Entdeckungs-tour mit Duo aus der Heimatstube
Ortsspaziergang durch Mellingen brachte auch Alteingesessenen ein paar Aha-erlebnisse
Mellingen. Fast 20 Teilnehmer schlossen sich dem Aufruf der Arbeitsgruppe Heimatstube zum ersten Ortsspaziergang unter dem Thema „Wie gut kennen Sie Mellingen?“an. Die Initiatorinnen Renate Schwarz und Doris Erbse freuten sich über diese Resonanz, stellten aber auch fest, dass ihre eigentliche Zielgruppe fehlte: „Wir hatten gehofft, dass vielleicht ein paar zugezogene Neu-mellinger, die noch nicht lange hier leben, darauf neugierig sind“, so Erbse. Die Idee zu diesem Spaziergang habe sich in der sechsköpfigen Arbeitsgruppe fast zwangsläufig entwickelt: „Die Heimatstube hat ja fast jeder Mellinger schon mal gesehen. Deshalb wollten wir einfach mal was Neues probieren.“
Stoff zum Entdecken hat das Dorf, sowohl historisch als auch aktuell, jede Menge zu bieten. Etwa, dass hier gleich zwei Burgen standen – die auf dem Kapellenberg wurde schon im 12. Jahrhundert zerstört, die Heinrichsburg im Sächsischen Bruderkrieg Mitte des 15. Jahrhunderts. Dass die „Thüringer Sintflut“nach einem Unwetter Ende Mai 1613 Mellingen hart traf und eine der beiden damaligen Kirchen so zerstörte, dass sie nicht wieder aufgebaut wurde, sondern die Steine in den Mauern der umliegenden Gehöfte verbaut wurden.
Oder dass in Mellingen noch bis 1949 in einem Familienbetrieb Bier gebraut wurde und die Bauern bis 1967 ihre Milch in der Molkerei im Dorf abliefern konnten.
Die beiden Spaziergangs-leiterinnen spielten sich verbal geschickt die Bälle zu, ergänzten sich oftmals in ihrem Wissen. Kleine Anekdoten bereicherten das Programm. Etwa die von Ilse Compart, die dafür sorgte, dass Mellingen seinen Ernst-thälmann-gedenkstein zurückbekam – den hatten Randalierer kurz nach der Wende zerschlagen. Ilse Compart sammelte die Trümmer ein, bewahrte sie auf und veranlasste später die Restaurierung im ortsansässigen Steinmetzbetrieb Dospiel.
Oder die Frage, woher die Stichlingsgasse ihren Namen hat – nämlich nicht von den Fischen. Sie wurde nach einem Mellinger Bürgermeister benannt, der beim Überqueren der Ilm an einer Furt, wo sich heute das Fischhaus „Forellengrund“befindet, ertrank.
Der am häufigsten genannte Name war der von Hartmut Heyer: Der Chef der Firma Layertec prägt das Antlitz des Ortes nicht nur durch seine geplante Firmenerweiterung und den Umzug des Nahkauf-marktes, sondern auch als Besitzer einer ganzen Reihe von teilweise historischen Immobilien.
Am Schenkborn, einem von einstmals drei Mellinger Brunnen und heute Wahrzeichen des Dorfes, erreichte der Spaziergang nach zwei Stunden seine Endstation. Ob er eine Neuauflage erlebt, ist noch offen.