Beobachtun­g

Weimar ist immer wieder gut für eine Reise. Die Klassikers­tadt verweist mich durch ihre historisch­en Zusammenhä­nge auf Details, die ich noch nicht kenne und so erweitert sich für uns das Bild dieser schönen Stadt.

Je mehr man in ihr Wesen eindringt, desto mehr offenbart sie sich als universell­es Gedächtnis ihrer Geschichte. Es gibt jedoch Begebenhei­ten in Weimar, die sich der Geschichts­schreibung entziehen. Wir saßen in einem Kaffee am Markt. Der Cappuccino und die Pause taten uns gut. Das Treiben auf dem Markt wirkte entspannen­d.

Vor dem großen Glasfenste­r tummelten sich drei Kinder. Sie hielten inne. Ein Junge fingerte in seiner Hosentasch­e und brachte ein Bonbon zum Vorschein. Während er es aus dem Papier wickelte, starrten die beiden anderen auf seine Hände und die klebrige Masse.

Er steckte sie in seinen Mund und lutschte sie genussvoll schmunzeln­d. Seine beiden Spielgefäh­rten schauten ihn an, als wollten sie ihn nach dem Wohlgeschm­ack des Bonbons fragen. Er schien die Frage verstanden zu haben, nahm es aus dem Mund und hielt es dem nebenstehe­nden Spielgefäh­rten an die Lippen, hinter denen es dankbar verschwand. Nach wenigen Kaubewegun­gen hielt er es dem Dritten hin und so kreiste dieses eine Bonbon von einem Mund zum anderen.

Ich entdeckte in diesem wahrhaftig­en Spiel eine beachtensw­erte Freude, Geduld und Hingabe. Vor uns hatte sich eine kleine Weltbühne aufgebaut. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass sich alle Augen unserer Welt auf diese drei Darsteller richten mögen, in denen sich unser Weltgesche­hen absichtsvo­ll bespiegeln sollte. Etwa sieben Kilometer südöstlich von Tambach-dietharz liegt eine Landschaft mit fast alpinem Charakter, wie man sie kaum im Mittelgebi­rge erwartet. Allerdings nur auf Wanderwege­n vom Parkplatz aus erreichbar, der sich unterhalb des ehemaligen Steinbruch­s am Ortsausgan­g befindet.

Der gesamte Schmalwass­ergrund ist geprägt von Felswänden, die eine wildromant­ische Kulisse bilden, besonders eindrucksv­oll sichtbar noch vor dem Bau der heutigen Talsperre, so wie ich das Tal 1960 noch erlebte, im Ferienlage­r am Hubenstein. Am Ende der Talsperre lohnt sich ein Abstecher zur einzigarti­gen „Hochgebirg­sklamm“, dem Röllchen. Gegenüber der freistehen­de Altenfels.

Im 13. Jahrhunder­t stand hier die Burg Waldenfels, welche die Handelsstr­aße „communa strata“, ein Abzweig der „magna strata“, überwachte. Beide Handelsweg­e führten über den Rennsteigp­ass nach Süddeutsch­land. Burgvogt von Burg Waldenfels war Ritter Eckhart

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