Ein Leben nach dem Tod dank Quantenphysik
Das Wissenschaftlerpaar Christine und Frido Mann ehrt den Physiker Werner Heisenberg, in dem es ihn erklärt
1928 tritt der Physiker Werner Heisenberg (1901–1976) an der Leipziger Universität vor die Philosophische Fakultät. Er will die Philosophen gewinnen, das sich am Anfang des 20. Jahrhunderts neu fügende Bild einer aus Atomen bestehenden Welt in verständliche Worte zu fassen, zu erklären.
Heisenberg selbst, zu dieser Zeit 27 Jahre alt und bereits Professor für Kernphysik in Leipzig, ist neben Max Planck, Albert Einstein oder Niels Bohr einer der kreativsten Köpfe und wichtigsten Architekten dieser neuen Art des Erkennens von Natur und Wirklichkeit. Während eines Genesungsaufenthaltes vom Heuschnupfen auf Helgoland hat er drei Jahre zuvor die Grundzüge der Quantenmechanik entdeckt – die Welt ist nicht so, wie wir sie sehen. In der Sphäre der Atome und Neutronen sind Ort, Zeit, Geschwindigkeit oder Impuls nicht gleichzeitig eindeutig bestimmbar. Um zu erkennen, muss man Sprünge und Zufälle – Heisenberg spricht von Unschärfen – zulassen. 1932 bekommt der gebürtige Würzburger den Nobelpreis.
Die Philosophen, die Heisenberg für seinen neuen Begriff von der Einheit der Welt zu gewinnen versucht, tun ihm den Gefallen nicht. So bleibt die in der Sprache der Mathematik beschriebene Heisenberg‘sche Welt für viele bis heute abstrakt. Eine Herausforderung, der sich jetzt das Wissenschaftlerpaar Christine und Frido Mann – sie eine Tochter Heisenbergs, er der Enkel von Thomas Mann – in seinem Buch „Es werde Licht“stellt. Gelungen ist den beiden Psychologen so ein verständliches Lesebuch über die Quantenphysik und ihre Folgen für unsere vielfach materialistisch geprägte Weltanschauung. In Heisenbergs Unschärferelation verschwimmen Materie und Geist und damit die Grenzen zwischen Materialismus und Idealismus.
Über den spirituellen Gegenentwurf der Manns zu Kausalität und Materialismus bis hin zum quantenphysikalisch begründeten Nachdenken über ein Leben nach dem Tod – als irgendwie weiterlebendes Kernselbst – ließe sich mit den Autoren ebenso trefflich streiten wie über Heisenbergs Anteil am Bau der Atombombe. Möglich ist das am Dienstag, 25. April, wenn Christine und Frido Mann ihr Buch im Erfurter Haus Dacheröden vorstellen (20 Uhr, Karten an der Abendkasse).
Frido & Christine Mann: Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik, Fischer-verlag, Seiten, Euro